Was den meisten Gegnern nicht eingeht, so daß sie nicht damit rechnen, ist bis ins mögliche Ende ausgehaltene Unbeugsamkeit. Wenn es in ästhetischen Auseinandersetzungen längst nicht mehr darum geht, ob einer sein Handwerk, vielleicht sogar virtuos, beherrsche, sondern darum, eine moralisch und/oder kunstideologisch, wie auch immer, nicht gefällige Richtung nicht mehr zu unterdrücken, nein (nur in seltenen Fällen ist noch eine Gelegenheit zum Verbot zur Hand, aber auch d i e gibt’s), sondern zu verdrängen wie man Konkurrenzprodukte verdrängt, dann ist vom Künstler K r a f t gefordert, Entschlossenheit und unabweisbare Arbeit. Wenn er keinen ökonomischen Erfolg hat (eine marktdemokratische Kategorie) darf ihn das ebenso wenig in die Knie zwingen, wie wenn ihm weitgehend offizielle Anerkennung verweigert wird. Einige Anerkennung kommt bei entschiedener Arbeit nämlich immer d o c h, und auch öffentliche Aufmerksamkeit läßt sich bei gehörigem Beharrungsvermögen durchaus erreichen. Nicht indes existentielle Sicherung. Gerade hier ist man freilich am verwundbarsten, und gerade hier, weil er das weiß, muß der Künstler am unerbittlichsten gerade gegen sich selber – und gegen alle ihm Lieben – sein. Das ist schmerzhaft, aber diesen Schmerz auszuhalten (und die möglichen privaten Konsequenzen, aus denen er oft a u c h resultiert und dies ebenfalls als Folge aus der Haltung), führt letztlich zu einer besonderen Qualität der Arbeit. Nur dann nämlich ist sie de facto nicht erpreßbar – eine ungemein wichtige Kategorie, über deren Tragweite man sich für gewöhnlich nur dann im klaren ist, wenn es entweder ums Persönlichste geht – zum Beispiel um entführte Kinder (und das erfahren nicht viele Menschen) – oder ums Allgemeinste, Politische, nämlich um die Frage, ob man, aus Menschlichkeit für die Geiseln, Terroristen nachgeben müsse. Nur ist’s in Sachen Kunst oft gerade umgekehrt, und man selbst steht als ein Erpresser da, als würde die eigene Ästhetik als Terrorakt aufgefaßt. Für die erstrebte Beruhigung, ohne die sowohl reibungslose Geschäfte wie reibungsloses Getriebe kaum möglich sind, wird allerdings Intensität nicht selten als Terrorakt wirklich e m p f u n d e n. Wie vieles haben wir doch darangesetzt, uns zu befrieden und einverständig damit zu sein, daß die Intensität des Gefühls, die unsere ersten Lieben beseelte, etwas Pubertäres sei, und man müsse sich mit seiner Begrenztheit abfinden. Schließlich wird Abfindung zur Lebenshaltung, dämpfend pragmatisch. Und dann kommt plötzlich jemand daher und ruft: Nein! f r ü h e r war’s richtig! was Ihr j e t z t macht, ist falsch! – Wie?! So viel Verlustschmerz falsch und für nichts? Alles das irrtümlich? – – – Er soll schweigen.
Schweigt aber nicht. Und weiß: wenn ich jetzt schwächle, gehe ich unter. Und zwar für immer. Dichter, die es wert sind, so auch genannt zu werden, aber denen die Kraft ausgeht, landen im Entzug, im Knast oder im Irrenhaus, oder sie verschwinden a n d e r s, verstummen etwa „wie ein Hund“, der Under the Volcano tief in die Klamm hinabgestürzt ist, und alle Glieder sind gebrochen. Denn es geht, meine Damen und Herren, um E x i s t e n z in der Kunst, es geht hier n i c h t um einen Job, den einer wechselt, wenn der Arbeitsmarkt das braucht. Um Existenz allerdings geht es auf b e i d e n Seiten. Die stehen zueinander unversöhnlich: die eine, weil sie ihren resignativen Verlust verteidigen will und abwehrt, damit sie sich nicht schämen muß, die andere, die ihn unablässig attackiert. K r i e g t aber die erste Seite die andere klein, hat auch sie selber verloren, noch einmal, und doppelt, und dreifach. Das ist die i n v e r s e Botschaft dieses kleinen Selbstbestärkungstextes. Die direkte lautet indes und ist in Die Dschungel zurückgerufen: Sei nicht kleinzukriegen!
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