In unserem kleinen Ort gibt es eine kleine Kirche, eine kleine Kneipe und eine kleine Tankstelle. In den letzten Jahren die Farben, den Namen und die Ausstattung dieser immer wieder mal gewechselt – sitzt seit 30 Jahren jeden Morgen ein verschmitztes freundliches Gesicht mit sehr wachen Augen an diesem kleinen Tischchen mit der noch kleineren Kasse, immer einen großen Kaffeebecher mit dunklem duftendem Kaffee neben der Kasse stehend. Was für ein Riesenumstand es doch und wie stolz er war, als er endlich seinen Kunden die Möglichkeit verschafft hatte, auch mit Geld aus der Steckdose bezahlen zu können. „Oh… ich habe gar kein Geld eingesteckt, kann ich anschreiben bis heute Nachmittag?“. „Ja klar – einen schönen Tag wünsche ich ihnen“. „Ich ihnen auch, vielen Dank“. „Es ist kalt draußen“. „Ja“. Heute morgen verschlafen, in aller Eile geduscht und angezogen, ab die Treppe runter zur Garage – Scheiße, so’n Mist – der Tank ist leer. „Ja, ist ja auch kein Wunder, wenn du gestern nicht zu faul gewesen wärst, wäre der Tank jetzt voll“. „Ja, ja… hätte der Hund nicht in die Pfanne geschissen, hätte er den Hasen gekriegt ich weiß“. „Ach halt doch einfach deinen Mund“. „Ich will Kaffee und zwar sofort“. Frierend und meckernd steige ich in mein Auto und fahre nur um die Ecke, es ist dunkel, saukalt, der Regen peitscht die jetzt seelenlosen Blätter über die Straße. Mit Karacho… weil eilig, und quietschenden Bremsen direkt an der Zapfsäule mit der richtigen Seite (wo ist der Tank?!) an der Zapfsäule stehend den Tank aufschließen, bares Geld in den Tank fließen lassen, abschließen, die Tasche aus dem Auto holen und diesen kleinen Kassenraum betreten. Wie ein leises Vakuum umfängt mich diese Stille, in den Ecken schimmert es… ich sehe es sofort, er hat schon seine Weihnachtssterne aufgehängt, jetzt aber erst fällt mir dieser gemütliche Schimmer der Weihnachtsbeleuchtung auf. Ich bleibe stehen, schaue mich um und hole tief Luft, es duftet einfach so verlockend nach frisch gebrühtem Kaffee. „Na?, mal wieder verschlafen?“. „Ja“. „Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten, wenn sie verschlafen haben, dann hatten sie bestimmt noch keinen Kaffee, und wenn sie verschlafen haben, dann könn’se auch noch 10 Minuten später kommen“. Ich setzte mich: „Oh… sehr gerne“. Ein sehr leises Gespräch entwickelt sich, das Thema landet irgendwie bei den Büchern – er steht auf, geht zu der Tür, die sich hinter seinem Stuhl befindet und öffnet sie. Ich schaue und werde wach, ein kleines Bücherregal neben dem anderen. „Ich leih Ihnen gern mal eines, sie müssten nur mal gucken. Wissen sie, seit 30 Jahren sitze ich hier, die Jahre und die Menschen gehen entweder an diesem Raum vorbei, oder sie betreten ihn, und zwischendurch habe ich Zeit, Zeit zum Lesen der Jahre, die an mir vorbeigehen“. „Haben Sie eigentlich hier schon einmal einen blauen großen Bus gesehen?“. „Nein, aber ich kann ja mal darauf achten“. „Das wäre schön, danke… und ich komm mir auch gern mal ein Buch ausleihen“. Er setzt sich wieder, eine wohltuende Stille tritt ein, sie ist nicht – wie üblicher Weise empfunden wird – peinlich, nein. Es ist ein stilles Einverständnis an diesem dunklen, kalten und nassen Morgen, der so schön von dieser heimeligen Weihnachtsbeleuchtung und diesem Menschen und seinen Büchern gewärmt wird. „Ihre Weihnachstbeleuchtung und diese Sterne… das sieht sehr schön aus“. „Finden Sie?… dankeschön, so ist es nicht ganz so kalt“. „Ja“. „Ich muss jetzt zur Arbeit, vielen Dank für den Kaffee… dieser Augenblick hat mir sehr gut getan“. „Ja, ich weiß, Euch Menschen fehlt es an diesen Augenblicken“… lächelt, nimmt mir den leeren Kaffeebecher ab. „Einen schönen Tag wünsch ich Ihnen“. „Ich ihnen auch“. „Bis zum nächsten Mal“. „Ja“.
Meta
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