Während der Anlaufphase des Ofens bei noch offener Tür, damit bei der anfangs offenen unteren Klappe der aus den Ritzen hervortretende Qualm mir nicht den Atem benimmt, den mir die Zigaretten doch immer noch lassen, wieder so eine Raubtierphantasie. Sah neulich das Bild eines Riesenkrokodils, das nun plötzlich im Bild der Tür erschien, eine Bild-Bild-Zeitverzerrung. Verzeitigung. Maß ihm grad so viel Geschwindigkeit zu, daß ich grad noch die Schlafzimmertür verbarrikadieren konnte, und ungläubigen Passanten auf dem Platz meine Mär verbal als Panik einzuimpfen versuchte, fast so wie die selige Silvia Soldi mit ihrem “sto male” aus dem zweiten Stock des Hauses schräg gegenüber, das nun zum Verkauf steht. Andere Male waren’s meinetwegen Schlangen oder finstere Tagediebe. Um dann im Notfall die 3-4 Meter aus dem Fenster zu springen mit ungewissem Ergebnis für die Knochen.
Obwohl damit auch der Nachweis eines Irreseins statt eines Notfalls erbracht sein könnte.
Taugenichtse. Und empfinde derzeit beim Lesen des Eichendorffschen ‘Taugenichts’ eine grenzenlose Sympathie für ihn. Und die Erkenntnis, daß ein Text, den man vor Jahrzehnten gelesen, beim Wiederlesen doch noch Leben gewinnt. In dem Sinne, als sich Wirklichkeit und ihr Abbild gegenseitig spiegeln und abspiegeln und so ständig Bild-in-Bild-Situationen schaffen:
”Siehst du”, sagte der Maler, “dem einen Hirtenknaben da will ich deinen Kopf aufsetzen, so kommt dein Gesicht doch auch etwas unter die Leute, und will’s Gott, sollen sie sich daran noch erfreuen, wenn wir beide schon lange begraben sind und selbst so still und fröhlich vor der heiligen Mutter und ihrem Sohne knien, wie die glücklichen Jungen hier.” […] So saß ich ein paar Minuten ganz still, ohne mich zu rühren. Aber ich weiß nicht, zuletzt konnt ich’s gar nicht recht aushalten, bald juckte mich’s da, bald juckte mich’s dort. Auch hing mir gerade gegenüber ein zerbrochener halber Spiegel, da mußt ich immerfort hineinsehen, und machte, wenn er eben malte, aus Langeweile allerlei Gesichter und Grimassen.
In all seiner Mittellosigkeit sehe ich eher eine Arglosigkeit, die sich an dem schmaust, was ihr so zufällig begegnet und sich immer mehr vernetzt miteinander. Ich kann mich plötzlich ein wenig wiedererkennen. In der – wie soll ich sagen – Lebensmetaphorik des Textes. Kleine Überraschungen im Spätherbst.
Tullia kam jetzt wieder vorbei – ormai da un po’ di giorni -, schnorrte sich wieder eine Zigarette und setzte sich dazu an den Tisch nicht weit vom Ofen. Gestern bei ihr Adieu-Abendessen des Schönwetterbauern. Ein bissel Gesinge am Ende. Irgendwann nur noch die Gitarrenläufe ohne Gesang, hob ich also an und machte eine Art Sprechversion des Mondes, der da aufgegangen, und vom weißen Nebel wunderbar, sehr zum Amüsement ihres 12jährigen Sohnes, der schon einen Ohrring trägt.
Auch seine ältere (“più grande” würde man auf Italienisch sagen) Schwester kam dazu, setzte sich neben I., die mit dem Saxophonisten A. auch noch dazugekommen war, wandte ihr den Rücken zu und ließ sich aus ihren dichten schwarzen Haaren einen dicken schwarzen Zopf flechten. Ich schaute entzückt zu: damals flocht’ ich selber eine Zeitlang den Schwestern die Zöpfe, aber eben einen links und einen rechts. Ich würd’s gern mal wieder ausprobieren.
Mein Gesicht auf dem Hirten war auch schon fertig, und sah so klar aus, daß ich mir ordentlich selber gefiel..
Meta
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