Über das Warten.
Mir ist fast, als hätte ich schon einmal einen Eintrag darüber geschrieben, aber da es öfter vorkommt, kann man auch öfter darüber schreiben, nicht wahr?
Schriftstellerinnen warten ständig. Wir warten zuerst darauf, dass uns etwas einfällt, dass der Text endlich fertig ist, dann warten wir, bis der Abstand zum Text groß genug fürs Korrekturlesen ist, dann warten wir entweder:
1) Bis die Literaturzeitschrift ja oder nein sagt um dann bis zum Erscheinen der Zeitschrift zu warten, manche vielleicht auch noch bis das Honorar am Konto ist.
2) Bis der Einsendeschluss für den Wettbewerb vorbei ist, bis es die Shortlist gibt, bis es einen Sieger gibt und wenn man unter den Platzierten ist wartet man dann auch noch auf die Preisverleihung (und wahrscheinlich bis das Preisgeld am Konto ist, weil man es in seiner Euphorie schon ausgegeben hat, bevor es überhaupt real war).
3) Bis der Verlag eine Rückmeldung zu Leseprobe gibt, bis der Verlag eine Rückmeldung zum gesamten Manuskript gibt, bis das Lektorat beginnt, bis das Lektorat beendet ist, bis das Design steht, bis das Buch gedruckt ist, bis wir das Buch in der Hand halten, bis die ersten Kritiken kommen (und, ja, bis das Honorar am Konto ist, denn von irgendetwas muss man ja auch noch leben).
Für alle die noch nicht genug vom warten haben, gibt es noch Varianten, so kann man z.B. mit dem fertigen Buch an einem Wettbewerb teilnehmen, um die Warterei noch etwas zu verlängern, man kann eine Agentur zwischen sich und den Verlag schalten um das Warten auf mehrere Ebenen auszudehnen, man kann beginnen einen Blog zu schreiben und andere vom Warten zu erzählen – und darauf warten, ob das Kommentare provoziert.
ein fettes OH JA gefolgt von eben so fettem *SEUFZ* provoziert das allemal. umso mehr, wenn man sich erst auf level1 befindet.