Im Rabenhof mit Glavinic.
Eines vorweg: Ich dachte immer das Theater im Rabenhof wäre links. Links genug auf jeden Fall, um gegen Studiengebühren und dergleichen zu sein. Warum allerdings eine Studentenkarte für eine Lesung (und selbst wenn es Thomas Glavinic ist) bei einem Normalpreis von 15 immer noch 12 Euro kostet, blieb mir und meiner Freundin unverständlich. (Eigentlich ist nämlich eine grundsätzliche Studentenermäßigung von 50% ausgeschrieben, beim Nachschlagen im Programm entdeckten wir dass Studentenkarten beim Normalpreis von 16, dann nur 9 Euro und beim Normalpreis von 20 tatsächlich nur 10 Euro kosten. Wo die Logik dabei bleibt… das konnte mir auch die Kassiererin leider nicht beantworten.) Eine teure Angelegenheit also.
Dafür war der Rabenhof fast ausverkauft, wenig sehr junge Leute im Publikum, dafür der ORF, mit Kamera und auch ohne, versteckt als Fernsehpromis und Radiomoderatoren und ich bilde mir auch ein, ich hätte Daniel Kehlmann gesehen, aber da möchte ich mich jetzt wirklich nicht festlegen. Der Autor war stimmlich leicht indisponiert und beschränkte sich nach dem ersten Kapitel, dass als “Dialog” gelesen wurde, auf das Beantworten der Fragen, die Klaus Nüchtern in gewohnt humorvoll-provokanter Weise stellte. Wir wissen jetzt, dass Thomas Glavinic den Ausdruck surreal nicht gerne auf Elemente seiner Bücher angewendet sieht und seine Frau immer als erste seine Manuskripte liest. Nach dem bei “Das bin doch ich” öfters über den darin enthaltenen starken Alkoholkonsum diskutiert wurde, fiel diesmal Herrn Nüchtern der viele Sex ins Auge.
Durch die Abwechslung von Lese- und Interviewteilen war es ein sehr kurzweiliger Abend, auch die Pause dazwischen war angebracht. Vom Kauf des Hardcovers musste ich dann ob des Eintrittspreises absehen, da warte ich wahrscheinlich auf das Taschenbuch. Was bleibt ist die Feststellung, dass Glavinic ein sehr genauer Autor ist, dessen Szenen immer einen guten Grund haben, was ihn aber nicht davor bewahrt von der “schrulligen Katze” zu schreiben.