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Unerträgliche Kurzsichtigkeit

25. Oktober 2010

Eigentlich wollte ich ja etwas zur Präsentation der Anthologie “Alle Wege. 13 Romgeschichten”, die vor kurzem im Sonderzahl Verlag erschienen ist, schreiben. Zum Beispiel die lustige Tatsache, dass sich gewisse Mitglieder der FPÖ darüber aufregen, dass Schriftsteller in der Rom-WG jedes Jahr “Urlaub” machen würden, aber alle, die dort waren, diese Erfahrung (winziges Zimmer, geteilte/kaputte Bäder, Fenster auf die römische Ausgehmeile…) als durchaus anstrengend bis traumatisierend beschreiben. Egal. Solche kleinen Aufreger sind hinfällig, sobald man heute eine Zeitung aufgeschlagen hat. (Von mir ist ein kurzer Text in der Anthologie “Meere, zu weit entfernt”, sie ist sehr schön geworden, einen Druckfehler am Cover gibt es – nur damit alles gesagt ist.)

Es besteht Erklärungsbedarf:
Unsere (gar nicht mal so) liebe Regierung hat mich heute glauben lassen, es wäre der 1. April und die österreichische Politik nur ein Scherz. So wird nämlich den österreichischen Familien nicht nur die vor gar nicht allzu langer Zeit eingeführte 13. Familienbeihilfe auf 100 Euro pro Kopf (und das auch nur bis 16 Jahre) zusammengekürzt, es wird ihnen auch noch der Mehrkindzuschlag gestrichen. Familienfreundlich ist das nicht.
Ca. 35.000 Studenten verlieren ihren Anspruch auf Familienbeihilfe, weil es sich nie und nimmer ausgeht, dass man bis 24 mit seinem Masterstudium fertig ist. Ich bin in Mindeststudienzeit, habe nie gewechselt, aber eben eine BHS besucht… würde also den Anspruch schon ca. ein halbes Jahr zu früh verlieren. Damit hat man nicht nur ein Viertel weniger Geld – weil mehr als 20 Stunden Arbeit ist neben dem Studieren nicht drinnen – viele zusätzliche Vergünstigungen (wie für öffentliche Verkehrsmittel in Wien) fallen ebenfalls weg. Viele stehen jetzt (auch bei der Frage der Sozialversicherung) vor einem großen Fragezeichen. Die neuen StudentInnen sollen in 20 Fächern zugangsbeschränkt werden und außerdem gleich nach der Matura im Sommer eine Studieneingangsphase durchlaufen. Studentenfreundlich ist das nicht.
Und weil Österreich bei so vielen seltsamen und nicht nachvollziehbaren Kürzungen im Ausland dumm aussehen könnte, ist es vielleicht ganz gut, dass wegen Einsparungen Botschaften geschlossen werden müssen – dann kann dort niemand anklingen und uns ach so fortschrittlichen Staat herzhaft auslachen.


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