Wir haben Recht. About the Angst and the Money.
Ein Beitrag zur aktuellen Diskussion über Kunst und ihre Rechte.
Suchen wir gemeinsam zuerst die Fehler in diesem Video:
Video zu “Literatur hat Recht” (Teil von “Kunst hat Recht”)
– Ja, dieser Herr schreibt auf einer alten Schreibmaschine. Er erstellt somit eine einzige Kopie seiner Arbeit (auf Papier), die dann gestohlen, modifiziert, kopiert und weiterverbreitet wird. Er hat sie dann nicht mehr.
– Ja, in Wahrheit ist meistens auch noch ein Verlag daran beteiligt, der natürlich auch Interesse an einer Bezahlung hat.
– Ja, niemand klaut in Wirklichkeit den Kuchen, den er jetzt schon am Teller vor sich stehen hat.
Und nun suchen wir die Fehler in diesen Argumenten gegen das Video und überlegen, worum es wirklicht geht:
– Schon einmal etwas von symbolischer Darstellung gehört? Materiell Existierendes lässt sich nun einmal besser zeigen als Dateien. Sagen wir also, der Schriftsteller besitzt am Ende immer noch seine urspüngliche Datei. Was er jedenfalls nicht hat ist: Geld am Konto. Also “man nimmt ihm ja sein Werk nicht weg, weil digital kopiertes nicht weniger wird” hin oder her, Geld für seine Arbeit hat er jedenfalls nicht bekommen. Sind wir uns da einig?
– Ein guter Verlag (!) ist nicht ein böser Rechteverwerter. Ein guter Verlag gibt Geld für seine AutorInnen und ihre bei ihm verlegten Titel aus. (Lektorat, Korrektorat, Layout, Graphiker, Marketing, usw). Es ist also legitim, dass auch er Geld bekommt. (Wie viel Geld, also die prozentuellen Anteile der jeweiligen Beteiligten, soll hier nicht das Thema sein.) Bekommt der Verlag kein Geld, so bekommen auch seine AutorInnen kein Geld, weil die ja prozentuell an den Verlagseinnahmen des jeweiligen Titels beteiligt sind. Einfache Rechnung, nicht wahr? (Bei Selbstverlegern fällt der Verlag weg und man prellt sie direkt um ihre Einnahmen.)
– Wenn Herr Ruiss also kein Geld für seine Arbeit bekommt, kann er sich irgendwann keinen Kuchen mehr leisten. Also ist es auch egal, ob ihm jemand den Kuchen vom Teller klauen will oder nicht, weil irgendwie, über zwei, drei Ecken, wurde er schon geklaut. Oder gibt es da andere Ansichten?
Und jetzt stellen wir noch ein paar grundsätzliche Dinge fest:
Es geht hier um Angst und es geht hier um Geld. Die einen haben Angst um ihre Existenzgrundlage (die, auch das müssen wir natürlich ehrlich zugeben, bei den meisten für die Existenz sowieso nicht ausreicht), die andere haben Angst um ihre Privatsphäre. Die einen hätten gerne ein bisschen Geld, die anderen hätten es gerne möglichst gratis, oder zumindest, dass sie entscheiden können wie viel ihnen etwas wert ist. Beide Ängste sind berechtigt, beide Wünsche nachvollziehbar.
(Was bei “gratis” gerne vergessen wird: Gratis Downloads und Streams sind vielleicht für NutzerInnen gratis (außer man holt sich auf fragwürdigen Seiten einen Trojaner und ist seine Daten los), aber es werden zweifellos Einnahmen damit generiert – über Premium User Accounts, Flatrates und nicht zuletzt Werbung, die UrheberInnen sehen von diesen Einnahmen aber nichts! Es geht hier also nicht nur darum, dass die UrheberInnen nicht für ihr geistiges Eigentum bezahlt werden, sondern es geht im Internet immer mehr darum, dass andere Leute damit Geld verdienen – als konkretes Beispiel: durch den Verkauf von kopierten E-Books, die auf Plattformen wie Amazon unter verfälschten Titeln angeboten werden.)
Am Ende treten wir jetzt einen Schritt zurück, holen tief Luft und versuchen ganz sachlich den Standpunkt der anderen zu sehen und einen Ausgangspunkt für eine ernsthafte und brauchbare Diskussion zu finden, wobei ich hier nur für die Literatur sprechen kann:
Früher war der Ort für die Verbreitung des geistigen Eigentums von Schriftstellern vor allem die Bibliothek. Man kann sich ein Buch (das zumindest einmal von dieser Bibliothek zum vollen Preis gekauft wurde) gegen eine geringe Gebühr ausleihen. Man sogar Teile (oder das ganze Buch, wenn man will) auf einem Kopiergerät gegen Bezahlung des Kopiervorganges für sich selbst vervielfältigen. Beide Handlungen haben die Überweisung eines Honorars an die UrheberInnen zur Folge! (Über eine Rechtverwertungsgesellschaft, in Österreich der Literar Mechana.) Das Kopieren ist anonym, das Ausleihen schon nicht mehr ganz. (Aber man kommt auch nicht auf die Idee, dass es jemanden interessieren könnte, was man sich da geliehen hat. Abgesehen davon, dass das Sortiment der meisten öffentlichen Bibliotheken nicht für eine politische Aufregung oder moralische Empörung gut ist.)
Wäre es nicht schön, wenn alles (Filme, Musik, Literatur, …) im Internet in bester Qualität einfach zum Download verfügbar wäre und ich mir im Moment des Runterladens nicht über legal/illegal und die gerechte Entlohung der UrheberInnen Gedanken machen müsste? Und wäre es nicht schön, wenn ich meine Werke einfach so ins Internet stellen, jeder sie benutzen könnte, ich mir keine Gedanken über meine gerechte Entlohnung machen müsste, und niemand würde über meinen Kopf hinweg damit Geld verdienen? Ja, schön wärs.
Es gilt also, ein funktionierends Model zu finden, eines ohne Kriminalisierung. Eines, in dem alle gewinnen, nicht nur große Konzerne. Ohne fragwürdige Dinge wie Ansätze zur kompletten Überwachung des Internets. Über gute Ideen dazu würden wir uns alle freuen.
Können wir die Diskussion nun von vorne beginnen und sie gemeinsam und nicht gegeneinander führen? Danke. Die nächste Diskussion über die Weiterverwertung von Kunst im Internet, also zum Beispiel das Remixen, das Collagieren und so weiter, führen wir anschließend, auf Basis der Ergebnisse aus dieser. Ja?
(PS: Ein interessanter Ansatz ist übrigens das “Zählpixel” der VG Wort aus Deutschland.)
Sodawasser: Es ist halt alles nicht so leicht.Ichgeh in ein geschäft,kaufe mir eine Armbanduhr und bezahle. Die Armbanduhr könnte aber auch eine Cd sein.,oder ein mp3 file im Internet. Man zahlt dafür.das lernt man eigentlich von Klein auf.Und Bilder? Wie istdas mit Bilder wenn sie aus dem Internet gesaugt werden,dann ausgedruckt und vergrößert werden. Manchmal ist die Kopie dann schöner als das Original….Nein das darf nicht sein…..
Kunst muß Recht haben.Wir leben halt in einer kapitalistischen Welt,und da muß die Kunst mit Geld belohnt werden.