Wer bin ich? (Women Power 15 – Musik)

Kampfansage gegen süssliche Salonmusik

von Walter Eigenmann

Wer bin ich? (Women Power 15 - Musik-Quiz)
Wer bin ich? (Women Power 15 – Musik)

Dass ich eine der bedeutendsten Komponistinnen in der Mitte des romantischen 19. Jahrhunderts werden würde, wurde mir alles andere als schon in der Wiege gesungen. Meine Eltern lebten quasi „illegal“ getrennt, ich ward also in einer moralisch „zweifelhaften“ Umgebung grossgezogen, und obendrein war ich noch als Teenager entsetzlich schüchtern.
Doch immerhin entdeckte man meine Hochbegabung, wonach ich erst den bekannten Mozart-Schüler Reicha, dann den einflussreichen Pianisten Hummel als erste Lehrer erhielt.
1821 heiratete ich, widmete mich u.a. auch intensiven kontrapunktischen Barock-Techniken und gab zusammen mit meinem Mann ein monumentales 20-bändiges Sammelwerk alter und neuer Klaviermusik heraus, das in seiner wissenschaftlich-philologischen Orientierung eine eigentliche Kampfansage gegen die damals grassierende süsslich-sentimentale Salonmusik des mondän-versnobten Pariser Publikums darstellte.

Musikalische Emanzipation vom Zeitgeist

Zwar komponierte ich selber in meinen Anfängen so einiges an üblichem Repertoire meiner Zeit, aber im Gegensatz zu vielen damaligen Salonlöwen wie Herz oder Hünten vermied ich eitles Klavier-Passagenwerk ebenso wie tränenseliges Sentiment und parfümierte Phrasen. Noble Zurückhaltung, kontrolliertes Engagement, durchdachte Satztechniken, weit umspannendes Kalkül sowohl in der Kammer- wie in der grossräumigen sinfonischen Musik  – das wurden im Laufe der Jahre meine eigentlichen Markenzeichen. So sehr, dass sich bald auch die Genies jener Tage allmählich über mein Schaffen höchst lobend äusserten – zum Beispiel ein Schumann, der über meine Klaviervariationen op. 17 schrieb: „… so sicher im Umriss, so verständig in der Ausführung, so fertig mit einem Worte… und dies alles leicht und gesangreich!“

Wer bin ich? (Women Power 15 - Musik): Notenbeispiel

Solches und weiteres Lob aus berufenem Munde führte schliesslich dazu, dass auch kleinere, aber einflussreiche männliche Geister des damaligen Kultur- und Konzertbetriebes das Problem „Frau und Komposition“ nicht mehr länger chauvinistisch bewirtschaften konnten, sondern meine Karriere sogar mit einer Professur am heilig-berühmten Pariser Conservatoire beförderten.

Wer bin ich? Banner-Grafik
Die Lösung dieses Personen-Rätsels kann via Kommentar- Funktion „eingesandt“ werden. Die Kommentare werden einige Tage später freigeschaltet.

Es ist bedauerlich, dass mein umfangreiches kompositorisches Schaffen inzwischen zwar im französisch sprechenden, auch im osteuropäischen Kulturraum Anerkennung und Konzertaufführungen erlebt, ja teils gar auf Schallplatten eingespielt wurde – aber leider im deutschsprachigen Teil des kulturellen Europa immer noch in quasi feministischer Isolation verharren muss…

Also:
Wer bin ich?

Lesen Sie im Glarean Magazin zum Thema Musiker-Biographien auch das
Panoptikum der Musiker-Entgleisungen

2 Gedanken zu “Wer bin ich? (Women Power 15 – Musik)

Kommentare sind willkommen! (Keine E-Mail-Pflicht)