Literatur-Zeitschriften: «Federwelt»
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Vielfältiger Ratgeber für Autorinnen und Autoren
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Immer wieder erstaunlich, wie ambitiös, fast schon prätentiös manche Print-Literatur-Zeitschriften das Auge ihrer meist kleinen, aber meist auch treuen Leserschaft verwöhnen! Und wenn eine der zahllosen, kleinauflagigen, aber völlig unverzichtbaren Gazetten geeignet ist, das früher hartnäckige Schmuddel-Image dieser ganz speziellen Heft-Szenerie zu pulverisieren, dann ist es die «Federwelt».
Uns liegt die aktuellste, die 64. Ausgabe dieser sechs Mal jährlich im Münchner Uschtrin Verlag erscheinenden «Zeitschrift für Autorinnen und Autoren» vor – und man ist allein schon hingerissen von der geradezu gestylten Aufmachung des gesamten Heftes. Typopgraphie, Layout, Papier, Textstrukturierung, Farbgebung, – kein Zweifel, das kommt nicht nur hochprofessionell, sondern auch Seite für Seite sehr ästhetisch rüber. Chapeau! vor dieser editorischen Leistung.
Hält auch der Inhalt, was die Verpackung verspricht? Das thematische Spektrum jedenfalls ist, für ein «AutorInnen»-Periodikum, abwechslungsreich breit. Gewiss, das Handwerkliche soll in der «Federwelt» den fetten Löwenanteil ausmachen: «Bestellvertrag», «Literaturagentur», «Ratgeber», «Interview», «Schreibgruppe», «Termin-Kalender», «Ausschreibung», «Rezension» – das sind nur ein paar der wichtigsten Stichwörter in Literaturgazetten, zumal in dezidierten «AutorInnen»-Blättern, und sowieso in der «Federwelt».
Doch zum Informellen stellt das 64-seitige Heft wohltuend auch Primärliterarisches – diesmal neben ein wenig Kurzprosa (von Gerhard Reininger) ein halbes Dutzend LyrikerInnen. Wobei die Redaktion ein Sensorium für sprachlich Sensibles beweist. Hier ein feinstes Poesie-Beispiel der Berliner Exil-Iranerin Mahnaz Talebitari (geb. 1964 in Teheran):
lippling
im hellen ertasten
deiner lippen
erblindet mein finger
nachtfarben
ahnt mich dein nah
Die 64. «Federwelt» – ein «Lesevergnügen», wie’s so heiβt? Ja, definitiv. (gm/07)
Federwelt – Zeitschrift für Autorinnen & Autoren, Nr.64/Juni-Juli 2007, ISSN 1439-8362, 4,50 EUR
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frei.heit, frei.geist
oder sinn.frei?
wird noch
toleriert oder
polarisiert?
Wär es denn besser, wenn es ALLEN gefällt? ich find das gedicht sehr gut! mfg
Über Geschmack kann man nun mal nicht streiten. Dem einen gefällt “freie” Lyrik, der andere liebt es gereimt. Kitsch und Kunst liegen oft nah beieinander. Ich schreibe selbst, hauptsächlich Prosa. Auch mir bleibt oft unerklärlich, warum Txtes anderer veröffentlicht werden, meine aber nicht. Und wie oft habe ich mir schon ein preisgekröntes Buch gekauft (z.B. von Walser), es nach 40 Seiten in die Ecke geworfen und nie zu Ende gelesen, weil ich es doof finde?!
Bleibt zu hoffen, dass sich irgendwann zu jedem Text-Topf ein entsprechender Leser-Deckel findet. Doch zurück zur Federwelt: Ich bin selbst Abonennt und mir gefallen nicht immer die ausgewählten Gedichte und Texte. Zumal es in der Mehrzahl Texte von Autoren sind, die bereits woanders veröffentlicht haben. Weshalb ich die Federwelt kaufe? Es sind die praktischen Artikel rund ums Schreiben, die immer aktuell sind und auch durch Ratgeberbücher nicht ersetzt werden können. Insofern stimme ich voll zu: die “federwelt” ist ansprechend und hilfreich!
Was für ein gelungenes Gedicht! Oder etwa nicht? Von jeher wurden Dichter und ihre Werke angezweifelt und hinterfragt. Die Meinungen gingen und gehen weit auseinander. Aber ist das nicht schon immer so gewesen? Sprache ist lebendig. Sie geht ihre eigenen Wege, die manchmal außergewöhnlich sind. Das darf sein; es ist sogar gewollt.
Deshalb gleich in Wut zu entbrennen? Schade!
Wo bleibt denn da der dichterische Freigeist? Wo bleibt Toleranz für die Verschiedenartigkeit der schreibenden Zunft?
Und wenn es gar nicht anders geht: Augen zu!
Von wegen “Liebling” – hoppla da verkehrt sich doch was…vom Empfänger von Liebe mutiert “Mann” zum bloßen Lippenträger, dem Lippling.
Wie schön, dass sich Frau in unseren Breiten am Manne auch mal so richtig austoben darf…
Da ich mich selbst zur Schreibenden Zunft zähle,
werde ich mich nach dem Lesen obigen ,Gedichts’ in der Zukunft wohl nicht mehr um eine Zusammenarbeit mit der Federwelt bemühen
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin der gleichen Auffassung wie Frau Bonrouhi. Einerseits kämpfen wir seit Jahren verzweifelt gegen das Wuchern von Anglizismen – Denglish – in der deutschen Sprache, andererseits engagiert sich Ihr Magazin für deutsche Literatur. Speziell Lyrik – Dichtung –
sollte die Muttersprache sauber verwenden. “… ahnt mich dein nah.” – ? – Wollen wir zum Dadaismus zurück? Oder gehen Sie nach der Prämisse : richtig nicht, aber originell?
Mit freundlichen Grüßen
Marlies Kühr
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>ich bin der gleichen Auffassung wie Frau Bonrouhi.
>Einerseits kämpfen wir seit Jahren verzweifelt
>gegen das Wuchern von Anglizismen – Denglish –
>in der deutschen Sprache…
Wer “verzweifelt gegen das Wuchern von Anglizismen
in der deutschen Sprache kämpft”, ist bestenfalls doof,
schlimmstenfalls nationalistisch. Eine Sprache verändert sich
gleich einem lebenden Organismus, der Altes abstößt,
Neues annimmt, das Meiste behält. Kein Grund zu
fundamentalistisch-ängstlicher Kulturwacht.
…>andererseits engagiert sich Ihr Magazin für deutsche Literatur.
>Speziell Lyrik – Dichtung – sollte die Muttersprache sauber verwenden. “… ahnt mich dein nah.” – ?
>Wollen wir zum Dadaismus zurück? Oder gehen Sie
>nach der Prämisse : richtig nicht, aber originell?
Originalität kann durchaus ein Lyrik-Qualitätskriterium sein –
das oberlehrerhafte “Richtig-Falsch” aber definitiv nicht.
Literarischer Kreativität ist das Schulbuch egal.
Was umgekehrt nicht heißt, dass jeder Blödsinn gleich
unter Dichtung firmieren darf. Aber “richtig-falsch”??
Wir sind hier nicht auf der Straßenkreuzung.
Herzliche Grüsse: W.E.
PS: Das “Glarean” enthält ein stilistisch riesiges Spektrum an Lyrik,
vom Barock bis zur Moderne – siehe hier:
https://glareanverlag.wordpress.com/category/gedicht-des-tages/
Sehr geehrte Herausgeber,
also mir gefällt dieses gedicht überhaupt nicht, das ist kein feines Debütbeispiel, und das von einer Landsmännin, die 10 Jahre älter ist als ich.
Ich bin auch Iranerin, aber ich bin wesentlich kritischer in meiner Wortwahl, was deutsche Dichtkunst betrifft, ich kann richtig deutsch und was ich schreibe hat Hand und Fuß. Was soll denn “lippling” bitteschön?!
Sicher werden Sie sich jetzt fragen, warum mich dieses Gedicht so wütend macht? – Weil ich nicht verstehe, warum ich weniger vorwärts komme als diese Frau – Iranerin hin – Iranerin her! Ich könnte Ihnen ja mal etwas von mir schicken, falls Sie das jetzt noch interssiert, was ich, aufgrund meiner hier niedergeschriebenen Kritik, natürlich bezweifle,
aber ich bin dennoch froh, sie hier geäußert zu haben. M. f. G. Fariba Bonrouhi
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Liebe Frau Bonrouhi
Ihre Ansicht über dieses oder jenes Gedicht hat keinerlei Einfluss auf unser redaktionelles Interesse an Lyrik; Sie können uns also gerne mal Gedichte aus Ihrer Feder zusenden.
Mit guten Wünschen zum neuen Jahr: W.E.