Splitter
.
«Welcher Dichter unter den Musikern führt die edelste Feder?»
(Frage in einem groβen deutschen Musik-Forum)
Auf die Gefahr hin, als verknöcherter Anachronist rüberzukommen:
Ich nenne Richard Wagner.
Allerdings nicht unbedingt jenen des «Walküren»-Ritts, zu dessen heroisch lärmendem Fortissimo-Tremolo ein Coppola seine tötende Helikopter-Armada über dem brennenden Vietnam wunderbar einen schaurigen Totentanz im Abendlicht tanzen lassen konnte.
Auch nicht jenen «Blut-und-Boden»-Anbeter, dessen Bayreuth vor noch gar nicht so langer Zeit einen hässlichen braunen kleinen schnauzbärtigen Mordbuben mit offenen Armen willkommen hieβ.
Und erst recht nicht jenen «Tannhäuser»-Pilger, wie er vor Gnade triefend ergriffen ins Heil eingeht.
Sondern den Jahrhundert-Wagner des «Tristan», der – nur ein Beispiel unter vielen – mit «Isolde» dichtet:
«O tör’ge Magd!
Frau Minne kenntest du nicht?
Nicht ihres Zaubers Macht?
Des kühnsten Mutes
Königin?
Des Weltenwerdens
Wälterin?
Leben und Tod
sind untertan ihr,
die sie webt aus Lust und Leid,
in Liebe wandelnd den Neid.
Des Todes Werk,
nahm ich’s vermessen zur Hand,
Frau Minne hat es
meiner Macht entwandt.
Die Todgeweihte
nahm sie in Pfand,
faßte das Werk
in ihre Hand.
Wie sie es wendet,
wie sie es endet,
was sie mir küre,
wohin mich führe,
ihr ward ich zu eigen:
nun laß mich Gehorsam zeigen!»
Gruss: Walter Eigenmann
leave a comment