Gedicht des Tages
Die Kentaurin
Einst schweifte durch die Wälder und Geklüfte,
Uns Blonderen gesellt, die stolze Herde
Der schwärzlichen Kentauren, flog die Erde,
Vom Huf gelockert, Hüfte neben Hüfte.
Nun wehn umsonst die Wiesenlüfte:
Wir traben einsam durchs Gefild. Ich werde
Oft wach des Nachts beim fernen Ruf der Pferde
Und atme bebend schwüle Sommerdüfte.
Uns hat das herrliche Geschlecht verlassen,
Ixions königlicher Stamm erstirbt:
Ihr heißes Trachten geht nach Menschenfrauen.
Sie müssen uns ob unsrer Liebe hassen:
Wir wiehern, wenn uns ihre Brunst umwirbt,
Und ihre Gier verwandelt sich in Grauen.
(Schaukal)
José Maria de Hérédia (1842-1905)
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