Gedicht des Tages
Der Mond
Ein abgebrochenes Stück,
Dem goldnen gleich vom Pol
Herabgedrückt zum Hohl
Der bangen Mitternacht,
Bleibt ihm mit scharfem Rand zurück,
Wem? Diesem, der da blickt,
Und weil er Atem holt,
Nicht dies Gesicht von Gold
Bewacht, und weil er wacht
Und bangt, die finstre Bucht
Mit Atem zu sich selber schickt.
Schon ist der Donner dort,
O wache nicht, du musst
Sonst sammeln in der Brust
Mit trümmerhafter Sucht.
Was, kalt dies Gold der Nacht,
Das Monde wechselnd hängt am Ort.
Nun wird er Blut und Ruß,
Nun steht er auf dem Bord
Des Rachens und verdorrt
Beflammt, und von der Nacht
Verschlungen, bebst du bis zum Fuß.
Konrad Weiß (1880-1940)
leave a comment