Arno Nickel (Hg.): «Schach-Kalender 2008»
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Tägliches Schach-Infotainment
Walter Eigenmann
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Wussten Sie, dass WM Botwinnik öfters gegen den Studien-Komponisten Kaminer zu boxen pflegte? Oder dass Bobby Fischer «nur» 187, hingegen Emmanuel Lasker über 500 Monate (!) lang zur glorreichen Schach-Gilde der Top-Twenty zählte? Oder dass der hochbegabte Internationale Meister Bert Enklaar als 21-jähriger seine sämtlichen Schach-Bücher verschenkte, um für einige Jahre völlig von der Turnier-Bildfläche zu verschwinden? Oder dass der aktuell jüngste, nämlich 14-jährige Großmeister Fabiano Caruana (Italien) nicht nur Weltmeister werden will, sondern sich fürs Leben gern Mistery-Thriller reinzieht?
Nein? Dann haben Sie den brandneuen «Schach-Kalender 2008» noch nicht gelesen. Im 25. Jahrgang bereits legen die deutsche Edition Marco und Herausgeber Arno Nickel ihr mit schachlichem Info- und Edutainment reichlich gespicktes Kalendarium vor, und erneut ist das 320 Seiten starke Hardcover-Bändchen randvoll gefüllt mit schachlich Wissenswertem und Nützlichem, Unterhaltsamem und Lehrreichem: Bundesliga, Adressenverzeichnis, Ranglisten, Statistiken und Chroniken, aber auch Schach-Essays, -Anekdoten, -Reportagen, -Psychologisches und -Wissensschaftliches sind einige, aber längst nicht alle Inhalte dieses Kalenders. Eines der Highlights sei hier besonders angeführt, nämlich das mehrseitige, sehr persönlich gehaltene und aufschlussreiche Interview mit dem amerikanisch-tschechischen Programmierer Vasik Rajlich, Autor des momentan spielstärksten Schach-Programmes «Rybka». Und dann natürlich die Agenda selber, welche säuberlich einem jeden Tag des Jahres 2008 seinen Leerraum für Notizen, aber auch zahlreiche biographische Details von Schach-Persönlichkeiten heutiger oder längst vergangener Zeiten mitgibt:

Auch der jüngsten Nummer dieses «Vademecums des Schachspielers» sieht man dabei die Handschrift ihres Herausgebers deutlich an. Arno Nickel, als Schach-Verleger, -Essayist und -Publizist, aber auch als Computerschach-Anwender, Fernschach-Großmeister und Free-Style-Organisator einer internationalen Schach-Öffentlichkeit bekannt, ist Garant für sowohl thematische Vielfalt als auch s(ch)achliche Qualität und editoriale Sorgfalt. Redaktionell zur Seite standen ihm mit Stefan Löffler und Johannes Fischer zwei ebenfalls ausgewiesene Schach-Journalisten.
Gefragt nach der tieferen Motivation für seinen «Kalender» gegenüber der erschlagenden Info-Flut aus dem WWW, antwortet der 55-jährige Berliner: «Im Schach-Kalender steht vieles, was man so nirgend woanders findet, auch nicht im ‘Netz’. Die meisten Dinge im Kalender werden ja in irgendeiner Weise bearbeitet und weiterverarbeitet, wenn sie nicht sogar unmittelbar neu sind, was häufig der Fall ist. Der Schach-Kalender steht im übrigen in einer rund 100-jährigen Tradition, die mal in Berlin mit Ranneforths Kalender begonnen hat und später, ebenfalls in Berlin, von Engelhardt übernommen wurde. Der Witz ist, dass heute viele Leute, die den Kalender gesammelt haben, gern mal in die alten Ausgaben hineinschauen, um sich über die damalige Zeit zu informieren und auf authentische Weise einen Hauch Geschichte einzuatmen. Wo will man nachschauen, wenn man wissen will, wer 1985 in der deutschen Bestenliste stand und wie die Mannschaftsaufstellungen in den Bundesligen aussahen? Ein Griff ins Regal… Und der ist schneller und erfolgreicher als Dutzende Klicks per Suchmaschinen…»
Kurzum: Der Gebrauchswert des kleinen dicken schwarzen Bändchens aus dem Hause Nickel steht seinem Unterhaltungswert in nichts nach. Genau das Richtige also für Schach-Freunde jeder Couleur. Und natürlich für all jene Damen, welche ihrem Schach-«Freund» noch ein kleines Last-Minute-Geschenk unter den Weihnachtsbaum legen möchten… ■
Arno Nickel (Hrsg.), Schach-Kalender 2008, Edition Marco, 320 Seiten, ISBN 978-3924833558
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