Glarean Magazin

Cees Nooteboom: «Nachts kommen die Füchse»

Posted in Bernd Giehl, Buch-Rezension, Cees Nooteboom, Literatur, Rezensionen by Walter Eigenmann on 26. Juli 2009

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Liebe – ohne große Worte

Bernd Giehl

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«Es sind die Toten, die uns lieben.
Nicht die Lebenden. Die vergessen uns.
Aber die Toten erinnern sich an uns.
Würden sie sonst Nacht für Nacht kommen
und uns heimsuchen?»
(Quelle und Autor unbekannt)

Noteboom_Nachts wenn die Fuechse kommenMan kennt das ja aus eigener Anschauung. Irgendwann kehrt man an einen Ort zurück, an dem man schon einmal war. Es muss nicht unbedingt ein Ort gewesen sein, an dem man sich gern aufhielt. Aber gleichwohl kommen die Erinnerungen: Hier hat man vor Jahren den kleinen Hund begraben, der einem so sehr ans Herz gewachsen war; Und hier ist man vor langer Zeit jener Frau begegnet, die so eine unheilvolle Rolle im eigenen Leben gespielt hat.
Es sind unwillkürliche Erinnerungen, die Nooteboom in seinem «Nachts kommen die Füchse» beschwört. Und oft kommen sie eher beiläufig. Ein Foto taucht plötzlich auf, und ob man will oder nicht: man erinnert sich. Ob die Erinnerung angenehm ist oder nicht, was spielt das für eine Rolle? Wichtig ist nur die Erinnerung selbst.
Einem Mann fällt ein Foto in die Hände. Er beschreibt die Menschen, die darauf zu sehen sind. Vor allem eine Frau hat es ihm angetan. «Paula» heißt sie. Sie ist vor Jahren bei einem Hotelbrand ums Leben gekommen.

Cees Nooteboom

Cees Nooteboom

Paula war nicht nur eine schöne Frau, sondern sie war auch eigenwillig. Der Kreis, in dem sie auftaucht, ist ein lockerer Verband von Glücksspielern, die alle dasselbe wollen: möglichst viel Geld zu gewinnen. Paula schläft mit allen. Auch mit dem Erzähler. Aber dann brennt sie mit einem anderen Mann durch. Jahre später erfährt der Mann, dass Paula bei einem Hotelbrand ums Leben gekommen ist. Jetzt sitzt er auf dem einzigen Stuhl, der ihm noch geblieben ist, in einem leeren Zimmer und erinnert sich an Paula. An ihre Schönheit und an ihre Risikobereitschaft. Er hat Paula geliebt, noch lange nachdem sie endgültig aus seinem Leben gegangen ist.
Alle Erzählungen in dem Band «Nachts kommen die Füchse» handeln von den Toten und den Erinnerungen, die die Zurückbleibenden an sie haben. Und alle handeln von der Liebe. Es sind Geschichten, die nicht mit großen Worten daherkommen, und die deshalb um so mehr unter die Haut gehen. Es sind die Erinnerungen, die uns bleiben und die das Leben lebenswert machen. Ich glaube, Nooteboom hat recht. (Bernd Giehl)

Cees Nooteboom, Nachts kommen die Füchse, Erzählungen, Suhrkamp Verlag Frankfurt, 152 Seiten, ISBN 978-3518420669

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