Glarean Magazin

Das Zitat der Woche

Posted in Literatur, Nikos Kazantzakis, Philosophie, Zitat der Woche by Walter Eigenmann on 13. Juni 2010

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Über das Paradies

Nikos Kazantzakis

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Als ich erwachte, mochte es Mittag sein. Ich blickte mich überall um. Was gab es nicht alles zu sehen! Ein kleines sauberes Zimmer mit Lehnstühlen, einem Waschtisch, Seife, Flaschen, Fläschchen, großen und kleinen Spiegeln. An den Wänden hingen bunte Kleider und eine große Menge Fotografien – Matrosen, Offiziere, Kapitäne, Polizisten, Tänzerinnen, halbnackte Frauen. Und neben mir im Bett lag warm, duftend, mit verwühltem Haar das weibliche Geschlecht.
He, <Sorbas>, flüsterte ich und schloß die Augen, <du kamst schon bei Lebzeiten ins Paradies. Hier ist es gut sein, hier bringen dich keine zehn Pferde weg.>

Nikos Kazantzakis (1883-1957)

Wie ich dir schon früher erklärte, hat jeder Mensch sein eigenes Paradies. Deins ist mit Büchern und großen Tintenflaschen vollgestopft. Für einen anderen besteht es aus Fässern voll Wein, Uso und Kognak. Einem dritten bedeuten ganze Berge von englischen Pfunden das Paradies. Mein Paradies ist jetzt ein kleines Zimmer mit bunten Röcken, Parfüms und wohlriechender Seife, ich liege in einem breiten Bett mit Sprungfedern und das weibliche Geschlecht mir zur Seite.

Aus Nikos Kazantzakis, Alexis Sorbas, Roman, Rowohlt Verlag 1976

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