Aufgeschnappt
.
Literatur-Nobelpreis für Bob Dylan?
Die Berliner Zeitschrift «Literaturen» meint in ihrem jüngsten Heft, der US-Pop-, Folk- und Rocksänger Bob Dylan sollte den nächsten Nobelpreis für Literatur erhalten. Denn immerhin sei er «der einflussreichste und wirkungsmächtigste Lyriker der Moderne». Das Werk des inzwischen 68-jährigen sei «lebendig und bleibt in Bewegung, nicht zuletzt durch ihn selbst und die fortgesetzte Neuinterpretation seiner alten Songs», heißt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift. «Bei ihm wird aus Dichtung Musik und aus Musik Poesie», schreibt das Heft weiter; «Einer wie er sollte endlich den Literaturnobelpreis bekommen.»
Alljährlich im Oktober vergibt in Stockholm das Nobelpreis-Komitee diese in verschiedenen natur- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen dotierte, hoch angesehene Auszeichnung. Die Literatur-Preisträger der letzten fünf Jahre waren Elfriede Jelinek, Harold Pinter, Orhan Pamuk, Doris Lessing und Jean-Marie Gustave Le Clézio. Pro Jahr gehen nach inoffiziellen Angaben bis zu 300 Nominierungen in Stockholm ein. Vorschläge einreichen können neben Literatur- und Linguistikprofessoren auch frühere Preisträger, Mitglieder der Schwedischen Akademie und Vertreter von Schriftstellerverbänden.
.
.
.
.
.
.
Bob Dylan: «Together through life»
.
Altersmilde oder altersmüde?
Noch immer scheidet Robert A. Zimmermann (alias Bob Dylan) die Popmusik-Geister: Nach seinen drei letzten Alben «Time Out Of Mind» (1997), «Love And Theft» (2001) und «Modern Times» (2006) legte der 68-jährige Altmeister bei Sony BMG kürzlich ein neues, mittlerweile sein 33. Album «Together through life» vor, und sofort teilte der Pop-Hero seine Anhängerschaft erneut in solche, die den «neuen Dylan» eher «altbacken», gar «altersmüde» nennen, während Hardcore-Dylan-Fans von einer der besten Einspielungen überhaupt dieses wohl einflussreichsten Musikers der Pop-Geschichte schwärmen.
Was wiederum nur bedeutet, dass der ungemindert kreative wie produktive Mann aus Minnesota, Blues- und Protest-Ikone der letzten Jahrzehnte, einfach nicht zu katalogisieren ist – nach wie vor nicht. «Together through life» ist in musikalischer Hinsicht gewiss «heiterer», «lebendiger» als Vorgänger «Modern Times», ein lüpfiges Akkordeon mit mexikanischem Einschlag und fast teils Schlager-Touch inklusive. Andererseits ist «His Bobness» noch eine Spur ironischer, sarkastischer geworden, nicht philosophisch grummelnd wie früher, eher durchaus mit einem Schuss Freundlichkeit, die am Schluss des Albums wissend grüßt: «It’s All Good». Am besten einfach: Reinhören! (gm)
Bob Dylan, Together through life, Smi Col (Sony Music), ASIN B001VNB56I
Track-Liste
1. Beyond Here Lies Nothin' 3:50 2. Life Is Hard 3:39 3. My Wife's Home Town 4:15 4. If You Ever Go To Houston 5:48 5. Forgetful Heart 3:41 6. Jolene 3:50 7. This Dream Of You 5:50 8. Shake Shake Mama 3:36 9. I Feel A Change Comin' On 5:25 10. It's All Good 5:27
Sensible Biographie über eine Pop-Ikone
.
H. Detering: «Bob Dylan»
Wer da als Fan dieser Pop-Ikone meint, er hätte über Bob Dylan bereits erfahren, was es zu erfahren gibt, den belehrt diese neueste Biographie eines besseren. Heinrich Deterings groβer Respekt vor Dylans Person und Lebenswerk lässt ihn einerseits nahe an der Musik und an den Originaltexten interpretieren, arbeitet aber auch präzis und erstaunlich sensibel die psychologischen Stränge heraus, wo Dylan über teils lange Jahre (seiner jüngeren Vergangenheit) ins künstlerisch Anbiedernde oder Kitschige abdriftete.
Ein sehr facettenreicher, auf Bebilderung verzichtender und im typischen gelben Reclam-Bändchen-Outfit daherkommender, aber äuβerst kenntnisreich und dabei sehr flüssig-eloquent geschriebener Essay über einen der wichtigsten Barden der Rock-Geschichte. (gm)
Detering: Bob Dylan, Biographie, Reclam Verlag, 184 Seiten, ISBN 978-3150184325
leave a comment