Charles Lewinsky: «Der Teufel in der Weihnachtsnacht»
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Die Zehn Gebote und Krombacher Pils
Günter Nawe
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Einen Spaß wollte er sich machen, dieser Charles Lewinsky. Und das ist ihm bestens gelungen. Gerade recht zum Weihnachtsfest kommt diese nicht ganz ernstgemeinte (und bereits vor 13 Jahren erstmals verlegte) Geschichte über den Papst und seinen unheiligen Besuch in der heiligen Weihnachtszeit erneut auf den Gabentisch.
Schwester Innocentia, Seiner Heiligkeit deutsche Haushälterin mit Schnurrbärtchen, ist eigentlich mal wieder schuld daran, dass es dank ihrer köstlichen Christstollen, die dem Papst schwer im Magen liegen, zu diesem außergewöhnlichen Rencontre kommt, zu einem Rededuell mit dem Teufel; mitten in der Nacht – ein Albtraum!
Will der Leibhaftige den Papst nach neutestamentlichem Strickmuster verführen? Immerhin kommt der Teufel sehr präsentabel daher, fein gekleidet und bestens gelaunt.
Gut gelaunt war wohl auch der Zürcher Theater- und Roman-Autor Charles Lewinsky beim Schreiben dieses Textes. Er zündet ein wahrhaftiges Feuerwerk toller Idee, witzig, intelligent – und trotz mancher Respektlosigkeit nie verletzend. Nach Teufels Art also weiß sich der Leibhaftige hervorragend zu verkaufen, so dass sogar dem Heiligen Vater manchmal nicht nur die Argumente ausgehen, sondern er beinahe wirklich in Versuchung kommt, dem Teufel zu glauben. Weiß Satan doch genau, wo dem Papst und damit der Kirche der berühmte Schuh drückt. Laufen ihnen die Schäfchen weg, bröckelt das Image, sinken die Erträge.
So empfiehlt Satan nichts weniger als einen Relaunch, eine Optimierung kirchlicher Unternehmenspolitik, und verspricht dadurch eine «Umsatzsteigerung» in allen Bereichen. Zum Beispiel Werbespots, die zum Empfang der Sakramente auffordern und das Beten wieder salonfähig machen sollen. Einen elektronischen Beichtstuhl empfiehlt er – eine wahrhaft teuflische Idee. Und ein letzter, sozusagen ultimativer Vorschlag: Sponsoring zum Füllen vatikanischer Kassen. Bedingung: die Sponsoren wollen bei allen Kulthandlungen und Verlautbarungen genannt werden. Nach dem Beispiel: Der Weihrauch riecht nach Käpt’n Iglus Fischstäbchen und die Zehn Gebote werden von Krombacher Pils präsentiert.
Es gibt noch mehr solcher Ideen, die alle sehr überzeugend klingen, sodass der Papst bereit ist, seine Unterschrift unter einen enstprechenden Vertrag zu setzen. Just in dem Augenblick schellt der Wecker und Schwester Innocentia steht in der Tür – mit einem großen Stück köstlichen Dresdener Christstollen….

Charles Lewinskys «Der Teufel in der Weihnachtsnacht» arrangiert ein weihnächtliches Treffen zwischen dem Papst und dem Teufel - ein satanisches Komplott, das den Papst nicht nur in Bedrängnis bringt, sondern gar das Seelenheil kosten kann... Die ganz andere Weihnachts-Geschichte: frech, witzig, maliziös, und sehr gescheit.
Von dieser Art ist Lewinskys Erzählung vom Teufel, der den Papst in der Weihnachtsnacht besucht hat – ein kleines und feines literarisches Kabinettstückchen voller ironischer Komik, gerade recht zur Weihnachtszeit. ■
Charles Lewinsky: Der Teufel in der Weihnachtsnacht, 60 Seiten, Nagel & Kimche, ISBN 978-3-312-00465-2
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