Lyrik von Christl Greller
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ich denke positiv
schminke mir ein lachen ins gesicht.
schminke mir ein lachendes gesicht.
denke positiv, während
sich die netze enger ziehen.
der boden ruhlos. bitter
der himmel und ohne
antwort.
ich denke positiv.
fauchend
der schwingenschlag der zukunft. ihr
schatten blutunterlaufen.
ich denke positiv.
male die mundwinkel höher,
entblösse die zähne.
vom grinsen
schmerzt das gesicht.
oje – oje –
beim schicksal hilft kein schmäh.
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hirngespinste
tanzen hirngespinste über
die eislaufglätte des
intellekts. es
gibt nichts zarteres.
verstecken sich in ecken, rollen
schabernakschnell,
leicht, gespenstergleich
durchs geschaute – wie
bällchen von lurch unter
betten auf spiegelpoliertem
parkett.
hirngespenster, herzgespinste,
auffliegend im
wimpernschlag der sehnsucht.
das scheue wild der
fantasie.
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Christl Greller
Geb. 1940 in Wien, zuerst Werbetexterin, seit 1995 literarisch vielseitig tätig als Lyrikerin und Kurz-Prosaistin, zahlreiche Buch- und Anthologie-Publikationen, lebt in Wien
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Lyrik von Christl Greller
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fremdhören
in ungewohntem bett von
einer seite auf die andere, früher
schlaflos als sonst. schon
keimt morgen in die finsternis:
schwarz, schwarzgrau, grau. draußen
ein erstes moped. frauenschritte hastig
im stakkato auf asphalt.
schon
über dem köcheln der stadt
frei fliegend der jagdruf
hakenschnabeliger möven.
gurren aufgeplusterte tauben, krallentrippelnd.
hier
sieht alles so aufgespritzt aus.
und autotüren. und startgeräusche. daheim
würde man schlafen. ein
zug stampft vorbei,
windweit.
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Geb. 1940 in Wien, zuerst Werbetexterin, seit 1995 literarisch vielseitig tätig als Lyrikerin und Kurz-Prosaistin, zahlreiche Buch- und Anthologie-Publikationen, lebt in Wien
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