Interessante Literatur-Novitäten – kurz vorgestellt
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Clemens Umbricht: «Museum der Einsichten»
Seit seiner frühen Lyrik-Veröffentlichung «Der Abstand der Wörter» vor rund 20 Jahren zählt der im Luzernischen Reiden geborene Schriftsteller und Verleger Clemens Umbricht zu den gewichtigen Poesie-Stimmen der Schweiz. Nun legt der inzwischen verschiedentlich mit Preisen prämierte Lyriker seine neue Sammlung «Museum der Einsichten» als 38. Ausgabe der Reihe «Fund-Orte» im Zürcher Orte-Verlag vor.
«Museal» waren Umbrichts Gedichte noch nie – noch nicht mal das Etikett «regional» gilt (ein die Schweizer Lyrik oft treffendes Vorurteil). Vielmehr durchmessen Umbrichts «Einsichten», poetisch verwandelt und geadelt, ein reiches Themata-Spektrum vom «Austernfrühstück» bis zum «Spaziergang in Venedig», von «Atlantis» bis zur «Osterinsel». Gegliedert ist der vom Verlag sehr qualitätsvoll realisierte Band in die fünf Abschnitte «Leer vom Hunger nach Licht» , «Der Kontinent, den niemand kennt», «Doppelgänger beim Frühstück», «Britische und andere Impressionen» und «Anwesenheit, Abwesenheit». Umbricht breitet hier eine sehr bildreiche, oft packende, manchmal still-eindringlich wirkende Palette von Poesie, lyrischen Impressionen und Aphoristischem aus. Lesenswert. (we) ■
Clemens Umbricht: Museum der Einsichten, Gedichte, 74 Seiten, Orte Verlag, ISBN 3-85830-166-6
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Rainer Wedler: «Es gibt keine Spur»
Im Gegensatz zu seinen früheren Prosa-Publikationen schöpft der Karlsruher Schriftsteller Rainer Wedler (geb. 1942) in seinem jüngsten Belletristik-Band «Es gibt keine Spur» nur schon äusserlich diesmal aus dem Vollen: Auf üppigen 330 Seiten fächert Wedler ein thematisch wie sprachlich beeindruckendes Kaleidoskop von ultrakurzen bis ellenlangen Prosastücken auf.
Den weit über 50 Erzählungen – sie stammen teils aus früheren Schaffensjahren – eignet durchwegs enorme sprachliche Virtuosität und eine Varianz der Diktion, die verblüfft: Vom Staccato beim Darstellen «objektiver philosophischer Zustände» bis hin zum epischen Legato beim Schildern emotionaler Untiefen findet der wort- und bildverliebte Autor den adäquaten Sprachfluss. Über bzw. unter allem schimmert dabei eine (durchaus auch selbst-)ironische Nuance durch, die alle Intellektualität literarisch durchwächst. Keine einfache, eine anstrengende Lektüre, die desto stärker fesselt, je konzentrierter man sie zu sich nimmt. Empfehlenswert. (we) ■
Rainer Wedler: Es gibt keine Spur, Prosastücke, 330 Seiten, Pop Verlag, ISBN 978-3863560522
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Weitere Literatur-Rezensionen im Glarean Magazin
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