Cartoon der Woche
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Operetten-Komponist Sullivan
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Cartoon aus der satirischen Zeitschrift Punch (1880)
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Cartoon der Woche
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Konzert mit «verstärktem Orchester»
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Sechs «Brachys» von Otto Taufkirch
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Paare
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Sicherheit
Die Brandung. Laut. Hoch. Es ist früher Nachmittag. Neumondzeit.
Sie steigen die Felsen hinunter. Das Licht ist grell. Weiß. Es kommt keine Welle wirklich ans Land. Hans und Ute glauben das. Immer, wenn sie ans Meer gehen. Das ist die letzte Sicherheit. Bevor sie ertrinken.
Irgendwann.
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Sorgen
Sie stehen im Schnee. Es ist dunkel. Ein Zug ist ausgefallen. Der nächste hat Verspätung. Es schneit stärker. Zwei Frauen lachen. Dann kommt die Durchsage.
Verschoben auf unbestimmte Zeit. Witterungsbedingt. Es ist der Jahrestag der Bombennacht. Oder sonst einer Nacht. Sinnlos. Es ist sinnlos, sich Sorgen zu machen.
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Tausend Schirme
Eine Burg. Bernd und Ilse auf dem Weg. Steil. Felsig. Kurven. Ein von Bodenweiler wohnte da. Eng. Kalt. Oben ein Turm. Verfallen. Ohne Halt. Ohne Zinnen. Ohne Geländer. Bernd steigt auf die Brüstung. Es ist Sonntag.
Im April. Sonnig. Bernd weiß es. Auch dass es steil ist. Es ist wie beim Löwenzahn. Wenn er stirbt, fliegen tausend Schirme.
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Otto Taufkirch, Gouache (2010)
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Windstill
Es wird hell. Windstill. Wir gehen ins Tal. Die Nacht hat keine Stimme. Es ist Samstag morgen.
Martina hat Halsschmerzen. Auf dem Weg liegt eine Ratte. Tot.
Ein toter Baum. Vorne schimmert das Wasser. Als Fläche. Hinten geht Max. Alleine. Später wird man sagen, er hat sich verlaufen. Ein Singular ist lange teilbar. So lange, bis Max gefunden wird.
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Hilfe
Die Arkaden. Ein Mann. Eine weiße Bank. Ein Arm. Der Mann mit einem Arm. Ein Arm mit einem Mann. Ein Stock. Karl und Ute stehen davor.
Vor dem Stock. Vor dem Arm. Vor dem Mann. Es ist Montag. Die Kurpromenade ist leer. Der Mann glaubt nicht an Gott. Er hat seinen Stock. Seine Arkaden. Seinen Arm. Karl und Ute flüchten. In die Liebfrauenkirche.
Was immer das ist. Seit sie ein Licht angezündet haben, sind sie ruhiger.
Für jeden gibt es eine Hilfe.
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Sei ohne Tun…
Es ist Erntezeit, sagt Franz, wir müssen auf alles gefaßt sein.
Er hat es beim Frühstück gesagt, beiläufig, ohne Pathos.
Sie erinnert sich daran, viel später.
Dann kam alles auf einmal, zuerst der Seenebel, dann stürzte die Gartenmauer ein. Der Wind frischte auf.
Die Erntezeit nahm Franz mit. Auf die Reise. Er hatte das Marcumar abgesetzt. Er wollte es nicht mehr.
Der Fluß wurde gestoppt. Nichts was dann ungetan bliebe, sagt Lao Tse.
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Geb. 1942; Maler, Zeichner und Lyriker; zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Italien, Frankreich und Portugal; diverse Lyrik-Publikationen; lebt in Lauf/D
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Cartoon der Woche
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Adolf Oberländer: «Auch eine Hausmusik»
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Cartoon der Woche
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Mozart und die moderne Musik
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Cartoons von Christian Born
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Christian Born
Geb. 1957 in Freiburg/D, Ausbildung in verschiedenen Kunstklassen der Malerei, Zeichnung und Graphik, div. Ausstellungen in Deutschland, Illustrationen in verschiedenen Periodika, lebt als freischaffender Illustrator in Freiburg
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Wort-Bilder von Otto Taufkirch
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Worte
worte
manchmal fliegen die worte im
wind und sie bleiben auf den
felsen hängen nur ein narr ver-
sucht sie in den sand zu schreiben
nur ein narr versucht sie einzu-
fangen wie einen fisch in das
netz zu sperren manchmal
ist die erinnerung so tot wie die
felsenschrift die der wind ge-
schnitten hat so tot wie die
balken am strand so tausendfach
tot wie ein wasser im glas das zu
leben anfängt ohne worte ohne
wind ohne fisch und ohne netz
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Neubeginn
neubeginn
der tag verfiel dem ypsilon
im östlichen himmel und ich
bin ohne wehmut ich habe
es abgestritten dass ich gelebt
geliebt habe des messers schneide
im meer blitzt mit den sternen
ich habe es abgestritten dass
schon tage vorher waren
schon vorher Tage waren ich
erinnere keine stunde ich
beginne neu und ohne trauer da
es im osten zu leuchten beginnt
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Geb. 1942; Maler, Zeichner und Lyriker; zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Italien, Frankreich und Portugal; diverse Lyrik-Publikationen; lebt in Lauf/D
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Wer bin ich?
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Ein Abgrund an Visionen
Ein berühmter Schriftsteller und Zeitgenosse beschrieb mich einmal so: «Er lachte wenig, deklamierte wenig, rauchte wenig, und er trank wenig. Er saß an seinem Tisch, ein Blatt Papier vor sich, eine Feder oder einen Stift in der Hand, manchmal lächelte er, und er zeichnete unentwegt. Was brachte er zu Papier? Er selber wusste es nicht. Eine Laune, die an Wahnsinn grenzte, führte seinen Stift.»
Meine Gegner und Anhänger schwankten zwischen Furcht vor und Bewunderung für mein künstlerisches Werk. Die bizarren Irrationalitäten, die zynischen Perversionen, die grotesken Hybriditäten, die aus jedem Strich meiner illusionären Illustrationen schießen, stießen und stoßen noch heute auf Ehrfurcht wie Angst. Zumal den «Reichen und Mächtigen dieser Erde» blieb angesichts meiner bitterbösen Karikaturen jedes Lachen im Halse stecken.
Und je länger ich lebte und zeichnete, je phantastischer meine zahllosen Schwarz-Weiß-Werke wurden, desto deutlicher überschritt ich alle Dimensionen von Raum und Zeit: «Ein Abgrund an Visionen, durch eine verzweifelte Lustigkeit kaum gemildert, tat sich den Zeitgenossen, tut sich den Nachfahren auf», meinte einer meiner Biographen. Die nachstehende kleine Galerie verdeutlicht, wovon die Rede ist.
Also: Wer bin ich?
Otto Taufkirchs gezeichnete Wortsprüche
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«Ein wohler Esel braucht kein Eis»
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Geb. 1942; Maler, Zeichner und Lyriker; zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Italien, Frankreich und Portugal; diverse Lyrik-Publikationen; lebt in Lauf/D
Kür der Allgemeinbildung: Das Bilder-Rätsel
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Der Rebus – Magie des Zeich(n)ens
Walter Eigenmann
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Das «klassische» Bilderrätsel, zumal das im 18. und 19. Jahrhundert in Europa verbreitete, – auch unter dem Begriff «Rebus» bekannt – zählt zu jenen «Denksport-Arten», die vom Betrachter bzw. Löser oft ein hohes Maβ an Logik, Allgemeinbildung, Assoziationsfähigkeit und Abstraktionsvermögen, aber auch gehörigen Sinn fürs Pittoreske, ja Surreale verlangen. Auf höchstem Niveau wird der Rebus, wo er sowohl zeichnerisch mit Kunstanspruch daherkommt als auch explizit nach Sinn-Sprüchen, Sprichwörtern oder anderen moralischen Sentenzen sucht, gleichsam zur «modernen» Hieroglyphe, deren Semiotik und Semantik aufzuschlüsseln oft nur in vielstündiger Arbeit gelingt – wenn überhaupt.

Beispiel eines simplen, aber zeichnerisch reizvollen Rebus aus dem vorletzten Jahrhundert; Gesuchter Begriff: «Eine angesehene Person»
Die Beschäftigung mit dieser nicht erst seit dem vorletzten Jahrhundert (v.a. im romanischen Raum) verbreiteten, sondern schon in der Antike nachweisbaren Form des «Dechiffrierens» sinnvoll geordneter Bild- und Buchstaben-Elemente ist also meilenweit entfernt davon, bloβ «die Zeit totzuschlagen». Denn die zu transponierenden Inhalte des klassischen Rebus waren zwar oft unterhaltsamer, aber meistens vielmehr (oder zumindest auch) politischer, gesellschaftlicher, ja gar religiöser Art. Im Gegensatz zum heutigen, in seiner Verbreitung dem früheren Rebus vergleichbaren Kreuzwort- gesellt sich beim Bilder-Rätsel zum rein sprachlich-lexikalischen Kontext noch das Lautmalerische und das Zeichen-sprachliche – die ganze komplexe Welt des Piktographischen. Damit hat der anspruchsvolle Rebus (vom späten Mittelalter bis ins frühe 20. Jahrhundert) mit der primitiven Zeichensprache z.B. schriftunkundiger Naturvölker nur noch wenig gemeinsam.
Zu einer regelrechten Mode, die praktisch den gesamten gesellschaftlichen Bereich der Zeit «abdeckte», wurde der Rebus in der Renaissance. Angeregt von der damals aufstrebenden, die gelehrte (Humanismus-)Welt sofort faszinierende Ägyptologie bzw. Hieroglyphik entstand eine gewaltige Fülle von Bild-Wort-Zeichen-Buchstaben-Fügungen, welche von der Familie bis zum Staat, von der Erotik bis zur hohen Politik fast alles an Höfischem und Gehobenem, aber nicht immer «Salonfähigem» chiffrierte.

Melchior Mattsbergers «Biblische Figur-Sprüche» (1732)
Der Rebus wurde also zu weit mehr als einer gelehrten Spielerei, und bald prangten auf allen möglichen Kunstgegenständen, Pfortensäulen und Medaillen der Renaissance solche Rätsel-Inschriften. Das 17. und 18. Jahrhundert weitete den Rebus dann sogar religiös aus zur «Geistlichen Herzenseinbildung» (z.B. beim Augsburger Autor Melchior Mattsperger), welche biblische Inhalte rebusartig «übersetzte» – zur «Erbauung und frommen Unterrichtung der Jugend».
Anhand des folgenden, mittelschweren, in der Komposition aber repräsentativen Rebus aus der seinerzeit berühmten Postille «Über Land und Meer» – ihr sind praktisch alle unsere Grafiken dieses Artikels entnommen – sei nachstehend beispielhaft untersucht, wie ein Rebus zusammengesetzt ist – und wie man ihn knackt:.
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Das Rätsel ist mit seinen drei Zeilen und deren deutlich abgegrenzten Bildmotiven (3-4-3) graphisch klar strukturiert, und obwohl es kaum «Sprach-liches» (Wörter&Buchstaben), sondern fast ausschlieβlich «Bild-haftes» (Figuren und Zeichen) aufweist (was die Lösung gemeinhin erschwert), lassen sich seine Elemente gut isolieren und damit leichter analysieren:
Die Lösung lautet also: «Advokaten und Soldaten sind des Teufels Spielkameraden»
Wie immer in einem anspruchsvolleren Rebus wechseln sich auch hier leicht ersichtliche Bild-Motive (z.B. «Soldaten») und schwierigere, nicht ohne Recherche-Arbeit zu enträtselnde Verschlüsselungen (z.B. Öres«und»brücke) ab. Mit etwas Hartnäckigkeit und Allgemeinbildung (nicht zuletzt auf dem Gebiete der gängigsten alten Sinn- und Moralsprüche…) ist aber auch in unserer Zeit jedes noch so künstlerisch-abstrakte Bilderrätsel aus dem 19. Jahrhundert decodierbar. Wobei nicht vergessen werden sollte, dass seinerzeit weder genaue Landkarten noch Google bekannt waren…
Lehnen Sie sich also mal entspannt zurück und widmen Sie Ihren ganzen Scharfsinn der folgenden Knacknuss. Gesucht ist einmal mehr ein «Spruch zur Erbauung und Belehrung» – viel Erfolg…
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Der Rebus als «intellektuelle Kunst»
Die Hochblüte des Rebus als eigentliche «Kunstgattung», welche weder gesellschaftliche noch moralische Legitimation benötigte und sowohl inhaltlich wie formal völlig autark auftrat, datiert im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Rasanz der Presse-Entwicklung in Europa, v.a. die enorme Verbreitung der sog. «Illustrirten» förderte die Beliebtheit dieser Rätsel-Form aus Bildern, Zahlen und Buchstaben ungemein. Ganze Rebus-Almanache lagen nun plötzlich in den Buchhandlungen – das moderne Sudoku-Fieber unserer Tage lässt grüβen…

Auch hier: Oft ist das grafisch-malerische Primat vor inhaltlicher Komplexität anzutreffen (Mitte 19. Jh.)
Möglich war jetzt die gesamte Zeichen-Palette, über welche sich das aufgeklärte Lesepublikum des gehobenen Bürgertums als semantischen Konsens verständigte. (Denn Voraussetzung für eine sinnvolle Rebus-Lektüre ist u.a. selbstverständlich, dass Verfasser und «Leser» dieselbe Lautschrift benutzen; was für den deutschen Rebus-Löser schnell entschlüsselbar ist, wird dem Andersprachigen zum kontextlosen Kauderwelsch.) Die Konstruktion dieser illustrierten Denksportaufgaben folgte keinem Regel-Kanon mehr, die immer komplizierter, vertrackter werdenden graphischen Kabinettstückchen erwuchsen der bildungs-beflissenen Mittelschicht zur intellektuellen Kurzweil erster Güte. Der Schwierigkeitsgrad eines Rebus ist, sobald in ihm das Bildzeichen als die tragende Zeichen-Art fungiert, wesentlich abhängig von der Technik, wie seine Elemente komponiert sind: Je einheitlicher seine «Sinnträger», desto «sinnfälliger», sprich einfacher die Lösung; je variabler die Gestaltung seines Materials ausfällt, desto schwieriger, gleichsam «esoterischer» wird es, die Bild(er)figuren und Schriftzeichen auch inhaltlich aufeinander zu beziehen. Ein zusätzlich verwirrendes Moment gesellt sich in der Optik hinzu.

Die sog. Allgemeine Illustrirte Zeitung «Über Land und Meer» war nur eine der vielen Postillen im vorletzten Jahrhundert, welche das Bilderrätsel als noblen Zeitvertreib breiter gebildeter Schichten etablierten
Vielfach sind es graphische bzw. ästhetische und nicht «lesetechnische» Gesichtspunkte, welche die Anordnung bzw. Gröβe der verschiedenen Elemente bestimmen. (Insgesamt dürfte beim klassischen Bilderrätsel die Lösung dort vereinfacht sein, wo die nichtfigürlichen, also die Wort und Buchstaben-Bestandteile gegenüber den figürlichen Elementen überwiegen.)
Jeder Rebus mit qualitativem Anspruch ist eine semiotische «Welt für sich», Dinge enthaltend, die bekannt sind, und die man doch nicht kennt – wenn Kenntnis hier nämlich «sinnstiftender Zusammenhang» meint. Diese nur scheinbar fehlende Ordnung ist vom «Lesenden» erst herzustellen, das Surreale im Bilderrätsel bedarf zwingend des Lösungssatzes. Letzterer ist oft genug trivial bis läppisch – und doch decodiert er je einen ganzen Kosmos.
Zum Schluss dieses kleinen Tractatus über ein uraltes Kulturphänomen, das bis heute nichts von seiner Faszination eingebüβt hat – und zum Beispiel in der modernen Plakat-Werbung eine bedeutende Rolle spielt! – noch ein besonders schönes Rebus-Exemplar, das ebenfalls aus der berühmten Illustrierten «Über Land und Meer» stammt und wahrhaft detektivischen Spürsinn abverlangt… ♦
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