Glarean Magazin

16-Jähriger dirigiert amerikanisches Spitzenorchester

Posted in Aufgeschnappt, Events, Ilyich Rivas, Musik, Musik für Orchester, Pjotr Iljitsch Tschaikowski by Walter Eigenmann on 14. August 2009

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Musik-Wunderknabe Ilyich Rivas interpretiert Tschaikowsky

Walter Eigenmann


Ilyich Rivas_Atlanta 2009

Als Sechzehnjähriger vor einem amerikanischen Spitzenorchester: Ilyich Rivas in Atlanta 2009

In praktisch allen Kultur- und Sport-Bereichen scheinen die «Maestri» und «Stars» ständig jünger zu werden. Nun überraschte das amerikanische Spitzenorchester Atlanta Symphony Orchestra (ASO) seine weltweiten Anhänger mit der sensationellen Ankündigung, der erst 16 Jahre junge, in Venezuela geborene Ilyich Rivas werde ein komplettes Sinfonie-Konzert des renommierten Klangkörpers dirigieren.
Der jugendliche Conductor und Pianist, dessen Vater ebenfalls ein angesehener Orchester-Dirigent ist, fiel in einer Reihe von hochkarätigen Ausbildungsstätten – darunter auch im Verbier-Festival-Dirigentenkurs von Kurt Masur – als Extrem-Begabung auf und hat als Dirigent bereits zahlreiche Orchesterkonzerte sowohl in Amerika als auch in seinem Heimatland hinter sich. Mit neun leitete Rivas erstmals ein Bläser-Ensemble, ein Jahr später führte er in Venezuela Mozarts große G-Moll-Sinfonie Nr. 40 auf…

Atlanta Symphony Orchestra_Carnegie Hall 2005

Das «Atlanta» (mit Chor) in der berühmten New Yorker Carnegie Hall 2005

In Atlanta wird er also nächsten Samstag erstmals vor einem international reputierten Orchester stehen. Gegeben werden Verdis Ouvertüre zu «Les vêpres siciliennes», Mendelssohns Violinkonzert e-moll op. 64 – mit der erst 22-jährigen (!) Elena Urioste als Solistin – sowie als Höhepunkt des Abends Tschaikowskis Vierte Sinfonie.
Ungeachtet der offensichtlichen Hochbegabung dieses jungen Musikers stellen sich mit der «Verpflichtung» Rivas’ ans ASO doch kritische Fragen:
Reicht der aus «nur» 16-jähriger Denk- und Lebenserfahrung gespiesene «geistige Horizont» eines Knaben aus für eine gültige Interpretation solcher kulturgeschichtlicher Höhepunkte wie der Tschaikowski-Sinfonik? Wie gestaltet(e) sich überhaupt in einem solchen Fall die orchesterpädagogische bzw. -psychologische Arbeit, da ein relativ unerfahrener Jugendlicher hundert hochkarätig ausgebildete und oft vieljährig erfahrene Spitzenkönner führen muss? Oder ist dieses Engagement ganz einfach das Beispiel raffinierter neuer Marketing-Gags, welche in Wirtschaftskrisen-Zeiten wieder mehr (sensationslüsterne) Besucher in die Konzerthallen der finanziell überall serbelnden Spitzenorchester (nicht nur in Amerika) schwemmen sollen? Wie weit will es der globale Musik-Kommerz noch treiben mit dem grassierenden Jugend-Kult?

Tschaikowsky – 4. Symphonie (Beginn des vierten Satzes) —> Hörbeispiel (Barenboim/YouTube)

Tschaikowsky_Vierte Sinfonie_Vierter Satz

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