Glarean Magazin

Wer bin ich?

Posted in Glarean Magazin, Komponisten, Musik, Musik-Rätsel, Wer bin ich? by Walter Eigenmann on 12. April 2011

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Ohne Augenlicht, doch voller Kreativität

Ohne gleich einen «Wunderkind»-Status für mich reklamieren zu wollen, kann ich doch musikalische «Frühreife» in Anspruch nehmen, denn schon als Siebenjährige erhielt ich intensiven Klavier- und Orgelunterricht, u.a. beim tschechischen Virtuosen Leopold Kozeluch. Dabei standen die Sterne für eine Pianisten- (und später Komponisten-)Karriere alles andere als gut: Schon in meinem vierten Lebensjahr erblindete ich, und in der Folge kamen schwerste familiäre und gesundheitliche Probleme hinzu. Trotzdem gelangte ich in späteren Reisejahren zu internationalem Ruhm als Konzertpianistin.
1786 gab ich das öffentliche Konzertieren auf und widmete mich fast ausschliesslich dem Komponieren. Dieses fiel enorm umfangreich aus, obwohl nur ein kleiner Teil davon in Autographen oder Druckausgaben erhalten geblieben ist. Mein Schaffen umfasst beinahe alle damals gängigen Gattungen der weltlichen Kunstmusik. Lange Zeit völlig verkannt, hat die Musikforschung mein Oeuvre längst einer genaueren Durchsicht und inzwischen auch das früher eher marginalisierende Urteil einer grundlegenden Revision unterzogen. Das untenstehende Notenbeispiel gibt den Anfang meiner «Klavierfantasie in G-Dur» wieder. – (W.E.)
Also: Wer bin ich?

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Das Panoptikum der Musiker-Entgleisungen

Posted in Humor, Komponisten, Musik, Musikgeschichte, Walter Eigenmann by Walter Eigenmann on 20. November 2008

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«Ein purer Dilettant, krank von Anbeginn»

Komponisten beschimpfen Komponisten

Walter Eigenmann

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Wie ist es möglich, dass hochintelligente, oft vielseitig gebildete, in genialster Weise kreative, gesellschaftlich anerkannte und von der Geschichte wie von der Gegenwart millionenfach verehrte Persönlichkeiten sich zu peinlichsten Diffamierungen, gehässigsten Pöbeleien und krassesten Fehlurteilen versteigen können, sobald es nur um die künstlerische Arbeit der «lieben Konkurrenz» geht? Ist die Musik als emotionalste aller Künste auch die egozentrischste, weil das ohnehin menschlich übliche Maß an Neid und Ignoranz hier allzu schnell und oft gar in pure Irrationlität mittels größtmöglicher Realitätsverdrängung zu kippen pflegt? Der geistreiche Gentleman Felix Mendelssohn-Bartholdy – seinerseits als Jude gemeinsten Geschmacklosigkeiten z.B. eines Richard Wagner ausgesetzt – umschrieb den Tatbestand elegant-treffend so, dass mancher Komponist eben versuche, «die großen Flammen auszupusten, damit das kleine Talglicht ein wenig heller leuchte.» Und vielleicht wohlwollend kann man allenfalls mit Robert Schumann – notabene ein selbstloser Förderer von Brahms, Schubert und Chopin – die (in seiner berühmten «Neuen Zeitschrift für Musik» geäußerte) Meinung teilen, dass «nur der Genius den Genius ganz versteht». Was allerdings höchstens erklärt, warum «mindere», von der Kulturgeschichte mehr oder weniger zurecht «marginalisierte» Geister à la Kritiker wie Hanslick oder Komponisten wie Pfitzner gegen die «ganz Großen» schnödeten, jedoch nicht, warum ein Titane wie Tschaikowsky das Werk eines anderen Titanen wie Brahms locker als «gehaltlose, aufgeblähte Mittelmäßigkeit» abzutun in der Lage war. (Zur Ehrenrettung des Komponisten-Standes sei allerdings nicht verschwiegen, dass (beispielsweise) auch die Literaten-Gilde durchaus die grobe Holzkeule anstelle des feinen Floretts zu schwingen vermag, wie man hier mitschmunzeln kann: Dichter über Dichter.)

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Daumier: Les saltimbanques

Seien die psychologischen, in der chronologischen Distanz wohl noch schwerer als in der Zeitgenossenschaft nachvollziehbaren Gründe derartig monströser Subjektivität gegenüber objektiv nachweisbarer künstlerischer Gültigkeit jetzt mal dahingestellt, und tauchen wir ein in die durchaus erheiternden, teils auch degoutanten, keineswegs immer «falschen», aber stets frappanten, jedenfalls seinerzeit aus erbitterter Feindschaft erwachsenen Niederungen der «Dilettanten», «Stümper», «Notenschmierer», «Irrsinnigen», «Kakaphoniker» und «Lutschbonbons». (Die Sammlung, in unterschiedlichsten Quellen wie Briefen, Biographien, Rezensionen u.a. recherchiert, ist natürlich beileibe nicht vollzählig – aber repräsentativ…)

W.A. Mozart über Carl & Anton Stamitz:
«Notenschmierer und Spieler, Säufer und Hurer!»

Heitor Villa-Lobos über W.A. Mozart:
«Leicht zu durchschauende Musik – etwas für Kinder.»

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Daumier: Musique de fete champetre

Ludwig van Beethoven über Gioacchino Rossini:
«Kein wahrer Meister gibt auf Rossini acht. Rossini hat keine Form, weil er keine schaffen kann, sie fehlt ihm, nicht weil er es möchte, sondern weil er nur wie ein Stümper handeln kann.»

Igor Strawinsky über Ludwig van Beethoven:
«Ich verstehe nicht, wie ein Mann von solchen Fähigkeiten derart häufig in solche Banalitäten verfallen konnte. Ein spätes und schreckliches Beispiel ist der erste Satz der Neunten Sinfonie. Wie konnte ein Beethoven sich zufrieden geben mit derart viereckiger Pharasierung, so pedantischer Durchführung, so armseliger Erfindung und offensichtlich falschem Pathos.»

Giacomo Puccini über Igor Strawinsky:
«’Sacre du Printemps’ – reinste Kakophonie! Indessen zeigt sich eine gewisse Originalität und ein bestimmtes Maß an Talent. Doch im Ganzen genommen könnte es die Schöpfung eines Irrsinnigen sein.»

Richard Strauss über Hugo Wolf:
«Ein purer Dilettant, krank von Anbeginn.»

Arnold Schönberg über Richard Strauss:
«Künstlerisch interessiert er mich heute gar nicht, und was ich seinerzeit von ihm gelernt hatte, habe ich, Gottseidank, mißverstanden…»

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Daumier: La harpe

Ferruccio Busoni über Arnold Schönberg:
«Anarchistisch, eine willkürliche Nebeneinanderstellung.»

Johannes Brahms über Anton Bruckner:
«Bruckner ist ein armer, verrückter Mensch, den die Pfaffen von St. Florian auf dem Gewissen haben.»

Peter Tschaikowsky über Johannes Brahms:
«Was für eine gehaltlose Mischung ist doch die Musik von Brahms. Es empört mich immer, wenn diese aufgeblähte Mittelmäßigkeit für genial gehalten wird.»

Nikolaj Rimskij-Korsakow über Peter Tschaikowsky:
«Seine Musik zeugt von schlechtem Geschmack.»

Erik Satie über Maurice Ravel:
«Ravel lehnt die Ehrenlegion ab, doch seine ganze Musik gehört dort hinein…»

Camille Saint-Saens über Max Reger:
«Das fängt nicht an, das hört nicht auf, das dauert nur.»

Max Reger über Gustav Mahler:
«Mir erscheint Mahler als der Meyerbeer unserer Zeit! Es ist bei beiden die echt semitisch große Intelligenz, bei beiden das Arbeiten mit Affektmitteln äußerlicher Natur und bei beiden das Fehlen jeglichen Stils.»

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Daumier: Les saltimbanques 2

Gustav Mahler über Max Bruch:
«Ein Logarithmentafel-Exponent.»

Claude Debussy über Edvard Grieg:
«Er ist nicht mehr als ein geschickter Musiker, der um die Wirkung besorgter ist als um wahre Kunst. Ein mit Schnee gefülltes Lutschbonbon.»

Alexander Skrjabin über Claude Debussy:
«Ich kann Ihnen zeigen, wie man diese Art französischer Grimasse zustandebringt. Nehmen Sie irgendwelche offenen Quinten, lösen Sie sie mit einem übermäßigen Quartsextakkord auf und fügen Sie einen Turm von Terzen hinzu, bis Sie genug Dissonanz beisammen haben, und wiederholen Sie dann die ganze Sache in einem anderen ‘Schlüssel’, so können Sie so viel ‘Debussy’ fabrizieren, wie Sie wollen…»

Bedrich Smetana über Antonin Dvorak:
«Ein talentiert Musikant, nichts weiter.»

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Daumier: Le dernier joueur du tambour de basque

Maurice Ravel über Camille Saint-Saens:
«Saint-Saens hat während des Krieges allerhand Musik komponiert. Hätte er statt dessen Granathülsen gedreht, wäre es vielleicht ein Gewinn für die Musik gewesen.»

Georg Bizet über Guiseppe Verdi:
«Man hat kürzlich eine neue Oper von Verdi gespielt. Ekelerregend!»

Richard Wagner über Franz Schubert:
«Ein drittrangiges Talent – philiströse Sonaten.»

Guiseppe Verdi über Hector Berlioz:
«Berlioz war ein armer, kranker Mensch, der gegen alle wütete, heftig und bösartig war. Er konnte sich nicht mäßigen; es fehlte ihm die Ruhe und die Ausgewogenheit, aus der sich erst die vollendeten Kunstwerke ergeben.»

Hector Berlioz über Richard Wagner:
«Er ist verrückt, völlig verrückt!»

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