Glarean Magazin

Neues DUDEN-«Wörterbuch der Szenesprachen»

Posted in Buch-Rezension, Duden, Kultur&Gesellschaft, Lexika, Literatur, Rezensionen, Sprache by Walter Eigenmann on 25. Oktober 2009

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Sprache zwischen Mitteilung und Beziehung

Walter Eigenmann

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Duden_Szenesprachen_CoverDer allgemeine Sprachgebrauch reflektiert bekanntlich gesellschaftliche Veränderungen sehr nachhaltig, und am unmittelbarsten, für ein konventionelles Sprachverständnis möglicherweise am provokativsten dokumentiert sich dieser Wandel in den (zumal jugend-)sprachlichen Mainstreams des Internets. Typische Web-2.0-Ausprägungen wie «Twitter» oder «Facebook», als Social-Networks englisch-global und omnipräsent, schaffen hier nicht nur einen Zwang zur Verknappung des Ausdrucks, sondern auch zur Individualisierung, gleichzeitig Plakativierung von Sprache. Nicht mehr Reflexion bzw. Information im herkömmlichen Sinne stehen hier an erster Stelle, sondern Codierung, verbunden mit maximaler Subjektivität.
Doch noch immer, unabhängig von Stil und Grammatik, stiftet Sprache vor allem Identität, eigentlich auch Abgrenzung – bei Gruppen, bei überregionalen Zusammenschlüssen, bei ganzen Bevölkerungsschichten. In dieser Situation einer gewissen Hermetik der verschiedenen «Social Lifes» und einer die Kommunikation der Generationen behindernden, teils radikalen Heterogenität des Wortschatzes kommen «Übersetzungshilfen» wie das jüngst erschienene «DUDEN-Wörterbuch der Szenesprachen» gerade recht.

Wer als über Vierzigjähriger und damit oft der «angesagten» Slangs völlig Unkundiger quasi den semantischen Anschluss sucht, kriegt damit nun ein Wörterbuch in die Hand, das ihn zwar auch nicht jünger, aber vielleicht aufgeschlossener macht… Basis dieses neuen Szene-Dictionaires aus dem Hause DUDEN bildet ein auf der deutschen Plattform Szenesprachenwiki.de interaktiv erstelltes und suksessive angehäuftes Online-Wörterbuch. In Zusammenarbeit mit dem «Trendbüro» hat man nun das Begriffsmaterial in ein handliches Taschenbuch gegossen und es dabei sechs gesellschaftlichen «Scenes» zugeordnet: «Social Life», «Techlife», «Nightlife», «Stylelife», «Serious Life» und «Medialife».

Overchicked

«OVERCHICKED: Wenn das it-Girl den Schmacko links liegen lässt und mit dem Hässlo ausgeht, ist Letzterer definitiv overchicked.»

Die beiden herausgebenden Organisationen schlugen dabei einen neuen, durchaus einleuchtenden Weg der redaktionellen Aufbereitung ein: Die Benutzerinnen und Benutzer (prägnant-moderner: «User»…) hatten die Möglichkeit, mit ihren persönlichen Wortfavoriten bzw. Kommentaren direkten Einfluss auf die Entstehung des Wörterbuches zu nehmen. Bei diesem Vorgehen garantiert der Band natürlich ein Höchstmaß an Authenzität und Vielfalt, wenngleich nicht zwangsläufig auch Verbindlichkeit und Repräsentanz. Sicher aber ist damit eine ganz spezielle Facette von «Wörterbuch» entstanden, deren Unterhaltungs- den Informationswert fast noch übersteigt: Das Buch dokumentiert eine sprachbildnerische Vielfalt, eine kreative Wort-Phantasie, eine Lebendigkeit der Sprachemotionalität und eine Assimiliationsfähigkeit v.a. des Anglikanischen, die den Unvorbereiteten erst befremden mag, dann aber zunehmend fasziniert (siehe die Leseproben im Anhang). Die Lektüre gerät so zum unterweisenden Nachschlagewerk, aber auch zur sprachlich lustvollen Horizonterweiterung. Sehr nützlich! Sehr amüsant! «Out-Of-The-Box», sozusagen… ■

DUDEN & Trendbüro, Das neue Wörterbuch der Szenesprachen, Dudenverlag Mannheim, 208 Seiten, ISBN 978-3411710928

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Leseproben

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Der neue DUDEN als Jubiläums-Medienpaket

Posted in Buch-Rezension, Duden, Germanistik, Lexika, Literatur, Ratgeber, Rezensionen, Sprache by Walter Eigenmann on 19. August 2009

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«Wie schreibt man…» bereits in der 25. Auflage

Walter Eigenmann

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Duden_Rechtschreibung_Medienpaket 2009Den klassischen DUDEN mit seinen zwölf Bänden gibt’s (vorläufig) immer noch, aber längst haben die Mannheimer Verantwortlichen des nach wie vor prestigeträchtigsten deutschen Sprach-Regelwerks die Online-Zeichen der Zeit verstanden und offerieren nun ihre renommierte Sprachkunde in einem auch preislich sehr attraktiven kompakten Duett, genannt «Medienpaket», bestehend aus der gewohnten «Deutschen Rechtschreibung» sowie zusätzlich gratis der CD «Korrektor». Erstere ist der berühmte 1’200-seitige Nachschlage-Wälzer mit 135’000 Stichwörtern und einer halben Million Beispielen zu Bedeutung, Trennung, Aussprache, Grammatik, Stilebenen und Etymologie der Wörter, während der «Korrektor» die Software-Lösung für den Büro-Standard «Office» von Microsoft darstellt und das digitale On-the-fly-Korrigieren direkt in den Anwendungen erlaubt. (In einer weiteren Version ist die «Rechtschreibung» auch als reine Software-Lösung zum digitalen Nachschlagen erhältlich. Die ganze Palette der unterstützten PC-Programme und -Betriebssysteme findet sich hier).
Dieser «Korrektor» – mittlerweile in der 6. Version – mit seiner recht weit gediehenen Automatisierung des Korrigierens während des Schreibens dürfte in unseren Pisa-Zeiten der zunehmenden Sprach-Inkompetenz mehr denn je willkommen sein. Seine Installation klinkt sich in die Menü-Leisten z.B. von «Word» ein, steht dann in einstellbaren Graden und Parametern beim Tippen zur Verfügung und ersetzt damit die zumeist schlechtere interne Standard-Rechtschreibung der Programme.

Konrad Duden

Konrad Duden (1829-1911)

Ungeachtet aller Unkenrufe, dem DUDEN-Konzept gehe es in unseren Internet-Zeiten schon bald an den Kragen – der Untergang des anderen berühmten Klassikers Brockhaus ist ja noch in jüngster Erinnerung -, und außerdem sei er von seinen diversen Konkurrenz-Produkten ohnehin mindestens eingeholt worden, dürfte der DUDEN seine in praktisch allen Bildungsinstitutionen omnipräsente Verbreitung noch eine ganze Weile behalten, mindestens in Form seiner zahlreichen elektronischen Derivate.
Allerdings müssten gerade deren entsprechenden Redaktionen und technischen Realisateure – sprich das deutsche Bibliographische Institut – ein paar immer lauter geäußerten Kritik-Punkten, angemeldet aus breitester Anwenderschaft (endlich mal) Gehör schenken. Denn der elektronische DUDEN (gleich welcher Form) verlangsamt (nach wie vor) empfindlich das System, vor allem aber unterstützt er die div. Freeware-OpenOffice-Anwendungen – längst bei einem riesigen Segment der User in Betrieb – nur sehr mangelhaft bzw. offeriert hier empfindlich schlechtere Lieferkonditionen.
Stellt man diese Defizite in der nächsten Ausgabe endlich ab, dürfte Konrad Dudens Lebenswerk auch in den kommenden Jahren allgegenwärtiger Ratgeber in Schule, Lehre und Forschung bleiben. Denn der Frage «Wie schreibt man…» wird zukünftig noch größere Bedeutung zukommen als jetzt schon in diesen Zeiten der Reformen und ständigen Sprach-Evolutionen – hier sind schnelle und professionelle Referenz-Ratgeber unverzichtbar.

DUDEN-Medienpaket, Rechtschreibung + Korrektor (Buch + CD), ISBN 978-3-411-70425-5

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Jahrbuch der Brockhaus-Enzyklopädie

Posted in Lexika, Neuheiten by Walter Eigenmann on 14. April 2008

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Das Jahr 2007 von A-Z

Die Brockhaus-Jahrbücher sind einerseits aktuelle Ergänzungen zur gleichnamigen Enzyklopädie, andererseits auch als chronologisch aufgebautes Nachschlagewerk für jene konzipiert, die sich einen kompakten Überblick über das zurückliegende Jahr verschaffen möchten. Die jüngste Ausgabe enthält wiederum Einleitungs-Essay, Weltchronik, Lexikon von A bis Z, Nekrolog, Bildern des Jahres und Personen-Register. Darüber hinaus äußern sich ausgewiesene Spezialisten und prominente Persönlichkeiten zu den wichtigsten Themen des Jahres. Übersichtsartikel geben einen Einblick in besonders wichtige Themen.
Das Jahrbuch liegt nun bereits zum 15. Mal vor, seit 1993 berichtet es über die Welt, dokumentiert das Zeitgeschehen in Wort und Bild und trägt mit Essays prominenter Persönlichkeiten zur breiten Meinungsbildung bei. Ein gewichtiger Teil des Bandes liegt beim Lexikon A-Z. Hier findet die Leserschaft in rund 800 alphabetisch geordneten Artikeln alles Wissenswerte des vergangenen Jahres. Weiter sind einer Reihe von kulturellen Themenbereichen wie Film, Literatur, Musik, Kunst, Ausstellungen, Theater etc. jeweils eigene größere Übersichtsartikel gewidmet.

Brockhaus Verlag Mannheim, Enzyklopädie-Jahrbuch 2007, 400 Seiten, ISBN-13: 978-3765319174

Leseprobe

Der Brockhaus in einem Band

Posted in Buch-Rezension, Lexika, Rezensionen by Walter Eigenmann on 20. Januar 2008

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Geballtes Wissen auf 1’200 Seiten

der-grosse-brockhaus-in-einem-band-3.jpg1’204 Seiten, 70’000 Stichwörter, 2’000 Fotos, 60 Bildtafeln, 650 Grafiken, 250 Karten, 110 Tabellen – dies in nackten, aber beeindruckenden Zahlen das neueste, in dritter, aktualisierter Auflage daherkommende Ein-Band-Kompendium der berühmt-ehrwürdigen Marke «Brockhaus». Wer diesen kiloschweren Wälzer noch brauche im Zeitalter der DVD-Datenfluten und des Google-Fiebers? Eigentlich jeder. Denn für den schnellen Info-Griff zwischendurch, für die kurz-knackige Erstinformation, auch für die prägnante Grafik, überhaupt für jeden unkomplizierten Zugriff auf den Wissens-Grundstock im 21. Jahrhundert ist der «Brockhaus» noch immer der bequemste Assistent beim Beschaffen von Basis-Wissen. Und auch wenn’s nicht der enzyklopädische «Brockhaus» mit seinen 30 Folianten, sondern der kleine, aber sowohl layouterisch wie typographisch sehr lese- und benutzerfreundlich designte Bruder ist, so ist doch die thematische Breite gewohnt fulminant: Wirtschaft, Recht, Kunst, Kultur, Naturwissenschaft, Technik, Gesellschaft, Geographie und Geschichte heißen noch immer die Wissensgebiete. Aufgewertet wird das Erscheinungsbild noch durch einen geographischen Sonderteil mit Karten und Satelliten-Bildern.
Für alle jene schließlich, die sich lexikalische Suche ohne Computer-Hilfe partout nicht vorstellen können, bleibt immer noch der Griff zur mitgelieferten CD-ROM, welche den kompletten Stichwort- und Text-Bestand des Bandes sowie ca. 1’100 Abbildungen enthält. Kurzum, der «Große Brockhaus in einem Band» ist auch in seiner neuesten Ausgabe ein wahrer «Klassiker» der Allgemeinbildung, welcher auf 1’200 Seiten geballtes Wissen ausbreitet, bibliographisch sorgfältig und schön gestaltet ist und damit (bei einem Preis von 40 Euro) ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist. Eine rundum gelungene Produktion, die im Büro-Regal wie in der privaten Bibliothek eine echte, weil im Alltag blitzschnelle, handliche Alternative zu Giga-Datenbanken oder Internet-Surferei darstellt. (we/08)

Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus, Der Große Brockhaus in einem Band, 1’200 Seiten + CD, ISBN 978-3-7653-3143-5

Probeseite

 

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