Glarean Magazin

Michael Dartsch / Susanne Richter: «Der Cellokasten»

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Wertvolle Ergänzung des Cello-Anfängerunterrichts

Walter Eigenmann

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In Sachen Streicherschulung leistet die moderne «Pädagogik»-Heftreihe des Wiesbadener Musikverlages Breitkopf schon seit längerem eine vielbeachtete Arbeit. Nach innovativen Material-Veröffentlichungen für die Violine widmet sich die neueste Streicher-Publikation dieser Verlags-Serie nun dem Violoncello. Unterm Titel «Der Cellokasten» versammelt das renommierte Autorenduo Michael Dartsch und Susanne Richter dabei auf 124 Seiten Lied- und Übungsmaterial für die Unterstufe des Cello-Unterrichts.

Das Autorenduo Susanne Richter und Michael Dartsch

Konzeptionell ebenso wie layouterisch schließt sich «Der Cellokasten» nahtlos den Pendants der Reihe «Breitkopf Pädagogik» an: In seiner steten, wenngleich betont ruhigen didaktischen Progression, in seinem Schwerpunkt auf das praktische Musizieren, und in seiner lockeren, gestalterisch sehr ästhetischen Aufbereitung offeriert man der (jungen und jüngsten) Schülerschaft auch hier eine vielfältig-farbige Palette von ein- bis max. zweistimmigen Melodien, Stücken und Übungen, deren technische Ansprüche vom allerersten Leersaiten-Zupfen bis zum kurzen imitatorischen Duett mit Sechzehntel und max. drei Kreuzen/B’s reichen. Dem Prinzip Learning-by-Doing wurde innerhalb der didaktischen Zielsetzungen breitester Raum gegeben, und jeder Cello-spezifische Inhalt wird ausführlich mit Spielmaterial aus Vergangenheit und Moderne gestützt.

Der promovierte Musikpädagoge Michael Dartsch und die Freiburger Solo-Cellistin Susanne Richter legen mit ihrem neuen «Cellokasten» eine sehr durchdacht aufbereitete, in der Progression plausible Materialiensammlung für den modernen Violoncello-Unterricht vor. Möglicherweise wird der/die eine oder andere Cello-Lehrer/in die von anderer Unterrichtsliteratur her gewohnte CD-Mitlieferung vermissen. Doch auch in reiner «Printform» ist das jüngste Streicherheft aus dem Hause Breitkopf eine sehr willkommene, weil sehr sorgfältig komponierte Edition, die ihren Weg durch die neuzeitlichen Cello-Anfänger-Schulstuben machen dürfte.

Gleichwohl garniert das Heft seinen ebenso umfang- wie abwechslungsreichen Stücke-Fundus immer wieder mit «theoretischen» Einschüben entweder in Form von verspielten Quiz-Fragen oder mit Hilfe leicht nachvollziehbarer improvisatorischer Anleitungen. Das Gemeinschaftserlebnis Musik wird dabei durch betont häufiges Spiel mit der Lehrperson im Duett (bzw. mit einer technisch schwierigeren Zweitstimme) hergestellt.
Sehr zur Auflockerung des – im übrigen großzügig konzipierten, auch großnotigen – Schriftbildes tragen die unzähligen Farbillustrationen von Juliane Gottwald bei; sie sind nicht einfach Blattlückenbüßer, sondern stimulieren visuell die kindliche Spielfreude in thematischem Bezug zum jeweilige Stück.
Der promovierte Musikpädagoge Michael Dartsch – Autor bereits eines «Geigenkastens» – und die Freiburger Solo-Cellistin Susanne Richter legen mit ihrem neuen «Cellokasten» eine sehr durchdacht aufbereitete, in der Progression plausible Materialiensammlung für den modernen Violoncello-Unterricht vor. Möglicherweise wird der/die eine oder andere Cello-Lehrer/in die von anderer Unterrichtsliteratur her gewohnte CD-Mitlieferung vermissen. Doch auch in reiner «Printform» ist das jüngste Streicherheft aus dem Hause Breitkopf eine sehr willkommene, weil sehr sorgfältig komponierte Edition, die ihren Weg durch die neuzeitlichen Cello-Anfänger-Schulstuben machen dürfte. ■

M.Dartsch/S.Richter, Der Cellokasten – Materialien für den Anfänger-Violoncellounterricht, 124 Seiten, Breitkopf & Härtel, ISMN 979-0-004-18383-0

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Leseprobe

Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlages

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Berühmte Gospel-Songs für 1 oder 2 Panflöte/n

Posted in Gospel, Gospel for Pan, Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Panflöte, Musiknoten, Walter Eigenmann by Walter Eigenmann on 10. Dezember 2010

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Die schönsten Gospel-Melodien für Panflöte

«Gospel for Pan» ist eine Sammlung von 14 der berühmtesten
Gospel- und Spiritual-Melodien für 1 oder 2 Panflöte/n.

Die Bearbeitung erfolgte in besonders leichter Manier,
bei einigen Stücken kommen aber auch
fortgeschrittene Spieler auf ihre Kosten.
Die Melodien sind mit nur einer Panflöte ebenfalls gut spielbar.

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Der Inhalt: Kumbaya, my Lord  *  Oh when the Saints  *
Joshua fit the battle of Jericho  *  Swing low, sweet Chariot  *
Nobody knows  *  Down by the riverside  *
He’s got the whole world  *  It’s me, oh Lord  *
My Lord, what a morning  * Rock-a my soul  *
Ev’ry time I feel the Spirit  * Somebody’s knocking at your door*
Oh happy Day  *  Amazing grace  *

ISBN  9783738637236

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Probeseite (Screenshot)

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Screenshot von «Gospel for Pan» (Copyright 2010 by Glarean Verlag)

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32 Seiten – (A5) * Unverbindliche Preisempfehlung: EUR 12.- / SFR 15.-

Bei Ihrem Buch- oder Musikhändler

ISBN   9783738637236

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Klassische Melodien für Panflöte/n

Posted in Classics for Pan, Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Panflöte by Walter Eigenmann on 6. November 2009

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11 weltberühmte «Classics for Pan»

«Classics for Pan» ist eine Sammlung von elf der berühmtesten Klassik-Melodien für 1 oder 2 Panflöte/n.
Die Bearbeitung erfolgte in besonders leichter Manier, bei einigen Stücken kommen aber auch
fortgeschrittene Spieler auf ihre Kosten. Die Melodien sind auch mit nur einer Panflöte sehr gut spielbar.

classics_for_pan.jpg

Der Inhalt: Andante (Mozart), Ungarischer Tanz Nr.5 (Brahms), Für Elise (Beethoven), Freude (Beethoven),
Die Moldau (Smetana), Melodie (Rubinstein), Te Deum (Charpentier), Tristesse (Chopin), Aida-Marsch (Verdi),
Wohl mir, dass ich Jesum habe (Bach), Barkarole (Offenbach)

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Probeseiten (verkleinert)

24 Seiten – (A5) * Unverbindliche Preisempfehlung: EUR 12.- / SFR 15.-

Bei Ihrem Musikhändler

oder mit nachstehendem Bestellformular
(zuzügl. Versandkosten: SFr. 3.- (Schweiz) / Ausland gegen Vorkasse):

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Bestellformular

 

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Alexandra Türk-Espitalier: «Musiker in Bewegung»

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100 Bewegungs-Übungen für Profis und Amateure

Walter Eigenmann

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Tuerk_Musiker in Bewegung_CoverZahlreiche musikmedizinische Studien bzw. statistische Erhebungen legen nahe: Bei (zumal professionellen) Musikern werden die gesundheitlichen Berufsrisiken je länger desto mehr zu einem ernsthaften Problem. Die Gründe hierzu sind von Instrumentalist zu Instrumentalist (bzw. Fach) verschieden und reichen vom Musizieren unter erhöhtem Zeitdruck und Termin-Überlastung über exorbitante schulfachliche Prüfungs-Anforderungen bis hin zu den bekannten Aufführungs-Stressoren wie «Lampenfieber» oder «Versagensangst» oder den langjährigen individuellen Haltungsfehlern auf dem täglichen Übungsstuhl.
Dementsprechend ist die Zahl fachwissenschaftlicher Untersuchungen zum Problemkreis «Musiker-Erkrankung» mittlerweile (und erfreulicherweise) in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Darunter sind allerdings die «theorielastigen», im musikalischen Alltag wenig praktikablen Publikationen in der Überzahl, und noch seltener finden sich fundierte Anleitungen, die instrumentalspezifisch präventiv wirken können.

Alexandra Tuerk_Physiotherapie

Physiotherapeutin Alexandra Türk: «Körperliche Gesundheit hat großen Einfluss auf die Karriere eines Musikers»

Umso willkommener sind denn solche Bücher, wie nun die Frankfurter Physioprophylaktikerin und Diplom-Flötistin Alexandra Türk-Espitalier mit «Musiker in Bewegung – 100 Übungen» eines vorlegt. «Aus der Praxis für die Praxis» war offensichtlich das Motto der Autorin, denn zwar grundiert sie ihre zahlreichen Bewegungs-Exerzitien mit einer guten theoretischen Einführung in die «Ursachen» von Musiker-Erkrankungen und die (falschen) «Gewohnheiten» am Arbeitsplatz, doch im Zentrum des Bandes stehen ihre 100 gezielten «Bewegungsübungen», die sehr präzise und effizient die Problemzonen des/der Musiker/in angehen.

Das thematische Spektrum ist dabei groß: Vom Grob- bis zum Feinmotorischen, von der Atmung bis zum Fingergelenk, vom Auf- bis zum Abwärmen, von der Motivation bis zur Mobilisation und vom Hals- bis zum Lendenwirbel reichen die Stichwörter des Trainingsvokabulars. (Wussten Sie übrigens, dass man «bei Augenbewegungen eine dezente Muskelbewegung in der Tiefe des oberen Nackens wahrnehmen» kann? Ich nicht. Man schaut einfach, nicht wahr… )

Tuerk_Chromatische Wahrnehmung

«Musiker in Bewegung» richtet sich an aktiv Musizierende aller Instrumentalfraktionen, und nicht nur Berufs-, sondern auch (wohl sogar gerade) Amateurmusiker dürften von diesem (layouterisch sehr geschmackvoll präsentierten) Band profitieren. Denn eines der Hauptziele muss das allgemeine Wohlbefinden am Instrument sein, und dies kann nur durch körperliche Unversehrtheit erreicht werden. Hierzu ist der weite Begriff von «Prävention», wie er als tägliche Praxis von der Autorin propagiert wird, ein Schlüsselbegriff. Eine sehr nützliche Broschüre!

Alexandra Türk-Espitalier, Musiker in Bewegung, 100 Übungen mit und ohne Instrument, 144 Seiten, Zimmermann Musikverlag Frankfurt/Main, ISBN 978-3-940105-13-4

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Inhalt

Kapitel 1 Einführung
Einführung
Zielgruppe
Aufbau des Buches
Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte…

Kapitel 2 Ursachen und Gewohnheiten
Ursachen und Gewohnheiten
Häufigste Haltungsgewohnheiten
Anforderungen beim Musizieren
Belastungen minimieren
Allgemeine Überichtlinien
Ausgleichsprogramm

Kapitel 3 Training
Erstellen eines Trainingsplan
Durchführung
Motivation

Kapitel 4 Übungen
Aufwärmen
Abwärme
Lendenwirbelsäule
Brustwirbelsäule
Halswirbelsäule und Schulter-Nacken-Bereich
Schulter und Arm
Unterarm, Handgelenk, Hand und Finger
Atmung
Stand und Sitz
Trainingspläne

Kapitel 5 Koordination mit dem Instrument
Koordination mit dem Instrument
Körpersprache und Körperwahrnehmung
Integration in das tägliche Üben
Welche Übung ist für welches Instrument geeignet?
Irritation durch Veränderung
Wahrnehmung der Klangveränderung
Umkehr: Das Instrument als therapeutisches Mittel
Praktische Übungen mit dem Instrument

Kapitel 6 Prävention
Prävention
Verhaltens- und Verhältnisprävention
Gestaltung des Umfelds
Koordinierte Bewegung am Instrument und im Alltag
Differenziertes Hören
Die Rolle des Instrumentallehrers in der Prävention
Beanspruchte Körperregionen
Prävention für einzelne Instrumente

Anhang
Informationen zu spezialisierten Ärzten und Therapeuten
Informationen zu den im Buch verwendetenTrainingsgeräten
Danksagung

Probeseiten

Tuerk_Musiker in Bewegung_Probeseite1

Tuerk_Musiker in Bewegung_Probeseite2

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Pop, Rock und Jazz im Streicherunterricht

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String Thing: «Groove it!»

Walter Eigenmann

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String-Thing_Groovy-Strings_CoverPop auf der Geige, Rock mit der Bratsche, Folk im Cello, oder Latin für den Bass – geht das?? Das geht. Und wie!
Den Beweis angetreten haben (längstens auf der Konzert-/Studiobühne und nun auch in Buchform) die vier deutschen StreicherInnen Jens Peizunka (Kontrabass), Mike Rutledge (Violine), Nicola Kruse (Violine) und Susanne Paul (Violoncello) – genannt «String Thing». Das (durchwegs auf Hochschulen klassisch ausgebildete) Streicherensemble String Thing «groovt» nunmehr schon seit zwanzig Jahren durch volle Konzertsääle und hat sich jetzt mit dem Wiesbadener Musikverlag Breitkopf&Härtel zusammengetan, um dem ganz besonderen Musik-Phänomen «Groove» auch auf den theoretischen bzw. instrumentaldidaktischen Grund zu gehen. Entstanden ist die 140-seitige Grundlagen-Untersuchung «Groovy Strings – Rhythmus&Groove im Streicherunterricht».
Doch was ist eigentlich Groove? Mit «Groove» verbinden die vier BuchautorInnen keinen fixierten musikwissenschaftlichen Terminus, sondern als erstes mal ein «stiltypisches Rhythmusmodell», eine «stilistisch eindeutige rhythmische Ausprägung eines Musikstückes»; Groove umfasst «Tempo, Art der rhytmischen Phrasierung bis hin zur Verwendung typischer harmonischer, melodischer und rhythmischer Strukturen und Figuren» (Christoph Hempel). Sodann betonen die AutorInnen den körperlichen, den spontan mitreißenden Aspekt dieses Begriffes: «Groove kann entstehen, wenn bei einem Musiker die Vorstellung des Rhythmus und seine Körperbewegung genau übereinstimmen. Dazu müssen ihm beide Ebenen mit einer Selbstverständlichkeit, einer ‘Von-alleine-Qualität’ verfügbar sein wie etwa der Herzschlag, das Atmen oder das Gehen».

String-Thing_Groovy-Strings_Phrasierungssilben

Groove-Beispiele von im Heft durchgängig benutzten Phrasierungssilben, basierend auf der gängigen Praxis in Bigbands

Diese Selbstverständlichkeit ist allerdings erst das Resultat, nicht die Voraussetzung der Jazz-/Pop-Ausbildung, denn wie die AutorInnen grundsätzlich die gängige Unterrichtspraxis an den Musik-Schulinstitutionen kritisieren: «Die Meinung unter Jazz-Pädagogen ist immer noch verbreitet, ein Schüler könne von selbst gut phrasieren oder eben nicht. Entgegen dieser Einschätzung sind wir der festen Überzeugung, dass man lehren und lernen kann, Musik aus den Bereichen Jazz, Rock und Pop stilgerecht und ‘akzentfrei’ zu spielen. Was bisher fehlte, ist eine Methodik, die es ermöglicht, die notwendigen Grundlagen dazu systematisch zu vermitteln.» Und weiter: «Es erscheint uns gerechtfertigt, so unterschiedliche Stile groovender Musik wie Swing, Heavy Metal, Reggae, Bossa Nova und Blues unter einem aufführungspraktischen Dach zusammenzufassen und von einer übergeordneten Aufführungspraxis zu sprechen, denn bei allen beträchtlichen Unterschieden haben diese Stile eines gemeinsam: ihre afroamerikanischen Wurzeln. Daraus erklären sich die keineswegs zufälligen, beliebigen oder austauschbaren Gesetzmäßigkeiten, von denen das Rhythmusempfinden (Groove), die Artikulation, die Phrasierung und damit die spieltechnischen Besonderheiten groovender Musik geprägt sind.»

String-Thing_Groove

Eine Referenz-Formation in Sachen Streicher-Groove: String-Thing

Dass ihre «groovige», theoretisch-methodisch sehr durchdachte, didaktisch leicht realisierbare und dabei betont am praktischen, ja «emotionalen», weil v.a. rhythmischen Musizieren ausgerichtete Unterweisung in ziemliches musikpädagogisches Neuland vorstößt, ist den vier Buch-AutorInnen durchaus bewusst. Zu sehr verbreitet ist im herkömmlichen Streicherunterricht noch immer das «klassische», zuweilen mit fast versnobtem Rokokko-Perücken-Puder überzuckerte Image des brav vor seinem Notenständer aufgestellten Geigenschülers, welcher lustlos, aber pflichtbewusst sein Boccherini-Menuettchen rauf- und runterfiedelt, mehr ahnend als wissend, dass seine Violine einen der Hauptpfeiler altehrwürdiger abendländischer Instrumentalkultur symbolisiert. Und das Autoren-Quartett bedauert: «Für Bläser, Pianisten und Gitarristen ist die Beschäftigung mit Jazz, Rock und Pop längst selbstverständlich. Nur bei den Streichern ist dies nach wie vor eher ungewöhnlich, und entsprechende Literatur ist kaum zu finden.»

Vanessa Mae - Geigen-Musik - Violin-Virtuosin

Umstritten, aber wirkungsvoll: Die Pop-Geigerin Vanessa Mae

Sehr richtig auch die Feststellung im Vorwort des Bandes, dass «groovende» Musikstile aller Richtungen den jungen Musikinteressierten möglicherweise überhaupt erst den Zugang zu Geige, Bratsche oder Cello eröffnet: «Die Beschäftigung mit populärer Musik in der mitunter schwierigen Phase der Pubertät kann eine neue Perspektive aufzeigen, wenn z.B. das Spielen von klassischer Musik als ‘uncool’ gilt und deshalb die Möglichkeit erwogen wird, den Instrmentalunterricht entweder ganz aufzugeben oder von einem Streichinstrument zu einem Pop-tauglicheren, ‘cooleren’ Instrument zu wechseln.» Allein dies schon eine schlagende Argumentierung für den Einbezug von Pop-Musik in den «klassischen» Geigenunterricht, dessen Musikauswahl nicht nur mit vergangenen Jahrhunderten, sondern auch mit der persönlich-alltäglichen, massiv Medien-gesteuerten Erlebniswelt der Jugendlichen zu tun haben sollte. (Andernfalls dürften in der Tat, wie allenthalben befürchtet, die Jahre der Geige als «Breiteninstrument» gezählt sein.)

Mozart_Hendrix

«String Thing»: Mozart oder Hendrix? Mozart UND Hendrix!

Allerdings erfordern Jazz- und Popularmusik eine von Klassik deutlich unterschiedene Musikpädagogik. Deren Methodik- und Repertoire-Ansätze für den modernen Streicherunterricht jetzt auf gleichermaßen umfassende wie anregende Weise systematisiert und in ein effizientes Unterrichtskonzept gebracht zu haben ist eine echte Pionierarbeit der als Musiker und Lehrer mehrfach international ausgezeichneten «String-Thing»-Autoren. Zusätzlich aufgewertet wird der großformatige, auch layouterisch und notentypographisch sehr ästhetisch gestaltete Band durch die mitgelieferte Extra-CD, deren Audio-Tracks (Geige, Bratsche & Cello) sowohl zur Einstimmung am Unterrichtsbeginn als auch für den Playback-Hintergrund eingesetzt werden können.
Alles in allem ist «Groovy Strings» (Hörbeispiele) nicht nur eine bis jetzt sehr vermisste Materialsammlung, sondern auch ein methodisch progressiv anwendbarer Leitfaden, der zwar nur bedingt bei Anfängern, aber ab spätestens drittem Unterrichtsjahr systematisch eingesetzt werden kann, und dessen hoher Spaßfaktor die vor lauter ehrwürdiger Geigentradition muffige Luft in so mancher Musikschulstube schlagartig verbessern könnte. «Groovy Strings» ist nicht die Alternative, aber eine wertvolle Ergänzung zum «Klassik»-Unterricht. Das Werk gehört definitiv in die Notenmappe eines jeden Streicher-Pädagogen – direkt neben Mozart&Co.

String Thing: Groovy Strings, Rhythmus&Groove im Streicherunterricht, 140 Seiten & CD, Breitkopf-Härtel Verlag, ISBN 978-3-7651-0387-2

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Inhalt

Vorwort
Kapitel 1
Zur Arbeit mit diesem Buch
1.1 Übersicht
1.2 Zur Methodik des Rhythmuslernens
Kapitel 2
Was ist Groove?
Kapitel 3
Groovende Musik und Klassische Musik –
Merkmale und Unterschiede
3.1 Rhythmus
3.2 Tanz
3.3 Gesang
3.4 Dirigieren
3.5 Spielbewegungen am Streichinstrument
3.6 Musik
3.7 Zusammenfassung
Kapitel 4
Basisübungen
4.1 Die Groove-Bewegung
4.2 Bodypercussion und Vocalpercussion
(Subdivisions – Der innere Schlagzeuger)
4.3 Klatschen
4.4 Rhythmuswörter, Klatschen und Groove-Bewegung
4.5 Swing
Kapitel 5
Groovende Musik auf Streichinstrumenten – Grundlagen
5.1 Besonderheiten der Aufführungspraxis
5.2 Bogentechnik
5.3 Die linke Hand
Kapitel 6
Spezielle Spieltechniken
6.1 Bigband-Schweller
6.2 Bossa-Strich
6.3 Chicharra-Strich
6.4 Choppen
6.5 Deadnotes
6.6 Feedback
6.7 Gliss-down
6.8 Percussion auf dem Instrument
6.9 Rockiger Klang
6.10 Shake
6.11 Smear
6.12 Walkingbass-Pizz
6.13 Walkingbass-Strich
Kapitel 7
Übungen am Instrument
7.1 Binäre Rhythmen
7.2 Ternäre Rhythmen (Swing)
Kapitel 8
Einführung in die Spielstücke und Übungen
8.1 Die Spielstücke
8.2 Phrasierungssilben
8.3 Zu den Akkordsymbolen
Kapitel 9
14 Spielstücke in binären Rhythmen
9.1 Hans Stampf (M. Rutledge) Viertel und Achtel
9.2 Take It Easy (J. Piezunka) Bossa-Strich
9.3 Claudias Rock (N. Kruse) Achtelketten ohne folgenden Downbeat
9.4 Rockin´ Blue (S. Paul) Übergebundene Noten
9.5 Rock-Works (M. Rutledge) Vorgezogene lange Töne
9.6 Latino (S. Paul) 3+3+2-Pattern, Bossa-Strich
9.7 Regen in Pinar del Rio (J. Piezunka) 3-2-Clave, Bossa-Strich
9.8 Milonga espejial (M. Rutledge) Clave-Rhythmen
9.9 Simple Ballad (N. Kruse) Pop-Ballade mit Vierteltriolen
9.10 Offroad (N. Kruse) Ketten von Off-Achteln
9.11 Tango terrible (S. Paul) Tango-typische Spieltechniken
9.12 Rumpel-Reggae (S. Paul) Percussion auf dem Instrument
9.13 Die Heavy-Nummer (S. Paul) Rockige Spielweise
9.14 Funky Train (J. Piezunka) Funk-Rhythmen
     Kapitel 10 12 Spielstücke in ternären Rhythmen
10.1 Stompin´ Beginning (N. Kruse) Ternäre Achtel
10.2 Bindungs-Blues (S. Paul) Achtelketten mit Offbeat-Bindungen
10.3 Schuffel-Muffel (J. Piezunka) Achtelketten mit Abstoppen
     des letzten Tons („du-batt“)
10.4 Mixed Up (J. Piezunka) Themen der Stücke 10.1–10.3
10.5 On Top Of the Drop (M. Rutledge) Kicks (allein stehende Off-Achtel)
10.6 Jack´s Strings (N. Kruse) Vorgezogene Töne
10.7 Happy End (J. Piezunka) Abstoppen vor vorgezogenen Tönen
10.8 Webspinne (M. Rutledge) Lang und kurz artikulierte Töne, Off-Achtel
10.9 Cool Cat (S. Paul) Ketten von Off-Achteln
10.10 Tante Tarantel (S. Paul) Triolen
10.11 Strollin´ Together (M. Rutledge) Themen der Stücke 10.5–10.10
10.12 Happy Waltz (N. Kruse) 3/4-Takt
Anhang
1 Verzeichnis der Übungen
2 Verzeichnis der Videotracks
3 Verzeichnis der Audiotracks –
4 Glossar wichtiger Fachbegriffe

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Leseproben

String-Thing_Groovy-Strings_Leseprobe2

String-Thing_Groovy-Strings_Leseprobe

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Alexandra Fink: «Mit 50 Witzen zum Notenlese-Profi»

Posted in Alexandra Fink, Musik, Musik für den Unterricht, Musik-Rezensionen, Musiknoten, Rezensionen by Walter Eigenmann on 3. Juni 2009

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Keine Angst vorm hohen C

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Fink_Notenlesen_CoverWenn’s darum geht, jungen und jüngsten Instrumental- oder Gesangszöglingen geläufiges Notenlesen beizubringen, führen bekanntlich zahlreiche Wege nach Rom. Eine vergnügliche Art, Kindern (im lesefähigen Alter) die oft nur schwer im Gedächtnis haftenden Notenamen einzuverleiben, präsentiert nun Alexandra Fink im Musikverlag Nepomuk. «Mit 50 Notenwitzen zum Notenlese-Profi» nennt sich das Heft, welches mit seinem halben Hundert an Rätseln, Witzen und anderen Spaß-Kniffeleien kleinere oder auch größere Novizen in die Geheimnisse des richtigen Lesens der schwarzen Punkte auf den fünf Linien einführen will. Dabei haben die angehenden Prima-Vista-Experten bei jeder Aufgabe Buchstabenlücken zu füllen, um den Inhalt der witzigen Sprüche entschlüsseln zu können.
Das Heft – hier in der Ausgabe für Violin-&Bass-Schlüssel –  ist progressiv aufgebaut, weitet den Tonraum sukzessive aus, und beginnt erst mit den beiden Schlüsseln getrennt, um sie dann abwechselnd und schließlich bunt gemischt (quasi als Klavierstimme) zu bringen.
Allzu kompliziert geht’s dabei nicht zur Sache, die Autorin beschränkte sich auf 1 «Kreuz» und 1 «Be», und außerdem ist jeweils ausschließlich die Tonhöhe gefragt:

Fink_Notenlesen_Tonumfang

Wer also als MusiklehrerIn noch ein bisschen Hausaufgaben-Material sucht, um den «hartnäckigen» Fällen unter der Schülerschaft in Sachen Notenkapieren auf amüsante Weise zu mehr «Praxis» zu verhelfen, holt sich diese 50 Sprüche und verteilt sie wohldosiert. Natürlich ist dies Werk der Tösstaler Autorin – sie lebt als freischaffende Illustratorin in Tablat – auch fürs Selbststudium von erwachsenen Anfängern gut geeignet. Ein Heft mit Trainingswert – nützlich! (gm)

Alexandra Fink, Mit 50 Notenwitzen zum Notenlese-Profi (Ausgabe Violin-&Bassschlüssel), Nepomuk Verlag Basel, 56 Seiten, ISMN M-50009-278-0

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Leseprobe

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Das Sieger-Musical für die Grundstufe 2008

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musikpädagogik, Neuheiten by Walter Eigenmann on 14. November 2008

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«Auch du gehörst dazu!»

sikorskilugert_musical-grundstufeDie beiden deutschen Musikverlage Sikorski und Lugert haben erstmals Schülerinnen und Schüler der Grundstufe dazu aufgerufen, selbst ein Musical zu schreiben. Das von der entspr. Jury ausgewählte Werk basiert auf Ideen einer Mönchengladbacher 1. Klasse, heißt «Auch du gehörst dazu!», erhielt den 1. Preis des Deutschen Schülermusical-Wettbewerbs in der Kategorie Grundstufe, dauert ca. 30 Minuten und ist eine bunte, quirlige Geschichte über die Integration zweier fremder Wesen in eine Gruppe tierischer Freunde.
Aus dem Inhaltsverzeichnis: «Ein neuer Tag; In unsrem Garten; Irgendetwas; Alles ist fremd; Tier-Rap; Ich glaube euch; Auch du gehörst dazu.»
Das humor- und fantasievolle, aber auch zum Nachdenken einladende Stück ist für Kinder ab sechs Jahren konzipiert und «drückt aus, was Kinder bewegt: der Wunsch nach Frieden und Integration» (Verlagsinfo). Lieferbar sind Schüler- und Lehrerhefte mit Audio-CD.

Sonja Thomas / Rainer Buß, Auch du gehörst dazu, Musical für die Grundstufe, Sikorski Verlage und Lugert Verlag, ISMN 9790003036151

Weihnachtslieder für Panflöte/n

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Walter Eigenmann, Weihnachtslieder by Walter Eigenmann on 8. November 2008

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22 mal «Christmas for Pan»

«Christmas for Pan» ist eine Sammlung der 22 schönsten Weihnachtslieder aus aller Welt für eine oder zwei Panflöte/n. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich zwischen sehr leicht bis mittelschwer. Mit Strophen-Texten zum Mitsingen.

 

 

 

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Lesen Sie hier mehr über dieses beliebte Heft !

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Neue Methoden des Musikunterrichtens

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Vom Wagnis Musik in der Schule

Walter Eigenmann

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Musikdidaktische Bücher (für die Oberstufe) der letzten Jahre pflegen oft entweder einen Grad an abstraktem Akademismus an den Tag zu legen, der Studenten- wie Lehrerschaft im pädagogischen Alltag rat- und tatlos stehen lässt vor der real anzugehenden Detail-Fülle neuzeitlicher Musikvermittlung, oder dann kommen sie geradezu bieder-hemdsärmelig daher, als genügte es, mehrhundertjährige Methoden-Forschung auszublenden und stattdessen die punktierte Achtel mit allerlei lustig-poppigem Psychotricksen ans Jungvolk zu verhökern. (Und noch eine dritte «Schule» an den Schulen wäre betreffend «Musik-Schule» nicht zu vergessen, nämlich: gar keine Musik mehr in der Schule – in unseren Zeiten der absoluten kognitiven Dominanz einerseits und andererseits angesichts der überall hemmungslos grassierenden Spar-Wut der Politiker in Sachen Kultur eine immer schamloser Schule machende Praxis mancher öffentlichen Schulen…)
Nun aber, da (allein nur schon die abendländische Kunst-) Musik «in Theorie und Praxis» einen längst so unerhörten und (darum un-erhörten) Reichtum an Formen, Farben und Figuren angenommen hat, dass ihre richtige und unaufhörliche Vermittlung gerade in der lebenslänglich prägenden Volks- und gymnasialen Schule inzwischen zu einer Frage wohl gar ihres Überlebens geworden ist, bedarf es kompetentester Anleitung zu differenzierter Methodik und praxisorientierter Systematik in die Hand der Musikunterrichtenden, aber auch des Weckens phantasiegesteuerter, kreativer Experimentierlust in eben diesen Lehrenden.
Eine solche «systematische Methodenlehre» hat im Bosse-Verlag jetzt der Oldenburger Musik-Seminarleiter und Gymnasiallehrer für Musik und Geschichte Ralf Beiderwieden vorgelegt.
Müsste man seinen Band «Musik unterrichten» mit einem Wort charakterisieren, zitierte man am besten eines seiner vielen Zitate:
«’Der Unterricht, von dem wir reden, soll mit dem Menschen selbst, mit seiner Person sich so vereinigen, dass es nicht mehr dieser Mensch sein würde, wenn man ihm diese Kenntnis wegnähme’. J. F. Herbart, Abiturient des ‘Alten Gymansiums Oldenburg, Abiturjahrgang 1794».
Oder vielleicht auch dies:
«’Ich wäre stolz, wenn ich nach meinem Kompositionsunterricht sagen dürfte: Ich habe den Kompositionsschülern eine schlechte Ästhetik genommen, ihnen dafür aber eine gute Handwerkslehre gegeben’. Arnold Schönberg, Harmonielehre, 1911)».

Und so handwerkt denn Beiderwieden drauflos, dass es noch für ältest-abgebrühte Semester der Musiklehrer-Zunft (oder gerade für sie?!) eine wahre Freude des Lesens und Studierens ist. Schon im Vorwort ist exponiert, was dann 210 Seiten lang des Breiten, aber mitnichten Langen durchgeführt wird: «Sie werden in diesem Buch kaum Sätze finden wie: ‘Der Lehrer soll…’ oder ‘Der Lehrer vermeide…’. Der Lehrer muss gar nichts, und wenig braucht er zu vermeiden. Unterrichten ist wie Komponieren: Handeln in einem weiten Feld von Wenn-dann-Beziehungen. Es gibt nicht die eine Methode, mit der etwas geht. Sie können die motivische Entwicklung in einem Quartettsatz an einer Zeitleiste entwickeln. Sie können sich für Schnipseltechnik entscheiden oder für ein Suchbild-Verfahren. Wenn Sie einen gut gefüllten Werkzeugkasten haben, werden Sie ein passendes Werkzeug finden.»
Und der Beiderwiedensche Werkzeugkasten ist in der Tat nicht nur übervoll, sondern auch sehr intelligent sortiert; der formale Aufbau des Bandes präsentiert sich folgendermassen:

Wie man sofort sieht, quasi eine durchkomponierte Suite, die (mindestens) ein Leitmotiv hat, nämlich dieses, dass es schier keine Thematik in der herkömmlichen, millionenfach tradierten Musikpädagogik gibt, welche nicht doch noch eine Spur geschickter, also schneller und freudvoller vermittelbar ist bzw. wäre… Und der Ideen-Container dieses Buches ist riesig: Kein wirklich wichtiger Aspekt der Schulmusik, dem der Autor nicht eine neue Facette des Zugangs abgewinnt. Dies verdeutlicht (als nur eines von vielen möglichen Beispielen) die folgende Probe-Seite:

Und nach Johann Sebastian Bach noch etwas Jimi Hendrix:

Wenn ein schulmusikalisches Oberstufen-Didaktikum der letzten Jahre das berühmte Motto «Aus der Praxis für die Praxis» ohne Einschränkung einlöst, dann ist es dieses «Musik unterrichten». Aus jeder Zeile des immer konzentriert und originell formulierten, teils erfrischend salopp-persönlich daherkommenden Bandes wird der Leserschaft deutlich, dass hier einer die System-Bilanz einer vieljährigen und vielseitigen, dabei offensichtlich sehr kreativ gehandhabten Beschäftigung mit dem (Spannungs-?)Feld «Musik-Jugend-Schule» offenlegt, wie man sie in dieser Originalität noch selten gesehen hat. Kurzum: «Musik unterrichten» von Ralf Beiderwieden gehört obligat auf den Notenständer eines jeden Musiklehrers. Kaufen, anwenden!

Ralf Beiderwieden, Musik unterrichten, Eine systematische Methodenlehre, 210 Seiten, Bosse Verlag, ISBN 978-3764926564

Neues Streicher-Spielbuch von Saßmannshaus

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Violine, Musik-Rezensionen, Rezensionen by Walter Eigenmann on 20. August 2008

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Orchester-Vorschule für Kinder

Der professionellen Streicher-Lehrerschaft den «Saßmannshaus» vorstellen zu wollen hieße Eulen nach Athen tragen: Längst ist das vierbändige Schulwerk «Früher Anfang…» der beiden renommierten Violinpädagogen Egon (Vater) und Kurt (Sohn) Saßmannshaus zu einem (auch internationalen) Klassiker des Streicher-Unterrichts avanciert. Die verschiedenen, pädagogisch abgestuften Hefte (je für Geige, Bratsche und Cello) präsentieren sich nun in komplett neuem Gewand, an dessen frischer Attraktivität u.a. die bekannte Kinderbuch-Illustratorin Charlotte Panowksy wesentlichen Anteil hat.
Ergänzt wird der seit jeher im Bärenreiter Verlag aufgelegte «Saßmannshaus» immer wieder durch neue «Spielbücher», welche das eigentliche Lehrwerk alternieren und quasi als kleine «Orchestervorschule für Kinder» fungieren. Das aktuellste «Spielbuch für Streicher» (als stark modernisierte 3. Auflage) wendet sich an Kinder ab sechs Jahren, setzt allenfalls die Kenntnis einfacher Volkslieder voraus, führt aber doch behutsam bereits in die ersten Versuche des mehrstimmigen Spiels ein. Zugleich wird mittels ausgedehntem Kanon-Spiel die Konzentration auf Rhythmik und Taktsicherheit gelenkt. Die schwierigeren Stücke des Heftes sind dabei bewusst noch dreistimmig (2 Geigen & Cello) gesetzt, mitgeliefert wird aber auch eine spezielle Bratschen-Stimme, welche in einzelne Lieder integriert werden kann und so die Vierstimmigkeit interessant vorbereitet.
Der Band kommt in gewohnt hervorragender Druck-, Notensatz- und Layout-Qualität daher, wirkt nicht überladen mit allzuviel Illustrativem, sondern gewährt genug Platz für die didaktisch unverzichtbaren Notizen, und bietet trotzdem eine ansehnliche Fülle an «altem und neuem» Unterrichtsmaterial. Jene Lehrerschaft, die ohnehin mit dem «Saßmannshaus» arbeitet, setzt diese neue, sehr kindgerecht konzipierte «Orchester-Vorstufe» zweifellos mit Gewinn ein. (W. Eigenmann)

Egon Saßmannshaus, Spielbuch für Streicher, Eine Orchestervorschule für Kinder, Bärenreiter Verlag, ISMN M-006-53661-0

Probeseite

Inhaltsverzeichnis

Bernhard Morbach: «Die Musikwelt des Barock»

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Von der Affektenlehre bis zum Pythagoreischen Komma

Walter Eigenmann

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Wenn einer seit bald 30 Jahren als Moderator und Autor im Rundfunk ältere Musik vermittelt, im Studio oder vor Publikum, «dann kann er was erzählen». Und wenn er dann noch Bernhard Morbach heißt und bereits zwei umfang- wie erfolgreiche Buch-Projekte – «Musikwelt des Mittelalters» und «Musikwelt der Renaissance» – realisiert hat, so wird dem ernsthaft an Kunstmusik Interessierten auch der letzte Teil dieser Trilogie – «Die Musikwelt des Barock» – beinahe zur Pflicht-Lektüre.
Autor Morbach weiß dabei um die unlösbare Aufgabe, auf nur 300 Buchseiten das Konzentrat einer Musik-Epoche zu liefern, deren wissenschaftliche und praktische Rezeption inzwischen ganze Bibliotheken bwz. CD-Regale füllt – vom uferlosen WWW noch nicht geredet. Bei alter (oder zumindest «älterer») Musik kommt auf den theoretisch Vermittelnden noch erschwerend die große zeitliche Entfernung hinzu, die dem geschmacklich um Welten distanzierten «modernen Musik-Konsumenten» den Zugang zu Monteverdi&Co. schier unüberbrückbar machen. Außerdem hat noch mit einer dritten Problematik zu kämpfen, wer komplexe musikalische Inhalte früherer Jahrhunderte in unsere Tage transponieren will: Mit der empirisch verifizierten Tatsache, dass im Zeitalter der erbarmungslos omnipräsenten, von qualitativ filternder Selektivität völlig unbehelligten Ton-Flut aus allen möglichen und unmöglichen industrialisierten Konserven-Quellen die Fähigkeit des «Durchschnittshörers» zu bewusst-reflektierendem Hinhören und Verarbeiten systematisch, ja von Kindsbeinen an aberzogen und stattdessen die wirtschaftlich weit interessantere Dauerberieselung von Beruf und Alltag mit Light-Musik (sprich: populärer Musik) installiert wird.
Bernhard MorbachZu dieser Problematik sei Morbach gleich selber zitiert, der unter dem Stichwort «Barockmusik in unserer Welt» leicht wehmütig festhält:
«Eine Musikkultur wie die unsrige, die im Bereich der so genannten Ernsten Musik so rückwärts gewandt ist, hat natürlich den Vorteil, dass einem ‘die Fülle’ an Musik zur Verfügung steht. Aber eines ist sicher: Wenn in der Dresdner Hofkirche eine Festmesse von Heinichen erklang, wenn Biber mit seiner Hofkapelle an der Tafel des Salzburger Fürst-Erzbischofs aufspielte, wenn in Amsterdam nach den Gottesdiensten in der Oude Kerk Sweelinck auf der Orgel improvisierte, wenn in Leipzig Bach mit seinem Collegium musicum im Kaffeehaus auftrat, wenn in Bologna das Concerto Palatino im Palast der Stadt musizierte, wenn in Hamburg eine kunstvolle Musik zu einem Fest der Bürgerschaft erklang oder Corelli in Rom seine Violinkunst zum Besten gab, dann hörte man zu! Man begegnete der Musik mit der gebotenen Aufmerksamkeit, denn jede Musik ereignete sich nur im ‘Hier-und-Jetzt’. Dass in unserer Welt gerade die Musik des Barock zur Hintergrundmusik bzw. gar zu einer Art Geräuschkulisse erniedrigt wird, kann man beklagen. Aber verhindern kann man es nicht. Deshalb ist es sinnvoll und aus Respekt vor den Menschen, die in der Barockzeit musikalisch kreativ waren, geradezu geboten, sich einmal den ursprünglichen Bedeutungszusammenhang – also die Musikwelt des Barock – zu vergegenwärtigen. Wenn man unsere enorme Distanz zu dieser Welt erkennt, gewinnt man eine neue Nähe zu ihrer Musik – hoffentlich.»

Leseprobe

Eben diesem «ursprünglichen Bedeutungszusammenhang» des Barock-Zeitalters und dessen Musik spürt Bernhard Morbach auf eine Weise nach, die in Versuchung bringt, seine Monographie in einem Rutsch zu verschlingen – als opulenter Barock-Roman sozusagen. Denn es beeindruckt, mit welch sinnfälliger Strukturierung der größeren musikstilistischen wie -soziologischen Zusammenhänge, mit welcher fast enzyklopädischen Detail-Kenntnis und gleichzeitiger Verkettung dieser Details mit den epochalen «Mainstreams», und mit auch welcher essayistischen Eloquenz der Autor der Verlockung widersteht, angesichts der Fülle des theoretischen und wissenschaftlichen Materials ins staubtrockene Lexikalische abzugleiten.
Gegenüber vergleichbaren Publikationen heben drei Merkmale Morbachs Barockmusik-Buch hervor: Zum einen der geistesgeschichtliche Ansatz, mit dem der Autor das je Kompositorisch-Innermusikalische in die «höheren» maßgeblichen politischen, sozialen, philosophischen Zusammenhänge der Barock-Zeit (ca. 1600-1750) einbettet. Ob «Affektenlehre» oder «Pythagoreisches Komma», ob «Chalumeau»-Bau oder «Aufführungspraxis», ob «Choralkantate» oder «Nummern-Prinzip», ob «Monodie» oder «Sonata da chiesa», ob «Klangrede» oder «Extemporierung»: Immer auch stellt Morbach für seine (natürlich unverzichtbaren) musikalischen Stichwörter die ideengeschichtlichen Querverbindungen und die kulturhistorischen Herkunfts-Geleise her. So wird nicht nur die Barock-Musik, sondern die Barock-Zeit überhaupt plastisch – was auch der Attraktivität des Themas nur gut tut. Zweitens wendet der Verfasser hinsichtlich inhaltlicher Strukturierung seiner zahllosen kleineren und größeren Abhandlungen einen Trick an, quasi adaptiert aus der barocken Kontrapunkt-Technik des «Cantus prius factus», indem er nämlich mit dem Universal-Genie Johann Mattheson einen referentiellen «Führer durch die Musikwelt des Barock» hernimmt und nun über fast das ganze Buch hinweg alle kompositions- und instrumental- wie aufführungstechnischen bis hin zu den Stil-Fragen in den Fokus dieses umfassend gebildeten und in der Wirkung bahnbrechenden Musikschriftstellers, fruchtbaren Komponisten und aufgeklärten Zeitzeugen stellt. Mattheson war beim Publikum wie bei der «Intelligenzia» seiner Zeit hochangesehen, wird zurecht von Morbach als «zentrale Autorität» installiert. Die dadurch zwangsläufig entstehenden Reibungspunkte mit wiedersprüchlichen Ansichten und Strömungen sorgen ihrerseits wieder für weiterführende Reflexionen – ein sehr fruchtbarer Ansatz Morbachs.


William Hogarth: Der rasende Musikus, 1741

Jene Leserschaft schließlich, die meint, sich in der Barock-Musik überdurchschnittlich gut auszukennen, mag ein drittes Highlight dieser Monographie besonders interessieren, nämlich der Einbezug zweier besonders «exotischer«, kaum je im Zusammenhang mit Barock-Musik abgehandelter Themata: «Frauen in einer Männerwelt – Komponistinnen des Barock», sowie «Eroberer, Missionare, Indios – Barockmusik in der Neuen Welt». Wobei beide Gebiete keinesweg marginal, sondern insbesondere die «Neue Welt» recht eingehend behandelt werden. Bei ersterem stehen vierzehn Komponistinnen im Mittelpunkt – von der Kurtisane bis zur Nonne -, deren Werke teils als CD-Einspielungen vorliegen. Morbach resümiert: «Nur sehr wenige Frauen sind während der Barockzeit als professionelle Komponistinnen an die Öffentlichkeit getreten, das heißt, nur wenigen gelang es, in das ganz und gar von Männern beherrschte höfische und öffentliche Konzertleben und in das Musikverlagswesen vorzudringen und Notendrucke zu publizieren. Aber das, was ans Licht der Öffentlichkeit gelangte – Vieles wird verloren gegangen sein – ist von höchster Qualität.»
Sehr anregend ist auch Morbachs Exkurs zu den barock komponierenden bzw. musizierenden Missionaren und – in der Folge der exportierenden Kolonialisation – zu den einheimischen Traditionen der präkolumbianischen Zeit, deren stilistische Eigenheiten gemäß Morbach zu bemerkenswerten «Sonderschöpfungen» geführt hätten, welche keine europäische Entsprechung haben. Der Autor stattet dabei einigen Städten und Musik-Metropolen des damaligen Südamerika einen Besuch ab: Über das frühe Mexiko Stadt und seine mehrstimmig singenden, «franziskanischen» Indios bis hin zum brasilianischen Recife, dem Geburtsort des Mulatten Luis Pinto (geb. 1719), dessen (rekonstruiertes) Te Deum für vierstimmigen Chor und Orchester sogar in einer Einspielung mit dem Ensemble Turicum vorliegt (Claves 1995). –
«Die Musikwelt des Barock» von Bernhard Morbach ist eine gleichermaßen thematisch vielfältige wie musikhistorisch breit konzipierte, äußerst belesene und im musiktheoretischen Detail fundierte, dabei mit einer instruktiven Fülle von Bild- und Zitaten-Material illustrierende Untersuchung, die mit ihren vielfältigen Bezügen zu Kultur und Gesellschaft des Barock auch eine ideengeschichtliche Brücke zu schlagen vermag bis in unsere Zeit . Nützlich abgerundet wird der Band durch einen umfangreichen Anhang mit Anmerkungen, Verzeichnis einführender Literatur, CD-Inhalt und Personen-/Sach-Register. ■

Bernhard Morbach, Die Musikwelt des Barock, Neu erlebt in Texten und Bildern, mit CD-ROM (Notenmaterial, Bilder, Dokumentationen), Bärenreiter Verlag, 300 Seiten, ISBN 978-3761817162

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Leseprobe

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Neues Handbuch der Gesangspädagogik

Posted in Buch-Rezension, Gesang, Musik, Musik für den Unterricht, Musik-Rezensionen, Rezensionen by Walter Eigenmann on 19. April 2008

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Theorie und Praxis des guten Gesangs

Walter Eigenmann

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An Belcanto-Unterweisungen, Chor-Fibeln, Stimmbildungs-Schulen, Artikulations-Systemen, Atmungs-Techniken u.a, kurzum an Sing-Pädagogischem aller Art (egal ob’s denn gehe um Counter Tenor oder DSDS-Geschrei, Soul-Vibrato oder Rock-Röhren, Koloratur-Kunst oder Schlager-Gesäusel, Schuberts «Winterreise» oder Bohlens «Cherry-Cherry-Lady») ist heutzutage wahrlich kein Bedarf mehr. Ebenso wenig mangelt der heutigen Musik-Welt medizinische oder gar musiktheoretische Literatur zum Thema «Singen». Nicht nach einer mehrhundertjährigen Geschichte des notierten Kunst- und Volksgesanges.
Nun denn, mag sich die deutsche Sängerin und Gesangs-Pädagogin Hildegund Lohmann-Becker, Mit-Gründerin der bekannten Lohmann-Stiftung für Liedgesang, gesagt haben: Warum nicht ein Gesangspädagogik-Handbuch schaffen, das Theorie und Praxis in Form eines Stichwort-Lexikons anbietet? Das Resultat ist ein 352-seitiges Kompendium namens «Handbuch Gesangspädagogik», das beim Vokal «a» und bei «a-Arbeit» anfängt, beim «Zwerchfell» und beim «Zwischenspiel» aufhört – und dazwischen eine gehörige Menge an kürzeren Artikeln oder längeren Essays, Noten- bzw. Übungs-Material, Begriffs-Definitionen und Kurz-Infos ausbreitet.

Hildegund Lohmann-Becker

Der Band findet dabei die richtige Balance zwischen eher beiläufig interessantem (wenngleich nützlichem) Material einerseits und andererseits jenen Bereichen, die fundamental sind für die Ausbildung künstlerischen Singens und deshalb mehrseitig abzuhandeln waren. Positiv fällt außerdem auf, dass die Autorin mit ihrer 50-jährigen pädagogischen Erfahrung nicht ausschließlich «auf Technik» macht, sondern bei Stichwörtern wie «Vertrauen», «Lehrer-Schüler-Verhältnis», «Lachen», «Körpersprache», oder auch «Intuition», «Üben» und «Indisposition» ebenfalls die in aller Pädagogik so unverzichtbare menschlich-psychologische Komponente gebührend einbezieht.
Hildegund Lohmann-Beckers Das «Handbuch Gesangspädagogik» ist eine nützliche Tipps- und Info-Sammlung in die Hand all jener Gesang-Lernenden wie -Lehrenden, die neben reiner Wissensvermehrung auch Anregungen für vertiefende Detail-Studien suchen.

Hildegund Lohmann-Becker, Handbuch Gesangspädagogik, Stichworte zu Theorie und Praxis, Schott Verlag, 352 Seiten, ISBN 978-3-7957-0595-4

 

Leseprobe

Senioren-Musik und Musik-Senioren

Posted in Buch-Rezension, Musik, Musik für den Unterricht, Musik-Rezensionen, Rezensionen, Walter Eigenmann by Walter Eigenmann on 14. April 2008

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Musizieren im Alter – Arbeitsfelder und Methoden

Walter Eigenmann

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Ganz allmählich – manche internationalen Betagten-Organisationen meinen: zu langsam – entdeckt auch die Gerontologie die Musik – aber auch die Musik die Alten. Dazu trägt einerseits die bekannte demographische Entwicklung bei, die nach gesellschaftlichen bzw. bildungs- und beschäftigungspolitischen Lösungsansätzen verlangt angesichts immer mehr rüstiger, ein breites Freizeit-Angebot nutzender und auch benötigender RentnerInnen – und andererseits die medizinische Forschung, welcher ein wissenschaftlicher Nachweis nach dem anderen gelingt, dass sowohl aktiv wie passiv genossene Musik teils frappante therapeutische Wirkung zu erzielen vermag. Hierzu gleich ein Zitat aus «Musizieren im Alter», einer von Theo Hartogh und Hans H. Wickel jetzt vorgelegten Studie, die neben vielen anderen Aspekten auch das Musizieren mit demenziell erkrankten Menschen untersucht:

«Mit der Alterung der Weltbevölkerung geht eine stetige Zunahme demenzieller Erkrankungen einher. Forscher warnen bereits vor einer globalen Alzheimer-Epidemie und berechnen, dass sich die Zahl der derzeit ungefähr 26 Millionen Demenzerkrankten bis zum Jahre 2050 vervierfachen wird, sofern bis dahin keine geeigneten Medikamente entwickelt werden. […] Alzheimer-Patienten sind selbst im fortgeschrittenen Stadium durch Musik ansprechbar, da die Hörrinde neben dem motorischen System weitgehend frei bleibt von neuronalen Veränderungen. Auditive Reize wie Lachen, Schreien und emotionale Prosodie wie glückliche oder traurige Stimmen können unbeeinträchtigt erkannt werden, während auf visuelle Reize größtenteils keine Reaktionen mehr gezeigt werden […] Aktives Musizieren und langjähriges kontinuierliches Üben auf einem Instrument scheinen jedoch eine präventive und verzögernde Wirkung zu haben. Außerdem kann Musik ganz wesentlich dazu beitragen, dass demenziell erkrankte Menschen emotional angeregt werden und damit eine zumindest vorübergehende Steigerung ihrer Lebensqualität erzielen […] Musik kann etwas bei den Kranken bewirken, was kein Medikament und auch keine verbale Ansprache in dem Maße und in der Unmittelbarkeit erreicht.» (Vergleiche hierzu auch u.a. «Hirnphysiologische Auswirkungen elementaren Musizierens in verschiedenen Lebensaltern»)

Die präventive bzw. therapeutische Funktion von Musik ist wie erwähnt nur eines der zahlreichen musik-geragogischen Themata, welche die beiden Wissenschaftler als «Arbeitsfelder und Methoden» in ihrem neuen Studien-Band behandeln. «Musizieren im Alter» bietet eine weitgesteckte, alle wesentlichen Bereiche der Musikgeragogik umfassende Bestandesaufnahme aktueller musikalischer «Aktivitäten für und mit Menschen im dritten und vierten Lebensalter». Die thematische Spannweite sei (in einem kleinen Auszug des Inhaltsverzeichnisses) hier stichwortartig gelistet:
«Alter als Bildungsherausforderung – Musik in jüngeren Lebensjahren als Ressource für das Alter – Wirkungen von Musik – Bedeutung von Musik für den älteren Menschen – Dialogische Orientierung – Intergenerative Orientierung – Musik und Gesundheit – Musik und Demenz -Präventionsaspekte – Musik in Lebens- und Alltagskrisen – Musik in der Sterbebegleitung – Institutionen – Stationäre und teilstationäre Einrichtungen – Seniorenorchester, -chöre, -ensembles und -bands – Musikschulen – Hochschulen – Musizieren in Alteneinrichtungen und Pflegeheimen – Musik und Bewegung – Musikeinsatz bei Prävention und Rehabilitation der Motorik – Musikunterricht im Alter – Musikbezogenes Lernen im Alter – Instrumental- und Gesangsunterricht – Anforderungen an den Instrumentallehrer» u.v.a.

Exkurs: Die «Wiesbadener Erklärung» des Deutschen Musikrates

Anfangs Juni letzten Jahres publizierte der Deutsche Musikrat, der «Spitzenverband des deutschen Musiklebens», seine «Wiesbadener Erklärung». In diesem Aufsehen erregenden Manifest unter dem Titel «Musizieren 50+ – im Alter mit Musik aktiv», welches substantiell ohne weiteres auch auf die anderen europäischen Länder übertragen werden kann, sind zwölf Forderungen an Politik und Gesellschaft formuliert. Zentraler Kritik-Punkt ist dabei, dass «die gesellschaftspolitische Debatte und die damit einhergehende Bewusstseinsbildung um die Wirkungen von Musik im Hinblick auf die ‘Generationen 50+’ bislang so gut wie gar nicht geführt wird.»
Wir zitieren nachfolgend dieses Dokument, das sowohl Standort-Bestimmungen als auch Zukunfts-Perspektiven umreißt, in seinem vollen Wortlaut:

«Die Potentiale des demographischen Wandels und seine Probleme wie die zunehmende Vereinsamung älterer Menschen sind gesellschaftspolitische Herausforderungen, die dringend neuer bzw. verstärkter Lösungsansätze bedürfen. Die Musik kann dabei Chancen eröffnen, die kreativen Potentiale älterer Menschen in viel stärkerem Maße als bisher zu entfalten und in die Gesellschaft einzubringen. Mit dem Bild einer human orientierten Gesellschaft verbindet sich die Überzeugung, dass die Erfahrung mit Musik um ihrer selbst Willen als elementarer Bestandteil in jedem Lebensalter ermöglicht werden muss.
Die Möglichkeiten zum Erfahren von und zur Beschäftigung mit Musik sind für die Älteren signifikant unterentwickelt. Die Barrieren auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene sind vorhanden, werden aber häufig nicht wahrgenommen. Dies überrascht umso mehr, als die gerontologische Forschung bereits seit einigen Jahren nachgewiesen hat, wie sehr die Musik auch prophylaktische und therapeutische Wirkungen hat und zur Wahrung von Identität beiträgt. Zudem hilft aktives Musizieren aus der Vereinsamung, indem es soziale Kontakte schafft und hilft Verluste zu verarbeiten.
So fehlen momentan in Deutschland fast durchgängig musikalische Angebote, die sich gezielt an ältere Menschen wenden. Zudem fehlt es meistens an geeigneten Bedingungen für musikalische Betätigungen in den Alteneinrichtungen. Der Deutsche Musikrat kann – angesichts der schon heute vorhandenen Altersarmut – nicht akzeptieren, dass zukünftig breite Bevölkerungsschichten, insbesondere im dritten und vierten Lebensalter von der kulturellen Teilhabe ausgeschlossen werden. Angesichts dieser Erkenntnisse ist es ein gravierendes Versäumnis, dass die gesellschaftspolitische Debatte und die damit einhergehende Bewusstseinsbildung um die Wirkungen von Musik im Hinblick auf die Generationen 50+ bislang so gut wie gar nicht geführt wird. Der Deutsche Musikrat fordert daher alle Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden auf, einen Masterplan ‘Musizieren 50+’ zu entwerfen, der die nachstehenden Eckpunkte umfassen sollte. Dabei muss die Umsetzung der Forderungen im Hinblick auf die Menschen mit Migrationshintergrund unter Berücksichtigung Ihrer kulturellen Wurzeln erfolgen.

  1. Der Deutsche Musikrat fordert Parlamente, Regierungen und Parteien auf, in ihren Programmen und Handlungsfeldern die Notwendigkeit kultureller Angebote für alte Menschen zu verankern.
  2. Damit sich das aktive Musizieren im höheren Lebensalter besonders wirksam entfalten kann, bedarf es einer qualifizierten und kontinuierlichen musikalischen Bildung im jüngeren Lebensalter.
  3. Die Musik muss in der Altenpflege, der sozialen Altenarbeit, der Rehabilitation und der Therapie verstärkt eingesetzt werden. Dazu bedarf es einer qualifizierten Aus- und Fortbildung in der Musikgeragogik (Musik mit alten Menschen).
  4. Die Hochschulen und Universitäten müssen die Studierenden gezielt auch für die fachspezifischen Anforderungen der Arbeit mit älteren Menschen qualifizieren. Die Fachdidaktik bedarf einer verstärkten Forschung.
  5. Die Musikvereinigungen des Laienmusizierens im weltlichen wie kirchlichen Bereich sollten verstärkt Angebote für alle Altersgruppen – Generationen übergreifend –bereitstellen, die finanziell gefördert werden müssen.
  6. Die Musikschulen müssen strukturell und finanziell in die Lage versetzt werden, Angebote für ältere Menschen bedarfsgerecht bereitstellen zu können. Dazu gehört eine Erweiterung des Angebotes, um auch bei denen die Motivation zum Musizieren zu wecken, denen bisher musikalische Erfahrungen vorenthalten wurden.
  7. Die Möglichkeiten des individuellen und gemeinsamen Musizierens in allen Wohnbereichen, somit auch in Einrichtungen für ältere Menschen und Krankenhäusern, müssen geschaffen bzw. schon bei der Bauplanung berücksichtigt werden.
  8. Die Bundesregierung ist aufgefordert, durch Pilotprojekte das Musizieren im höheren Lebensalter zu befördern. Dazu gehört auch der Dialog der Generationen, zum Beispiel durch die konzeptionelle Einbindung qualifizierter musikalischer Angebote in das Projekt der Mehrgenerationenhäuser.
  9. Der Deutsche Musikrat und die Landesmusikräte sind aufgefordert, ihre Projekte im Hinblick auf die stärkere Gewichtung Generationen übergreifender Aspekte zu überprüfen und ggf. zu modifizieren durch die Einführung von Fördermaßnahmen für das Familienmusizieren.
  10. Die Landes- und Bundesakademien sind aufgefordert, im Bereich der Musikvermittlung Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für das Musizieren im höheren Lebensalter und Generationen übergreifenden Musizierens zu entwickeln.
  11. Die Kultureinrichtungen müssen ihre Angebote stärker auf die Bedürfnisse alter Menschen ausrichten. Hierbei soll auch dem Aspekt zunehmender Altersarmut Rechnung getragen werden.
  12. Der Deutsche Musikrat ist aufgefordert, die Einrichtung eines Netzwerkes ‘Musik im Alter’ gemeinsam mit den musikalischen und sozialen Fachverbänden, sowie den politisch Verantwortlichen zu prüfen. Ziel des Netzwerkes muss es sein, flächendeckend älteren Menschen das eigene Musizieren und die Teilhabe am Musikleben zu ermöglichen und dafür eine bürgerschaftlich gestützte Infrastruktur zu schaffen, um sie in Ihrem Lebensumfeld zu erreichen.»

«Musizieren im Alter» ist eine die aktuelle wissenschaftliche Diskussion ausgewogen resümierende, dabei in manchen musik-pädagogischen bzw. -theoretischen und lern-psychologischen Aspekten durchaus methodisch-konkret werdende Abhandlung, die nicht nur weiten Teilen der Musik-Institutionen und -Lehrerschaften, sondern auch dem Altenpflege-Personal bis hin zu den betreuenden Angehörigen wertvolle Informationen, Anregungen und praktische musikalische Tipps bietet für den (Musik-)Alltag mit dem alten oder/und pflegebedürftigen Menschen. Für ein vertiefendes Studium fügte man dem Band ein umfangreiches Literatur-Verzeichnis an, erläuternd illustriert wird er mit zahlreichen Noten-Beispielen und anderem Bild-Material. Alles in allem eine äußerst verdienstvolle, fundierte Publikation des Schott-Verlages, die durchaus auch als Grundlagen-Lektüre dienen kann für den Einstieg in einen psychosozialen Bereich, dem inskünftig eine kaum zu überschätzende Bedeutung für die ganze Gesellschaft zukommen dürfte.

Theo Hartogh & Hans H. Wickel, Musizieren im Alter, Arbeitsfelder und Methoden, Schott Verlag, 160 Seiten, ISBN 978-3-7957-8733-2

Leseprobe

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Neue Ausgabe der «Hit-Collection»

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Ein halbes Dutzend Chart-Breakers

schott_top100-collection_47.jpgLängst ist sie aus der Pop-Landschaft des Musikunterrichtes nicht mehr wegzudenken, die «Top 100 Hit-Collection» des Mainzer Schott-Verlages. Im Abstand von zwei Monaten gruppiert jeweils ein neues Noten-Heft ein halbes Dutzend aktuelle Chart-Breakers als Keyboard- und Klavier-Arrangements mit Akkord-Symbolen. Verwendet werden können die leicht bis mittelschwer zu spielenden Hits auch von Gitarren-, Gesang-, Flöten- oder Violin-Schülern, wobei die reine Melodie-Stimmenausgabe sehr praktisch als «Heft im Heft» herauslösbar ist.
Die neueste Nummer – man ist bereits bei der 47 angelangt! – wurde wiederum von Uwe Bye betreut, der offensichtlich ein besonderes Flear für «groovige» Vereinfachungen hat, und beinhaltet die Songs «Stark» (Ich+Ich), «No One» (Alicia Keys), «Soulmate» (Natasha Bedingfield), «Rockstar» (Nickelback), «Hey There Delilah» (Plain White T’s) und «Lied 6» (Herbert Grönemeyer). Abgerundet wird die Ausgabe wiederum von einem «Songfinder» als Inhaltsverzeichnis sämtlicher bis heute arrangierter «Collection»-Hits sowie durch eine optionale MIDI-Diskette. (gm)

Uwe Bye (Arr.): Top100-HitCollection Nr. 47, Schott-Musikverlag, 56 Seiten, ISBN 978-3-7957-9006-6.

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Weihnachtslieder für Gitarre

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Gitarre, Musik-Rezensionen, Rezensionen, Weihnachtslieder by Walter Eigenmann on 3. Dezember 2007

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Christmas Guitar – mit Extras

harms-christmas-guitar-gerig.jpg«Christmas Guitar» ist konzipiert für Gitarren-Freunde aller Alters- und Erfahrungsstufen. Dabei stehen von jedem Lied drei Versionen zur Auswahl: Eine einfache Melodiestimme, eine dazu passende Liedbegleitung sowie ein Arrangement von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad (leicht, mittelschwer, schwer).
Garniert sind die insgesamt 25 Weihnachtslieder aus alter und neuer Zeit mit teils besinnlichen, teils informierenden Texten rund ums uralte Brauchtum des Weihnachtsfestes.
Eine weiterer gelungener Lieder-Band des bekannten deutschen Gitarren-Pädagogen Wieland Harms. (gm)

Wieland Harms, Christmas Guitar, Das Liederbuch für Gitarre, 140 Seiten, Gerig Musikverlag, ISBN 978-3872523488

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Hauptsache: Gitarre

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Gitarre, Neuheiten by Walter Eigenmann on 19. November 2007

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«Songbegleitung – aber richtig»

kumlehn-hauptsachegitarre.jpg«Der Untertitel ‘Songbegleitung – aber richtig’ drückt ein Ziel aus, das mir wichtig erscheint: in verschiedenen musikalischen Bereichen sicher und authentisch spielen und begleiten zu können. Die Gitarre ist ja ein Begleit- und Soloinstrument, viele betrachten es aber eher als Soloinstrument. Wenn ich allerdings auf mein bisheriges Berufsleben als Gitarrist zurückschaue, habe ich im Studio und auf der Bühne sicherlich mindestens 80 Prozent begleitend gespielt. Viele Gitarristen verbringen jedoch die gleiche Prozentzahl ihres Übepensums damit, ihre solistischen Fertigkeiten zu verbessern. Die Realität wird damit ein wenig auf den Kopf gestellt, es sei denn, man will Guitar Hero oder Konzertgitarrist werden. Außerdem – was ist ein Solo ohne Begleitung? Nichts; eine Begleitung in Form einer Akkordverbindung, eines Riffs usw. ist jedoch schon etwas, auf das man aufbauen kann, mit dem etwas gestaltet werden kann.
Dieses Buch ist kein Lehrbuch im klassischen Sinne, um das Gitarrenspiel von Grund auf zu erlernen. Einige spielerische und theoretische Vorkenntnisse an der Gitarre sind für die Arbeit mit dem Buch sicher nützlich. Dennoch ist es aufbauend gestaltet und beginnt mit Tipps, Hinweisen und leichteren Übungen, um dann richtig in den Stoff einzusteigen.» (Aus dem Vorwort des Autors)

Jürgen Kumlehn, Hauptsache Gitarre, Ama Verlag, 160 Seiten (inkl. MP3-Files auf CD-R), ISBN 978-3-89922-092-7

Klassik-Hits für Klein und Groß

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik-Rezensionen, Musikpädagogik, Rezensionen by Walter Eigenmann on 18. November 2007

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Marko Simsa präsentiert Mozart&Co. für Kids

klassik-hits-fuer-kinder.jpgIm Zeitalter des omnipräsenten lockig-flockig-leichtverdaulichen Pop-Gedudels ist es so einfach nicht, Kindern den Spaß auch an differenzierter Musik zu vermitteln. Eine der Möglichkeiten, das Igittigitt-Image der «Klassik» bei den Kids in Begeisterung zu verwandeln, sind solche Produktionen wie dieses «Große Album der Klassik-Hits» für Kinder von Marko Simsa.
Mit Hilfe von Zeichnungen bzw. Zeichentipps, mit Tanzspielen, Quiz, Lied- und Erzähl-Texten sollen berühmte Ohrwürmer von mehr als 20 Komponisten die Kleinen zum Hinhören, Mitsingen und Mittanzen verführen. Produzent Simsa ermöglicht in seinem umfangreichen Booklet einen spielerischen Zugang zur klassischen Musik, und Illustratorin Silke Brix steuerte vergnügliche Bild-Hingucker bei.
In der Hand geduldiger und aufgeschlossener Eltern, die sich gemeinsam mit ihren Zöglingen buchstäblich spielend durch die beiden CDs hangeln können, ist dies Album mit seinen 46 Klassik-Hits und bekannten Highlights ein spaßvoller Weg zu Mozart&Co. (gm)

Marko Simsa, Das große Album der Klassik-Hits für Kinder, Doppel-Audio-CD, Jumbo Neue Medien, ISBN 9783833719554

Musik für Orgel

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Orgel, Musik-Rezensionen, Musiknoten, Rezensionen by Walter Eigenmann on 18. Oktober 2007

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Leichte Orgel-Stücke des 19. Jahrhunderts

leichte-orgelstuecke4_baerenreiter.jpgQualitätsvolle, nicht zu umfangreiche Orgel-Literatur aus dem vorletzten Jahrhundert, welche auch für Amateur- bzw. nebenamtliche Organisten geeignet, mithin technisch nicht zu schwierig ist, findet sich nicht gar so häufig. Umso verdienstvoller die neue Reihe des Bärenreiter-Verlages, welcher nach den drei bereits erschienenen Bänden nun einen vierten mit «Leichten Orgelstücken des 19. Jahrhunderts» auflegt. Diesmal widmet sich Herausgeber Martin Weyer dem großen Sonaten-Komponisten und Orgelsatz-Techniker Josef G. Rheinberger sowie mit Josef Renner und John E. West zweien seiner eifrigsten «Adepten».
Das sorgfältig editierte, mit zwei Rheinberger-Faksimilia illustrativ ergänzte Heft versammelt insgesamt 24 kürzere Stücke dieser drei Komponisten für ein- bis zweimanualige Instrumente. Sehr willkommen dabei neben einer rhythmisch originellen Passacaglia in h-moll des kaum bekannten Engländers und Rheinberger-Verehrers West auch Erstveröffentlichungen von Rheinberger, dessen vier Orgelstücke aus dem Jahre 1858 als Jugendarbeiten in Vaduz entstanden und, jetzt publiziert, eine interessante dokumentarische Erweiterung zur Rheinberger-Biographie und -Rezeption darstellen.
Der Band eignet sich sowohl technisch wie historisch-stilistisch hervorragend für die ambitionierte Orgel-Pädagogik, dürfte aber durchaus auch in der liturgischen Laien-Kirchenmusik gute Dienste leisten. (we/07)

M. Weyer (Hrsg.), Leichte Orgelstücke des 19. Jahrhunderts, Bd.IV, 64 Seiten, Bärenreiter Verlag, ISMN M-006-53610-8

Inhalt

Vorwort
Preface
Faksimilia / Facsimiles
Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901): Sechs kurze Stücke / Six short
Pieces WoO 26 (1898):
I. Prelude (C-Dur / C major)
II. Intermezzo (e-Moll / E minor)
III. Epilogue (Es-Dur / E flat major)
IV. Canzonetta (E-Dur / E major)
V. Consolation (B-Dur / B flat major)
VI. Trio (d-Moll / D minor)
Josef Gabriel Rheinberger:
Vier frühe Orgelstücke / Four early Pieces
(1858) (Erstveröffentlichung / First Publication):
Vor dem Evangelium / Before the Gospel
I. Langsam / Slow
II. Moderato
III. Langsam / Slow
Nach dem ‘Ite missa est’ / After the ‘Ite missa est’
Josef Renner (junior; 1868-1934):
Zwölf Trios für Orgel op. 39 /
Twelve Trios for Organ op. 39:
I. Moderato (C-Dur / C major)
II. Allegretto (G-Dur / G major)
III. Andante (d-Moll / D minor)
IV. Canon. Moderato (D-Dur / D major)
V. Andante (B-Dur / B flat major)
VI. Allegretto (Es-Dur / E flat major)
VII. Adagio (a-Moll / A minor)
VIII. Andante (F-Dur / F major)
IX. Canon. Moderato (A-Dur / A major)
X. Andante (e-Moll / E minor)
XI. Canon. Andante (G-Dur / G major)
XII. Canon. Moderato assai (B-Dur / B flat major)
John Ebenezer West (1863-1929): Passacaglia (1899)

Eva-Maria Neumann: «Geigenschule» für Kinder

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Didaktisch interessanter Violin-Unterricht

Walter Eigenmann

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neumann-geigenschule01.jpgGeigenschulen gibt es, nach ein paar Jahrhunderten abendländischer Kunstmusik, mittlerweile wie Sand am Meer (oder Saiten auf der Welt). Und doch fällt findigen Experten (bzw. Musik-Verlagen) immer wieder Neues ein zu jenem Instrument, von dem zwar «der Himmel voll hängt», aber das auch solche «Teufel» wie z.B. Paganini virtuos «traktierten».

Zu jenen PädagogInnen, welche didaktisch unausgetretene Wege für junge Musik-Sprösslinge und deren Geigen-Wunsch bahnen, gehört offenbar die Aachener Violinistin und Orchester-Musikerin Eva-Maria Neumann. Die bekannte Musikerlehrerin (und autobiographische Schriftstellerin) Neumann legt das erste Heft ihrer «Geigenschule für Kinder im Einzel- und Gruppenunterricht» vor. Es umfasst alle thematischen Schwerpunkte des typischen Violine-Anfänger-Spiels: Musik auf leeren Saiten, Fingersatz auf einer/mehreren Saiten, Dritte Lage oder Lagen-Wechsel, Anfänger-Bogentechniken u.a.

Nun kann man, wie zuweilen ehemalige GeigenschülerInnen noch als Erwachsene zu stöhnen pflegen, die oft schwierige Materie «Geigenunterricht» dezidiert akademisch darbieten – oder aber so wie diese neue Edition. Denn auf eine abwechslungsreiche, die kindliche Spiel- und Entdecker-Lust befriedigende Unterweisung legte Neumann sichtlich Wert: Die jungen Violinkünstler können musikalische Puzzles lösen, mit Klängen experimentieren, Texte und Titel selber erfinden oder sich gar an ersten Improvisationen versuchen. Dazu die Autorin: «Mein ganz besonderes Anliegen ist es, fantasievolles kreatives Gestalten mit einer fundierten technischen Ausbildung zu verbinden.»

Für die Motivationssteigerung des wöchentlichen Unterrichts hat Neumann weitgehend auf (die einst so vielgenutzten bzw. -gehassten) «Etüden» verzichtet und stattdessen konsequent auf zwei- bzw. mehrstimmiges Spielen von melodisch ausgeprägtem Liedmaterial gesetzt. Zudem sind sämtliche Stücke im Schüler-Lehrer-Duett ausführbar, für entsprechend ausgebildete PädagogInnen oder dann auch zum Konzertieren mit Zuzüger liegt als besonderes Highligt ein eigenes Klavier-Begleitheft bei. (Hingegen fehlt dieser Geigenschule jenes Medium, auf das der neuzeitliche Instrumentalunterricht immer häufiger zurückgreift, nämlich die Compact-Disk mit ihren spezifisch Möglichkeiten des häuslichen Playback-Spielens, Memorierens und Variierens.)

Äuβerlich kommt das neue Geigenheft betont «frisch-fröhlich-farbig» daher, ohne dass allerdings der Notentext seine Dominanz verloren hätte bzw. mit allzu üppigem Bildchen-Salat zugepinselt worden wäre. Der von Pia Eisenbarth witzig illustrierte Band ist vielmehr layouterisch locker-flüssig strukturiert, mit einem groβzügigen Notensatz, der auch für Lehrer-Notizen genügend Platz hält.

Alles in allem der Erföffnungsband einer abgerundeten, um das frühkindliche Geigenspiel verdienten Edition, die im Instrumentalunterricht jener Lehrerschaft, welche neuen pädagogischen Bestrebungen gegenüber aufgeschlossen ist, gewiss ihren Weg machen wird. ■

Eva-Maria Neumann: Geigenschule / Heft 1, Breitkopf & Deutscher Verlag für Musik, 124 Seiten, ISMN 200405590 / Heft 2

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Neue «Kick-off»-Ausgabe von Bosworth

Posted in Musik, Musik für den Unterricht, Musik für Gitarre, Musik-Rezensionen, Rezensionen by Walter Eigenmann on 18. Juli 2007

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Fingerpicking auf der Gitarre

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bosworth_gitarre_kickoff.jpgLängst sind die Musikverlage dazu übergegangen, das instrumentale Selbststudium mit neuesten medialen Techniken zu unterstützen – z.B. mit den vielfältigen Bild- und Ton-Möglichkeiten der modernen DVD. Eine der erfolgreichen Heft-Serien dieses Genres ist «Kick off» (Leg los!) des Berliner Bosworth Verlages. Dessen neueste Publikation seiner entspr. Reihe widmet sich der Akkustischen Gitarre, genauer: deren Fingerpick-Technik. Drei verschiedene Kameraeinstellungen (Frontal / linke Hand close / rechte Hand close) sollen dabei zu jedem Zeitpunkt ein klar verständliches Bild von den auf der DVD gezeigten Techniken geben, wobei alle Lehrinhalte im beigelegten Booklet sowohl in Standardnotation als auch in Tabulatur notiert sind. Aus dem Inhalt: Die ersten Picking-Patterns bzw. Zupfmuster mit einfachen Akkordwechseln in der offen Lage; Etüden zum Einstudieren der verschiedenen Patterns, etc. (gm/07)

Thomas Rothenberger: Kick off – Fingerpicking für Akustik-Gitarre, Bosworth Edition, ISBN 978-3-86543-182-0

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