Kein Applaus für das Royal Philharmonic Orchestra
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Mozart-Sinfonik für Pflanzen?
Walter Eigenmann
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Die chronische Finanzknappheit heutiger Sinfonieorchester, auch berühmtester Ensembles treibt buchstäblich immer seltsamere Blüten. Einen Marketing-Gag der schrägsten Art ließen sich unlängst die englische Shopping-Kette QVC und das renommierte Royal Philharmonic Orchestra einfallen. Geschlagene drei Stunden lang konzertierte das Londoner Spitzenorchester unter der Leitung von Benjamin Pope vor einem stattlichen Auditorium von – Pflanzen! Denn QVC-Garden-Chief Richard Jackson und seine Werbeleute wollten gemäß einer Meldung von «NewsLite» prüfen, ob klassische Musik bzw. die Nachhallzeit von Schallwellen eventuell «die Protein-Produktion in Pflanzen stimulieren und dadurch das Wachstum verstärken» könnte. Und so kam eine über 100 Arten zählende Riesensammlung unterschiedlichsten Grünzeugs im altehrwürdigen RPO-Stammhaus «Cadogan Hall» in den Genuss zahlreicher Klassik-Hits, darunter viel Mozart-Sinfonik.
QVC-«Garten-Experte» Jackson im PR-Video (siehe via Bild-Mausklick) allen Ernstes (wenngleich nicht ohne Schmunzeln): «Wir wollten herausfinden, ob Pflanzen mit Klassik glücklicher sind und besser wachsen». Dirigent Pope seinerseits zu dem botanischen Konzert-Gag: «Bestimmt das duftigste Publikum, vor dem wir jemals gespielt haben. Es war allerdings leicht zermürbend, statt applaudierender Menschen nur viele Reihen gesenkter Köpfe zu sehen…»
Wie hoch des Orchesters Honorar für das Rezital ausgefallen ist, entzieht sich der Kenntnis des Berichterstatters; außerdem steht zu befürchten, dass keinerlei exakte naturwissenschaftliche Messwerte dieses «Experimentes» publik werden… ●
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Eugen Stefan Paschek: «Toulouse-Bordeaux mit TGV»
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«Toulouse-Bordeaux mit TGV»
Für Harmonieorchester
von Eugen Stefan Paschek
(Erst-Veröffentlichung)
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Titel-Seite – Leseprobe:
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Copyright Eugen Stefan Paschek, Marl/D – August 2009 – Erst-Veröffentlichung
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Eugen Stefan Paschek
Geb. 1937 in in Schwientochlowitz/Oberschlesien, Musikstudium an der Musikhochschule Kattowitz, Arbeit mit dem RTV-Rundfunk-Unterhaltungsorchester Kattowitz als Musiker und Komponist, 1980-1996 Kompositions-Mitglied des polnischen ZAKR, seit 1987 Deutscher Staatsangehöriger, lebt in Marl/D
Alle Rechte vorbehalten
[Aufführungen erwünscht; E-Mail an: eugen-paschek(ät)freenet.de ]
Partitur-Gratis-Download (49 Seiten A4, pdf-Format / ZIP – 72 MB
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16-Jähriger dirigiert amerikanisches Spitzenorchester
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Musik-Wunderknabe Ilyich Rivas interpretiert Tschaikowsky
Walter Eigenmann
In praktisch allen Kultur- und Sport-Bereichen scheinen die «Maestri» und «Stars» ständig jünger zu werden. Nun überraschte das amerikanische Spitzenorchester Atlanta Symphony Orchestra (ASO) seine weltweiten Anhänger mit der sensationellen Ankündigung, der erst 16 Jahre junge, in Venezuela geborene Ilyich Rivas werde ein komplettes Sinfonie-Konzert des renommierten Klangkörpers dirigieren.
Der jugendliche Conductor und Pianist, dessen Vater ebenfalls ein angesehener Orchester-Dirigent ist, fiel in einer Reihe von hochkarätigen Ausbildungsstätten – darunter auch im Verbier-Festival-Dirigentenkurs von Kurt Masur – als Extrem-Begabung auf und hat als Dirigent bereits zahlreiche Orchesterkonzerte sowohl in Amerika als auch in seinem Heimatland hinter sich. Mit neun leitete Rivas erstmals ein Bläser-Ensemble, ein Jahr später führte er in Venezuela Mozarts große G-Moll-Sinfonie Nr. 40 auf…
In Atlanta wird er also nächsten Samstag erstmals vor einem international reputierten Orchester stehen. Gegeben werden Verdis Ouvertüre zu «Les vêpres siciliennes», Mendelssohns Violinkonzert e-moll op. 64 – mit der erst 22-jährigen (!) Elena Urioste als Solistin – sowie als Höhepunkt des Abends Tschaikowskis Vierte Sinfonie.
Ungeachtet der offensichtlichen Hochbegabung dieses jungen Musikers stellen sich mit der «Verpflichtung» Rivas’ ans ASO doch kritische Fragen:
Reicht der aus «nur» 16-jähriger Denk- und Lebenserfahrung gespiesene «geistige Horizont» eines Knaben aus für eine gültige Interpretation solcher kulturgeschichtlicher Höhepunkte wie der Tschaikowski-Sinfonik? Wie gestaltet(e) sich überhaupt in einem solchen Fall die orchesterpädagogische bzw. -psychologische Arbeit, da ein relativ unerfahrener Jugendlicher hundert hochkarätig ausgebildete und oft vieljährig erfahrene Spitzenkönner führen muss? Oder ist dieses Engagement ganz einfach das Beispiel raffinierter neuer Marketing-Gags, welche in Wirtschaftskrisen-Zeiten wieder mehr (sensationslüsterne) Besucher in die Konzerthallen der finanziell überall serbelnden Spitzenorchester (nicht nur in Amerika) schwemmen sollen? Wie weit will es der globale Musik-Kommerz noch treiben mit dem grassierenden Jugend-Kult?
Tschaikowsky – 4. Symphonie (Beginn des vierten Satzes) —> Hörbeispiel (Barenboim/YouTube)
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