Glarean Magazin

Interessante Buch- und CD-Neuheiten – kurz vorgestellt

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«Die Ärzte»: «Die beste Band der Welt»

Das 7. Sonderheft des «Rock Classics» Magazins aus dem Wiener Media-Haus Slam widmet sich ausschliesslich und umfangreich der 30-jährigen deutschen Punk-Rock-Gruppe «Die Ärzte». Das kommerziell nach wie vor erfolgreiche «Ärzte»-Trio Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo González gibt dabei in verschiedenen längeren Interviews Interna und Trivia preis zu seiner Gründungszeit vor 30 Jahren, zu seiner Besetzungsgeschichte, zum menschlichen und musikalischen Umfeld der Gruppe und zu geplanten Zukunftsprojekten. Das Heft, inhaltlich informativ und layouterisch gelungen, enthält nicht nur zahllose Infos und Foto-Reports, sondern wird garniert mit der CD «No Fun!», die eine Fülle an klassischen Songs der deutschen Punk- und New-Wave-Szene bietet. ■

Slam Media: Magazin Rock Classics / Sonderheft Nr.7 – Die Ärzte, 132 Seiten, mit Audio-CD

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Franz Hummel: Sinfonien «Hatikva» und «Fukushima»

Das erklärte Anliegen des frisch gegründeten Audio-Labels TYXart ist es, «die emotionalen, geistigen und intellektuellen Anforderungen von Musikliebhabern mit hochwertigen künstlerischen Produkten zu bedienen» – fürwahr keine bescheidene Vorgabe, zumal in heutigen Zeiten des kommerziell maximierenden Mainstream-Betriebes.
Doch die Konzeption scheint umgesetzt zu werden – zumindest nach den drei Start-Projekten des neuen CD-Labels zu urteilen. Neben einer bemerkenswerten Klassiker-Einspielung des 15-jährigen Klavier- und Kompositions-«Wunderkindes» Yojo Christen sowie den «Kollektiven Kompositionen» des Klavier-Trios «Zero» sind die beiden Sinfonien «Hatikva» (für Klarinette und Orchester) und «Fukushima» (für Violine und Orchester) des deutschen Komponisten und Pianisten Franz Hummel hervorzuheben. Ersterer liegt thematisch die gleichnamige israelische Hymne zugrunde, wobei «die leidvollen Erfahrungen des israelischen Volkes» durch die «Überhöhung von Freud und Leid, Aufschrei und Tragödie» verarbeitet werden, während «Fukushima» ursprünglich unter dem Eindruck der atomaren Zertörung von Hiroshima entstanden sei (so der Komponist im gut dokumentierenden Booklet), jetzt aber dem Gedenken der letztjährigen Atom-Opfer Japans verpflichtet ist. Der Komponist über seine «Katastrophen-Sinfonie»: «Es bleibt zu hoffen, dass die ungeheure Tragik von Fukushima ein weltweites Umdenken im Umgang mit den Naturgewalten bewirkt». ■

Franz Hummel: «Hatikva» für Klarinette&Orchester (Giora Feidman) / «Fukushima» für Violine&Orchester (Elena Denisova), Sinfonie-Orchester Moskau (Alexei Kornienko), Label TYXart, Audio-CD: 54 Minuten

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«stimmband»: Lieder und Songs

Noch ein Büchlein mehr mit «Liedern und Songs» zum «fröhlichen Singen und Beisammensein» – nach so vielen Jahrzehnten der pausenlosen Produktion unzähliger derartiger «lustiger Liederbüchlein»?
Ja. Doch diese Zusammenstellung, knapp und knackig «stimmband» genannt, ist von ganz anderer, ja besonderer Qualität. Denn von der landläufigen Dutzendware ähnlicher Text- und Melodien-«Reigen» unterscheidet diese üppige Zusammenstellung aus den Häusern Reclam und Carus eine Menge. Beispielsweise die enorme stilistische und inhaltliche Spannbreite, oder die geschmacklich feine Selektion der Melodien und (Lied-)Texte, oder die Sorgfalt bei Layout und Notengrafik, oder die musikalisch sinnvollen Ergänzungen bezüglich Akkordangaben und Tonart-Wahl, oder die stabile buchtechnische Verarbeitung sowie die Handlichkeit des Formats.
Der Band versammelt, jeweils melodisch einstimmig notiert und mit allen Strophen versehen, das altehrwürdige Volkslied ebenso wie den Jürgens-Schlager, das fremdsprachige Abendlied wie die Brecht-Moritat, den Polit-Song wie den Musical-Hit. Die inhaltlichen Themenkreise sind dabei Liebe & Freundschaft, Reise & Natur, Sehnsucht & Freiheit, Glaube & Friede, Jahr & Tag, Spaß & Tanz. Eine Gitarren-Grifftabelle sowie ein Titel-Register runden diese Komposition ab.
Die Herausgeber möchten «der Magie des Singens einen Raum geben» – das ist vollumfänglich gelungen. ■

K. Brecht & K. Weigele: stimmband – Lieder und Songs, 256 Seiten, Verlage Reclam und Carus, ISBN 978-3-15-018983-2

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Weitere Rezensionen im Glarean Magazin

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Franz Schubert als Schwerpunkt

Posted in Franz Schubert, Musik, Musik-Rezensionen, Musik-Zeitschriften, Rezensionen by Walter Eigenmann on 25. Juli 2007

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Musikmagazin «Partituren»

Nr. 11 / 2007: Schubert

partituren_nr15.jpgDie elfte Ausgabe der «Partituren», dem «Magazin für klassische Musik», hat mit Franz Schubert einen Komponisten zum Schwerpunkt, dessen facettenreiches Werk, aber auch widersprüchliches Leben (und langes Sterben) der Musikwelt noch immer weitenteils Fragezeichen aufgibt. Das Heft nähert sich diesem Genie der Melancholie von verschiedenen Seiten. Themen sind u.a. die «Schubertiaden», «Schubert und der Tod», der politische Schubert im «Biedermeier», die «Unvollendete» – und dabei immer mit viel aufklärerischem Sinn für genau jene Aspekte, die bisher oft mit Schubert-Etiketten behaftet waren (z.B. «Der mäßige Opern-Komponist»; «Der anti-intellektuelle Musikant»; «Der Trivial-Texte-Vertoner»; «Der Nicht-Symphoniker»). Das Magazin breitet dabei in Wort und (ausgesuchtem) Bild zwar verkürzt, aber weitgefächert den ganzen Kosmos dieses Jahrhundert-Romantikers aus, der während seiner tragisch kurzen Lebenszeit (1797-1828) ein in jeder Beziehung ungeheures Werk hinterlassen hat.
Dem Heft liegt eine Art tönende Biographie bei: Die CD «Franz Schubert in seinen Liedern» spannt den Bogen vom frühen («dramatischen», z.B. im «Geistertanz») über den mittleren («fröhlichen», z.B. in der «Fröhlichkeit») bis zum späten («depressiven», z.B. im «Abendstern») Schubert. Es musizieren verschiedenste SängerInnen und PianistInnen.
Magazin und CD dieser aktuellen «Partituren» bilden gemeinsam eine qualitätsvoll konzipierte und sehr informativ illustrierte Edition, welche der singulären Musiker-Erscheinung Schubert gerecht wird. (we/07)

Partituren, Magazin für klassische Musik Nr.11/2007, Friedrich Berlin Verlag, 96 Seiten, ISSN 1860-7659, 8,40 EUR

Neuheiten 2007

Posted in Musik, Musik-Zeitschriften, Neuheiten by Walter Eigenmann on 22. Juli 2007

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Farbig, flippig, kommerzig, funny, shoppig: «TBA»

tba_09.jpgTrendig, farbig, flippig, kommerzig, funny, shoppig – so flattert die Wiener Gratis-Musikzeitung «TBA» daher. «Cover-Girl» der neuesten, 36-seitigen, grossformatigen Nummer ist Feist, welche knapp drei Jahre nach ihrem Durchbruch («Let It Die») ein neues Album veröffentlichte. Weitere «TBA»-Beiträge widmen sich u.a. Bright Eyes, CocoRosie, The Jai-Alai und Savant.

TBA – Musikzeitung Nr09, 36 Seiten, Volltext Verlag Wien

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Das neue «Dissonanz»-Heft

Posted in Musik, Musik-Rezensionen, Musik-Zeitschriften, Rezensionen by Walter Eigenmann on 8. Juli 2007

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Musikphilosophische Kernfragen

Dissonanz Nr. 98 / Juni 2007
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dissonanz_nr98_juni07.jpgWenn ein Musik-Periodikum aus der Schweiz Fragen stellt wie: «Kann es eine Ästhetik der Intensität und der Klangfarbe geben?»; «Wozu eine Ontologie der Musik?»; «Praxisorientierte Musik-Wissenschaft: Ein Widerspruch»? oder «Peut-on dire la musique?», dann kann es sich nur um exakt eine Zeitschrift handeln: »Dissonanz».
Die aktuelle Nummer 98/Juni07 der vier Mal jährlich vom Schweizerischen Tonkünstlerverein herausgegebenen (und wie immer zweisprachigen) «Dissonanz» spannt den theoretischen Bogen erneut weit. Während beispielsweise Thomas Meyer die «Forschung an den Musikhochschulen» rechiert und u.a. nach der (auch interdisziplinären) musikwissenschaftlichen Zusammenarbeit auf dem Hochschulplatz Schweiz einerseits und anderseits nach überhaupt den medialen Wegen der Vermittlung von Forschungsergebnissen fragt, theoretisiert Roger Pouivet umfangreich über Aaron Ridleys «The Philosophy of Music» und dessen radikale Kritik an einer Ontologie des Kunstwerkes (Ridley: «Wann haben Sie sich nach dem Anhören eines Musikstücks, sei es nun im Konzert oder aufgezeichnet, zum letzten Mal ernsthaft gefragt, ob diese Aufführung nun eine des Werks selbst gewesen sei»?)

Musikphilosophie kommt auch in einem dritten «Dissonanz»-Schwerpunkt zum Zuge, in dem französischen Beitrag «Wittgenstein et le sens de la musique», worin Sebastian Aeschbach das (unsystematische, meist verstreute) «Reden über Musik» des genialen Sprache-Denkers ins Zentrum rückt und dabei «Wittgensteins Fragestellungen eine grosse Bedeutung in der gegenwärtigen musikästhetischen Debatte» beimisst.
Ein besonderer Verdienst von «Dissonanz» ist immer von neuem, dass der Blick, also das Ohr der Leserschaft kompetent und dokumentiert auf singuläre Erscheinungen des aktuellen Komponierens gelenkt (teils gar gezwungen) wird. Diesmal spürt Autor Sebastian Kiefer der «Intensität» und der «Klangfarbe» im Schaffen der 1967 in Großbritannien geborenen Rebecca Saunders nach.
Schlieβlich steht im Mittelpunkt des Reflektierens in «Dissonanz» sporadisch, aber regelmäβig auch das Schaffen M. Kagels; die neu vorgelegte Ausgabe (Chefredaktion: Michael Kunkel) wirft die Frage (von Daniel Weissberg) auf, «inwieweit der Fokus auf experimentelle Klangerzeuger bei Kagel dessen Schaffen erhellen kann, und wo dieser den Blick auf eine kompositorische Haltung, die Werken unterschiedlicher Erscheinungsformen gemeinsam ist, verstellt». (we/07)

 Dissonanz/Dissonance, Schweizer Zeitschrift für aktuelle Musik, Nr. 98/Juni07, Schweizerischer Tonkünstlerverein, 64 Seiten, ISSN 1660-7244 

Ein halbes Jahrhundert «Neue Musikzeitung»

Posted in Musik, Musik-Zeitschriften, Neuheiten by Walter Eigenmann on 4. Juli 2007

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Unverzichtbares Nachrichten-Zentrum

Nr. 7 / 2007

neuemusikzeitung_juni07.jpgZehnmal jährlich versorgt die inzwischen 50 Jahre alte «Neue Musikzeitung» (nmz) als die wohl auflagenstärkste Fachzeitschrift für Musik im deutschsprachigen Raum ihre Leserschaft mit einer riesigen Palette an Information. Von der Kulturpolitik bis zur Pädagogik, vom Jazz bis zur Oper, von der Musikwirtschaft bis zur Musikschulstelle reicht das inhaltliche Spektrum jeder Nummer.
Die aktuelle Juni-Print-Ausgabe 07 widmet sich neben vielem anderem dem Schwerpunkt «Urheberrecht» (z.B. Interviews mit dem GEMA-Vorsitzenden H. Heker und dem Präsidenten des Dt. Komponisten-Verbandes J. Evers; «CD-Piraterie»; Gewerkschaft «ver.di» etc. (gm/07)

Neue Musikzeitung, Nr.6/07, ConBrio Verlag, 52 Seiten zuzgl. Beilagen, ISSN 0944-8136, EUR 4,50

Comments Off on Ein halbes Jahrhundert «Neue Musikzeitung»

Musik-Zeitschriften: Der «Musikexpress»

Posted in Musik, Musik-Zeitschriften, Musikexpress, Neuheiten by Walter Eigenmann on 30. Juni 2007

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Amüsanter Szene-Tratsch- und -Klatsch

Ausgabe Juli 2007

musikexpress_juli07.jpg

Der ME ist aus der modernen Pop-Szene nicht mehr wegzudenken, das unterstreicht auch wieder das aktuelle Juli-’07-Heft. Das farbenfrohe Blatt ist trendig und setzt Trends, lässt aber auch verschiedentlich Sperriges auf seine illustrativen Seiten. Umfangreich und informativ erneut die diversen «New»-Rubriken. Dem mit Szene-Nachrichten und -Klatsch, aber auch mit div. seriösen Interviews sowie Promi-Statements prallgefüllten Juli-«Express» liegt die Hörprobe-CD «SoundsNow!» bei. (gm/07)

Musikexpress, Juli 2007, 116 Seiten, Springer München, ISSN 1618-5129, EUR 4,80

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