Wintergedicht aus Indien
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Der Winter
Es ist die Winterzeit herangekommen,
Die Feige knospet, zeitig wird der Reis,
Am zarten Halme volle Ähren prangen,
Doch welkt der Lotos von des Reifes Eis.
Nun schmücken ferner sich die holden Frauen
Mit frischen Kränzen von Jasmin nicht mehr;
Sie winden keine duftende Girlande
Zur Kühlung um den hohen Busen her.
Sie legen jetzt um ihre schlanken Arme
Sich weder Spangenschmuck noch buntes Kleid;
Kein dünner Flor wird um die Brust geschlungen,
Nicht wallet um die Mitt ein zart Gewand.
Nicht mehr der goldene Gürtel mit Juwelen
Und Perlenglanz die runde Hüft verschönt;
Nicht mehr, wie des Flamingos helles Girren,
Der Knöchelring am Lotosfuße tönt.
Aus dem Ritusamhara (4. Jh. n. Chr.)
(Ü: Peter v. Bohlen)
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