Glarean Magazin

Die besten Online-Schach-Portale

Posted in Glarean Magazin, Online-Schach, Schach, Schach-Reportage, Schach-Software, Walter Eigenmann by Walter Eigenmann on 10. Juli 2014

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Virtuell Schach spielen – einfach, praktisch, gut

Walter Eigenmann

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Seit es das World-Wide-Web 2.0 gibt, gibt’s auch internationale Server, die jedermann/-frau das virtuelle Gamen und Zocken am Computer ermöglichen – Internet-Seiten also, wo man sich in Minutenschnelle (mit Echt- oder Pseudo-Namen) anmeldet, um dann gegen zahllose andere Spieler/innen weltweit in allen möglichen und unmöglichen Spiele-Sparten antreten zu können.

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Groß und mächtig: Chessbase & Co.

Chess-Com-Online-Schach-Portal

10 Millionen Mitglieder weltweit: Der Chess-Com-Server

In Sachen Schach mischt seit vielen Jahren die Hamburger Software-Schmiede Chessbase («Fritz») ganz vorne in der Online-Szene mit, und in deren zahllosen virtuellen Turniersälen tummelt sich zu jeder Tages- und Nachtzeit tausendfach der Anfänger wie der Profi, der Patzer wie der Großmeister. Handling, Organisation und Funktionalität von «Schach.De» bzw. «PlayChess» genügen absolut professionellen Ansprüchen, was die enorme Beliebtheit dieses Schachservers begründet. Sogar ganze Vereine können hier ihre Mitgliedschaft zu Blitzturnieren einladen/anmelden, und regelmäßig gastieren internationale GM-Koriphäen mit Video-Theorieschulungen oder Simultan-Vorstellungen. Einen Nachteil für Gelegenheitsspieler hat aber Chessbase mit vielen anderen Anbietern gemeinsam: der Dienst ist kommerziell bzw. nur anfänglich kostenlos.

Ein weiterer, insbesondere im angelsächsischen Raum ebenfalls tausendfach frequentierter und seit Jahren bewährter Schachserver ist der Internet Chess Club (ICC). Auch hier ist das Spielangebot für Anfänger, Vereins- oder Meisterspieler gross, wenngleich für Teilnehmer mit ggf. rudimentären Englischkenntnissen das Handling vielleicht etwas anstrengend ist. Grösster Nachteil für den Amateur-Gelegenheitsspieler allerdings auch hier: Nur der erste Monat ist gratis, anschließend geht’s aufs Portemonnaie.

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Kommerziell kontra nicht-kommerziell

ICC-Online-Schach-Portal

Eines der ältesten internationalen Portale: Der Internet Chess Club

Natürlich wäre das Internet nicht das weltumspannende Virtual Net, wenn sich gerade im Schach-Bereich nicht auch diverse interessante Server tummelten, die das Online-Schachspielen kostenlos frei Haus liefern. Wer hartnäckig recherchiert im Netz, entdeckt mit Sicherheit zahllose weitere Schach-Portale, kleinere oder ganz kleine, wo sich nach Herzenslust, in klein-intimem Rahmen mit der Compi-Maus die Schachfiguren rumschieben lassen. Sogar die gewaltige FIDE, der weltweite Dachverband aller organisierten Schachspieler, ist inzwischen auf den Geschmack gekommen und bietet das Online-Spiel ebenfalls an unter ihrer «Arena»-Seite (inkl. Rating-System…)

Seit bereits einiger Zeit wird nun der internationale Schachserver-«Markt» mit einer neuen Website aufgemischt, die es mir persönlich ganz besonders angetan hat, nämlich lichess.org.

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Online-Schach am Beispiel «lichess»

Zu diesem Server fallen einem Stichworte ein, die jeden Online-Schächer in Verzückung versetzen: werbefrei, kostenlos, übersichtlich, vielfältig, verbreitet, computerfrei, lehrreich – dies alles sind unschlagbare Attribute, die auch den Autor dieser Zeilen zu einer Anmeldung bewogen… (Ok, ich geb’s zu, ich bin auch noch bei anderen Schachportalen Mitglied… ;-)

Für all jene, die (z.B. wie ich) momentan Schlechtwetter-Ferien haben, oder die – wegen Betriebsferien des Lokals – nicht an ihren Klubabend gehen können, oder die eher nachts als am Tag schachspielen möchten, oder die pensioniert sind und Zeit en masse haben, oder die aus irgendwelchen privaten oder medizinischen Handicap-Gründen nicht in einem regulären Schachverein mitmachen können, oder einfach überhaupt für alle, die schon immer mal Schach im Internet spielen wollten, aber sich noch nie trauten – für diese ist lichess.org mit Sicherheit eine der allerersten Adressen.

Schachonline-Online-Schach-Portal

Klein, aber fein: Schachonline aus der Schweiz

Das Anmelden gestaltet sich denkbar simpel (und funktioniert bei den meisten Schachservern ähnlich): Auf der Hauptseite 1. gewünschten Namen ( = Pseudonym) eingeben – 2. gewünschtes Passwort schreiben 3. Captcha-Abfrage ( = einfache Schachaufgabe) bestätigen – und schon kann’s losgehen. Oben stehen als Ausgangspunkte die Menüs «Spielen» (fürs Aufspüren/Einladen der Gegner), «Partien» (fürs Kiebitzen bei laufenden Games), «Training» (z.B. fürs Lösen von Schachaufgaben), «Turniere« (für die Teilnahme/Eröffnung neuer Blitz-Turniere), «Schachspieler» (für die Mitglieder-Recherche), «Mannschaften» (fürs Beitreten zu internationalen Spieler-Gruppierungen) und «Forum» (fürs Diskutieren über diverse Schach- und andere Themen mit Gleichgesinnten) zur Verfügung.

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Kein Computereinsatz bitte!

Bereits bei der Registrierung wird einem deutlich klargemacht, dass die Zuhilfenahme von Schachcomputern bzw. -engines auf «lichess» grundsätzlich verboten ist. (Die meisten Schachserver setzen mittlerweile spezialisierte Software ein, die die Menschen-Partien auf typische «Computerzüge» hin analysieren, und die mit ihren Spezialalgorythmen äußerst effizient als Ermittler funktionieren). Es sei denn, man wolle nicht mit, sondern gegen die Bit-Virtuosen antreten – zurzeit ist das die bekannte Chess-Engine «Stockfish», deren Spielstärke man in 8 Schritten runterdrosseln kann (damit man als Mensch nicht schon in 15 Zügen unter die Räder kommt…)

Selbstverständlich lässt sich auch die Option «Mit einem Freund spielen» anklicken, sprich eine Rundum-Einladung mit gezielten Vorstellungen bezgl. Bedenkzeit und gegnerischer Spielstärke verschicken. Wer «nur zum Plausch» mitmachen, also seine Partien nicht werten lassen will, kann auch dies tun. Weiters kann man sich in einen der angebotenen «Autopairing-Pools» einspeisen und erhält dort schnell einen Gegner (gemäß selbstdefinierter Bedenkzeit) zugeteilt. Wie bei vielen anderen Portalen ist aber auch bei «lichess» das Mitmachen als Nur-Gast ohne Registrierung eine Option – für das gelegentliche Spielchen zwischendurch.

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Schön – einfach – gut

Lichess-Online-Schach-Portal

Mit Potential zur Expansion: Die LiChess-Plattform

Was gilt es im Zusammenhang mit «lichess» noch an Highlights zu erwähnen? Beispielsweise, dass sogar Anhänger der nach wie vor exotischen, seinerzeit von Bobby Fischer propagierten Spiel-Variante «Chess960» auf ihre Kosten kommen. Oder dass man seine Partien gleich im Anschluss nicht nur als PGN runterladen und damit sammeln, sondern vom Computer bzw. einer Schach-Engine sogar analysieren lassen kann – versehen mit allerlei Statistik sowie mit Zug-Kommentaren wie «Ungenauigkeiten», «Fehler» oder «Patzer» (sowohl im eigenen Spiel wie in jenem des Gegners…)
Alles in allem: «lichess» ist einfach nur empfehlenswert, eine wirkliche Alternative zu den großen kommerziellen Anbietern. Klein und schlicht, aber oho: Schönes Layout, einfaches Handling, viele Optionen, und praktisch jederzeit mit einem Spielerfeld von 1’000 bis 1’500 Teilnehmern aller Nationen und Levels verfügbar – was will das Herz des Online-Schach-Zockers mehr!?

Nur eines ist m.E. noch schöner als Schach am Compi: Die reale Partie in einem realen Verein am realen Brett gegen einen realen Menschen… ■

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Meine persönliche Liste der 14 wichtigsten Online-Angebote
zum Schachspielen (keine Garantie auf Vollständigkeit)

– ChessCom: http://schach.chess.com/
– SchachOnline: http://www.schachonline.ch/
– ChessPoint: http://www.chesspoint.ch/portal/10-schach-online-spielen
– SchachArena: http://www.schacharena.de/
– FIDE-OnlineArena: http://arena.myfide.net
– PlayChess/Schach.De: http://www.schach.de/
– Free Internet Chess Server: http://www.freechess.org/
– LiChess: http://de.lichess.org/
– ChessMail: http://www.chessmail.de/
– RemoteChess: http://www.remoteschach.de/
– ChessNet: http://www.chess.net/
– GameKnot: http://gameknot.com/
– Caissa’sWeb: http://www.caissa.com/
ShredderchessNet: http://www.shredderchess.net/


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Chessbase: «Corr Database 2011»

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Qualitätsvolles historisches Kompendium des Fernschachs

Walter Eigenmann

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Die etwas älteren Semester unter den Freunden des internationalen Wettkampf-Fernschachs erinnern sich noch an Zeiten, da hatte das Correspondence Chess ein gänzlich anderes, einige meinen: ein sympathischeres Gesicht als heute. Es war die Zeit der persönlichen Partien-Karteien und der schönen Briefmarken, auch die Zeit der dicken Variantenkoffer und der unleserlichen Handschriften, die Zeit der monatelangen Zugübermittlung und des freundschaftlichen Briefwechsels, die Zeit des stundenlangen Ausprobierens von vielversprechenden Opferkombinationen mit mehreren Schachbrettern gleichzeitig auf dem heimischen Stubentisch…

Doch das sind schon seit langem Tempi passati, bestenfalls schöne Nostalgie. Denn erfolgreiches Fernschach, und spiele es sich auch nur national ab, sieht heutzutage gänzlich verändert aus. Es kommt längst daher in Gestalt des modernen PC: An die Stelle der Postkarte sind zahlreiche Schach-Mail-Server getreten, die (auch Online-)Partienverwaltung übernehmen spezielle Archivierungsprogramme, und sogar durch das immer wieder frisch wuchernde Taktik-Gestrüpp hilft dem Spieler mittlerweile extrem starke Schach-Software, die imstande ist, jedem Großmeister Paroli zu bieten.
Und schließlich die unverzichtbare Eröffnungs- bzw. Partien-Sammlung, die man früher mühsam mittels themenverwandten Zeitschriften, Loseblatt-Kompendien und natürlich umfangreichen Schachbibliotheken zusammenzustoppeln pflegte? Sie ist schon seit Jahren ersetzt durch systematisch gepflegte, hinsichtlich Spieler- wie Turnier-Namen vereinheitlichte Datenbanken – beispielsweise die «Corr Database» des deutschen Schachsoftware-Herstellers Chessbase.

Screenshot der über 834’000 Games umfassenden «Corr»-Partienliste mit ihren vielfältigen Sortier- und Such-Optionen

Die neue «Corr Database 2011»-DVD aus der Hamburger Softwareschmiede knüpft hinsichtlich Konzeption und Handling nahtlos an ihre Vorgängerinnen an, umfasst aber inzwischen mehr als 834’000 Fernschach-Partien. Der Zeitraum aller archivierten Partien erstreckt sich dabei über 206 Jahre; das erste (unvollständige, mit Sicherheit via Post oder Telegraphie ausgetragene) Game (eines Friedrich Von Mauvillon gegen einen N.N.) datiert aus dem Jahre 1804, die jüngste Partie stammt vom April dieses Jahres (eine auf dem ICCF-Server via E-Mail gespielte Begegnung zwischen den beiden Franzosen Dejonckheere und Jacon).
Die Sammlung beinhaltet nun Partien von nicht weniger als 79’000 Spielern aus über 50’000 Turnieren, wobei praktisch alle relevanten Wettkämpfe und Matches enthalten sind, von den historischen Weltmeisterschaften bis zu den modernen ICCF-Thematurnieren, von den weltweiten FS-Olympiaden bis runter zu nationalen Mannschaftskämpfen.

Auf Partien-Daten-Suche mit dem kostenlos mitgelieferten «Chessbase Reader 9.0»

Die Installation der insgesamt 531 Megabyte schweren DVD gestaltet sich einfach und voraussetzungslos: Nach «setup.exe», «Sprache wählen» und einem Computer-Neustart hat man den kostenlos mitgelieferten «Chessbase Reader 9.0» auf dem Desktop, womit dann in der «Corr Database 2011» direkt ab DVD (oder nach entspr. Dateien-Kopieren auf der Harddisk) gesurft werden kann. Dabei liest der CB-Reader nicht nur das hauseigene CBH/CBF-, sondern auch das international verbreitete PGN-Format. Mit verschiedenen Such-Masken lässt sich dann komfortabel recherchieren und filtern, etwa spezifische Kommentare, Stellungen und Materialverhältnisse, oder sogar nach detaillierten Figuren-Manövern suchen. Wen’s nach noch weitergehenden Datenbank-Techniken (z.B. Doubletten-Suche, Varianten-Statistik u.a.) gelüstet, der kann sich im Netz auch leistungsstarke Freeware-Programme wie z.B. «Scid» runterladen oder dann zu (nicht gerade billiger) Software wie beispielsweise «Chess Assistant» oder «ChessBase» greifen, die bezüglich Partien-Handling keine professionellen Wünsche mehr offen lassen; mit ihnen lassen sich dann Partiensammlungen wie die «Corr Database 2011» archivieren, systematisieren, katalogisieren, sortieren, selektieren, online recherchieren und aktualisieren.

Konkurrenz erwuchs der Hamburger «Corr» schon seit ihrer Erstauflage im Jahre 1997 – damals «Corr Nr. 1» genannt – immer mal wieder von zwei weiteren kommerziellen Fernschach-Datenbanken, nämlich der bis vor einigen Jahren von ChessMail (Tim Harding) vertriebenen «Mega Corr» sowie der seinerzeit ebenfalls recht verbreiteten «Ultra Corr» aus dem gleichen Haus. Interessant ist ein direkter Vergleich einiger wichtiger «Features» dieser drei Bases bzw. ihrer zurzeit aktuellen Versionen:

Etwas unschön springt hier der relativ hohe Anteil von sog. «Bye»-Partien in der «Corr Database» ins Auge – doch das hat durchaus nachvollziehbare Methode: Die Hamburger Sammlung legt besonderen Wert auf chronologische Vollständigkeit, wodurch der Leser gerade aufgrund dieser Null-Züge- bzw. Forfait-Partien die betroffenen Turniere und Begegnungen schachhistorisch lückenlos rekonstruieren kann. (Im Hinblick aufs Eröffnungsstudium sind sie allerdings nur lästige Datenleichen…)
Ein Blick auf die Aktualität weist die Chessbase-Sammlung als die weitaus modernste aus (auch wenn man über die Namensgebung angesichts der jüngsten Partie, die aus dem Frühjahr 2010 stammt, geteilter Meinung sein kann…). Wer hinsichtlich neuesten Partien- bzw. Eröffnungsmaterials wöchentlich auf dem Laufenden sein will, kommt ohnehin bei keiner der drei genannten Sammlungen darum herum, sich im Internet die entsprechenden Free-Downloads zu besorgen; zwei seit Jahren erste Adressen sind diesbezüglich TWIC (Nahschach) und  das ICCF-Game-Archiv (Fernschach). Eine riesige Fülle von Schachpartien jeder Art und Qualität findet sich außerdem bei dem bekannten Online-Sammler Lars Balzer.

Differenzierte Möglichkeiten der Recherche via Material, Stellung, Zugmanöver oder Kommentierungen

Die «Corr Database 2011» setzt die gepflegte Tradition des Hauses Chessbase in Sachen Datenbanken fort; auch diese DVD weist Sorg- und Vielfalt in der Partien-Zusammenstellung, Schnelligkeit der Software, hoher Grad der Vereinheitlichung von Spieler- und Turniernamen, differenzierte Filter-Optionen, einen beachtlichen Anteil von hochstehenden Kommenta(to)ren sowie das typische aufgeräumte Erscheinungsbild aller CB-Bases von «Fritz» übers «CB-Magazin» bis hin zur 4-Millionen-«Megabase» auf. Hinzu kommt als Sahnehäubchen ein spezielles «Fernschach-Lexikon», das ca. 71’000 Spieler umfasst.
Als bescheidene technische Voraussetzungen für ein flottes Arbeiten mit der Datenbank nennt Chessbase einen Pentium PC mit Windows XP, 32 MB Hauptspeicher, 350 MB Harddisk-Bedarf sowie den bereits erwähnten, gratis mitgelieferten CB-Reader9.

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Beispiel einer «Corr»-Turniertabelle (hier das ICCF-Mare-Nostrum-Thematurnier B01 vor zwei Jahren)

Bliebe noch die Frage, ob der verhältnismäßig hohe Verkaufspreis dieser DVD von 80 Euro gerechtfertigt ist.  Denn wer als nur gelegentlicher «Hobby-Korrespondenzler» nach neuen FS-Partien sucht, der wird heutzutage problem- und kostenlos fündig auch im Internet mit seinem Überangebot an Open-Source-Lösungen und Freeware-Materialien.

Wer als seriöser Wettkampf-FS-Spieler auf internationalem Niveau erstens den eröffnungshistorisch kompletten Überblick sucht, zweitens auf statistisch verlässliches Material hinsichtlich prozentualer Auswertungen der Systeme und Varianten angewiesen ist und drittens ein sorgfältig aufbereitetes, in den Details vereinheitlichtes Partien-Kompendium sucht, der wird gerade in dem Nischenmarkt Fernschach-Software um diese über Jahre hinweg sorgfältig begleitete «Corr Database 2011» schwerlich herumkommen; Sie ist sicher die zurzeit beste käufliche Datenbank in dieser Kontinuität, Systematik und Qualität des Handlings.

Wer hingegen als seriöser Wettkampf-FS-Spieler auf internationalem Niveau erstens den eröffnungshistorisch kompletten Überblick sucht und dabei zweitens auf statistisch verlässliches Material betreffend prozentualer Auswertungen der Systeme und Varianten angewiesen ist, der wird gerade in dem Nischenmarkt Fernschach-Software um die hervorragend aufbereitete, über Jahre hinweg sorgfältig begleitete und in den Daten-Details wohltuend vereinheitlichte «Corr Database 2011» schwerlich herumkommen; Sie ist sicher die zurzeit beste käufliche Datenbank in dieser Kontinuität, Systematik und Qualität des Handlings.
Für die Hamburger Software-Köche scheint die «Corr» jedenfalls nicht auf den Massenmarkt des schachlichen Fast-Food zu zielen; dafür ist das ganze Mahl wohl zu teuer angerichtet. Angesprochen ist vielmehr der FS-Gourmet, der sich dies exquisite Partien-Menü auch was kosten lässt… ■

Corr Database 2011, 834’000 Fernschach-Partien, DVD-ROM, 531 MB, Chessbase Hamburg

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Lesen Sie zum Thema «Fernschach» auch unser Interview mit dem
internationalen Fernschach-Großmeister Arno Nickel !

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Chessbase: «Fritz Beginner Edition 2010»

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Systematische Beantwortung der Schachanfänger-Fragen

Malte Thodam

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Wenn man das Schachspiel ohne Vorkenntnisse erlernen möchte, gibt es sofort eine Vielzahl von Fragen. Diese fangen schon bei den Regeln an, die nicht immer sicher beherrscht bzw. manchmal auf kuriose Art und Weise von Laien ausgelegt werden; auch die Gangart der Figuren erfordert etwas Erklärungsbedarf, hat so ein Springer doch etwas merkwürdige Bewegungseigenschaften, wenn er schlenkernd über alle Hindernisse auf dem Brett hinweg hüpft. Dann: Wann ist eine Partie remis, was ist Zugzwang, was bedeutet es, en passant zu schlagen, und wann ist der König patt? Und auch: Die verschiedenen Mattführungen mit unterschiedlichen Materialkonstellationen müssen erst erlernt werden, um eine fast gewonnene Partie zum Sieg führen zu können.
Wenn das alles verstanden worden ist, bleibt immer noch die Frage, wie man  sein Spiel überhaupt vom ersten Zug an anlegen soll. Wohin ziehen die Bauern und Figuren, damit ihre Aufstellung Sinn ergibt?

Die «schwierigste Stellung im Schach»: Die Anfangsposition (rechts das «Fritz»-typische «Notationsformular»

Für die Beantwortung all dieser Fragen von Menschen, die das Königliche Spiel erlernen möchten, hat Chessbase nun eine «Fritz Beginner Edition» als DVD herausgebracht. In insgesamt ca. 10-stündigen Video-Lektionen werden die elementarsten Dinge auf den 64 Feldern für jeden Interessierten verständlich erläutert. Björn Lengwenus, Jugendtrainer und selbst spielstarker Amateur, beginnt sozusagen am absoluten Nullpunkt mit dem Schachbrett und führt den Novizen zu den Figuren und die ihnen anhaftenden Eigenschaften bis hin zu einem Minimum an für Anfänger gut spielbaren Eröffnungen (erklärt werden die grundlegenden Ideen einiger klassischer Eröffnungen wie beispielsweise Königsgambit, Italienisch oder Damengambit). Dabei weist er auch auf die wichtigsten Grundregeln für einen gelungenen Spielbeginn hin.

Gisbert Jacoby, ehemaliger Bundesligatrainer, zeigt danach allerhand taktische Motive bzw. deren Tücken. So wird klar, worauf im komplizierten Getümmel des Mittelspiels zu achten ist. Den Abschluss der Videoinstruktionen macht eine kurze Vorstellung elementarer Endspiele durch GM Karsten Müller. Hier werden die wichtigsten Mattführungen mit den verschiedenen Figuren gegen den einsamen König gezeigt. Gedeckte sowie entfernte Freibauern werden vorgestellt, wobei ihre Stärke vom Großmeister anschaulich verdeutlicht wird. Auch andere wesentliche Grundlagen des Endspiels wie Opposition und Dreiecksmanöver kommen nicht zu kurz – wobei Müller wie gewohnt recht schnell seinen Stoff vorträgt, so dass eventuell einmaliges Anschauen einer Videoeinheit dem Unerfahrenen noch nicht ausreicht, um alles zu verstehen, bzw. zu behalten.

Der Haupt-Screen der DVD mit seinen Verzweigungen zum «Trainer», zum Online-Server und zu den Video-Sessions

Insgesamt werden viele typische Anfängerfehler gezeigt, so z.B. das Schlagen vergifteter Bauern in der Eröffnung oder mehrfaches Ziehen mit einer Figur. Die Konsequenzen solcher Fehler werden dem Lernenden dabei klar vor Augen geführt, so dass er sie von Anfang an in seinen eigenen Partien vermeiden kann. Dazu kann der Anfänger gegen «Fritz» im Trainingsmodus antreten, wobei sich der Rechenknecht der eigenen Spielstärke anpassen lässt – wie bei Fritz eben üblich. Das Programm gibt in diesem Modus Hinweise, und Züge lassen sich zurücknehmen. Drei Monate Zugang auf dem Schach.de-Server – allerdings ohne Zugriff auf das Premium-Programm – runden die DVD ab; so kann der Schachneuling auch online erste Erfahrungen auf den 64 Feldern sammeln. Eine Datenbank mit über einer Million Partien bietet genügend Material, um von den Meistern zu lernen.

Die Spitzenspieler G. Jacoby, K. Müller B. Lengwenus führen den unerfahrenen Schach-Novizen systematisch in die Regeln und grundlegenden Techniken des Schachspiels ein – von der Eröffnung bis zum Endspiel; die neue DVD aus dem Hause Chessbase begleitet den Anfänger auf seinen ersten Schritten ins Reich des faszinierenden Königlichen Spiels.

Wer mit dem Schachspiel beginnen, aber zunächst noch keine Bücher kaufen möchte, der ist mit dieser DVD gut beraten. Sie enthält alles Nötige, um die ersten Partien mit Erkenntnisgewinn bestreiten zu können. Und auch diejenigen, die nie ernsthafter Schach gespielt haben, aber hier und da aus Spaß bereits die Holzfiguren über das Brett geschoben haben, können nun auf neue und vor allem systematische Art mit dem Schachspiel beginnen. So steht dann auch später der Hinwendung zu komplexeren Bereichen des Schachspiels nichts mehr im Wege. ■

Chessbase/Lengwenus/Lengwenus/Müller/Fritz Beginner Edition 2010, DVD-Schach-Software

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K. Müller / C. Meyer: «Magic of Chess Tactics»

Posted in Computer-Schach, DVD-Rezension, Karsten Müller, Schach, Schach-Rezension, Schach-Software by Walter Eigenmann on 14. April 2010

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Instruktiver Zauber der Schach-Taktik

Malte Thodam

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Während die meisten «Fritz-Trainer»-DVDs aus dem Hause Chessbase sich mit nahezu jeder spielbaren Eröffnung bzw. mit den Endspielen beschäftigen, hat der Hamburger Großmeister (und Trainer) Dr. Karsten Müller in Zusammenarbeit mit dem Fide-Meister und A-Trainer Claus Dieter Meyer eine Taktik-DVD mit dem Titel «Magic of Chess Tactics» herausgebracht. Die DVD wurde auf der Grundlage des gleichnamigen Buches beider Autoren produziert, das bereits 2002 erschienen war.

Es ist dabei jedoch nicht bei einer bloßen Wandlung des Mediums geblieben, denn das alte Material wurde nochmals überarbeitet und um neue Analysen der beiden Autoren erweitert. Im Wesentlichen orientieren sich die vorgestellten Partieausschnitte an den großen Taktikern – oder Magiern, wie Müller sie nennt – der Schachgeschichte. Vertreten sind daher natürlich Partien von Spitzenkönnern der klassischen Ära wie Tal, Spielmann, Stein, Nezhmetdinov und Bronstein. Außerdem sind für die neuere Zeit noch Beispiele von solchen Größen wie Shirov oder Anand vorhanden.

GM Dr. Karsten Müller

Neben den 38 Videoeinheiten, in denen Müller Partie-Fragmente und die dazugehörigen Analysen vorstellt, befinden sich noch zahlreiche von ihm und Meyer kommentierte Stellungen im CB-Format auf der DVD. Abgerundet wird diese durch einige kurze Texte (Vorwort, Informationen zu den Autoren sowie Texte zu den Spielern). Des weiteren wurde die DVD mit einigen Bildern der Hauptakteure garniert, die leider hin und wieder etwas unvorteilhaft ausgewählt sind (etwa rote Augen bei Kasparov). Natürlich ist dieser Sachverhalt im Hinblick auf den Zweck der DVD eher nebensächlich, allerdings hätte sich hier und da sicher besseres Fotomaterial finden lassen können.

Wie arbeitet man nun mit der DVD? Eines ist klar: Auch dieses Medium nimmt dem Schachspieler das eigenständige Analysieren nicht ab. Karsten Müller empfiehlt ausdrücklich, sich beim Anschauen genügend Zeit zu nehmen. Statt sich nur «berieseln» zu lassen, soll man bewusst Pausen machen, um selbst kritische Stellungen zu analysieren und die Lösung anschließend mit einem Schachprogramm zu überprüfen. Eine wirklich vernünftige Alternative zu dieser Vorgehensweise gibt es eigentlich auch nicht, wenn man etwas verstehen möchte, da Großmeister Müller alles recht zügig vorträgt.

Dafür sind die Analysen sehr genau, und hie und da gibt Karsten Müller Hinweise auf typische taktische Manöver in bestimmten Stellungstypen. Die behandelten Stellungen sind in der Regel sehr schwierig einzuschätzen, womit sie mehr sind als eine bloße taktische Aufwärmübung. Die Kenntnis einfacher taktischer Motive reicht hier nicht immer aus, weshalb sich die gesamte DVD auch eher an fortgeschrittene Spieler richtet.

Screenshot: GM K. Müller analysiert (in englisch) das berühmte Endspiel Topalov-Shirov / Linares 1998

Zum Beispiel muss im Läuferendspiel der bekannten Partie Topalov – Shirov, die 1998 in Linares gespielt wurde (u.a. auch schon 2003 in Breutigams Buch «64 Monate auf 64 Feldern» vorgestellt), das unglaublich schöne 47… Lh3!! gefunden werden. Ohne Kenntnis der Partie dürfte das Aufspüren dieses genialen Läuferzuges selbst starken Amateuren alles andere als leicht fallen. Für jene bietet die DVD dann mit über drei Stunden Laufzeit in deutscher und englischer Sprache aber auch genug Material für eigenständiges Arbeiten. Etwas störend ist dabei nur der für viele Schach-DVDs leider übliche stolze Preis.

Fazit: Wer gerne am bzw. mit dem Computer trainiert, findet hier eine gute Abwechslung von der Arbeit mit diversen Taktikbüchern. Und wer noch nicht die erforderliche Spielstärke besitzt, um die Aufgaben zu lösen, der kann sich einfach am Zauber von Karsten Müllers «Magier» erfreuen. ■

K. Müller / C.D. Meyer:  «Magic of Chess Tactics», Schach-DVD aus der Reihe «Fritz-Trainer», Chessbase 2009

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Screenshots

Kapitelübersicht

01: Intro
02: Fischer,R – Donner,J
03: Shirov,A – Lautier,J
04: Topalov,V – Shirov,A
05: Kreuzfesselung
06: Bronstein,D – NN
07: Bronstein,D – Korchnoi,V
08: Tal,M – Bronstein,D
09: Samsonov – Nezhmetdinov,R
10: Nezhmetdinov,R – Tal,M
11: Polugaevsky,L – Nezhmetdinov,R
12: Stein,L – Birbrager,I
13: Stein,L – Portisch,L
14: Stein,L – Anikaev,Y
15: Spielmann,R – Gruenfeld,E
16: Spielmann,R – Thomas,G
17: Tal,M – Koblentz,A
18: Tal,M – Klaman,K
19: Tal,M – Smyslov,V
20: Tal,M – Benko,P
21: Tal,M – Nievergelt,E
22: Kunnemann – N.N.
23: Analyse von Kunnemann – N.N.
24: Dame und Springer: Anand,V – Radjabov,T
25: Angriffskombination 01: Müller,K – Zagrebelny,S
26: Angriffskombination 02: Caruana,F – Berg,E
27: Angriffskombination 03: Rotlewi,G – Rubinstein,A
28: Angriffskombination 04: Bagirov,V – Gufeld
29: Angriffskombination 05: Maroczy,G – Romi,M
30: Angriffskombination 06: Alekhine,A – van Mindeno,A
31: Angriffskombination 07: Nimzowitsch,A – Vidmar,M
32: Angriffskombination 08: Kasparov,G – Karpov,A
33: Angriffskombination 09: Panczyk,K – Matlak,M
34: Angriffskombination 10: Martorelli,A – Antunes,A
35: Endspielmagie 01: Szypulski,A – Silbermann,F
36: Endspielmagie 02: Short,N – Cheparinov,I
37: Endspielmagie 03: Geisler,F – Heissler,J
38: Endspielmagie 04: Analyse von Kunnemann – N.N.

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Die beliebtesten Programme bei Schachspielern

Posted in Computer-Schach, Schach, Schach-Datenbank, Schach-Programme, Schach-Software, Umfragen by Walter Eigenmann on 25. Februar 2010

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Das eiserne Triumvirat: Fritz – Rybka – Shredder

Walter Eigenmann

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Über 5’000 Votes verzeichnete die große Schach-Umfrage, welche das «Glarean Magazin» anfangs Oktober letzten Jahres gestartet hatte. Der zweimonatige, anonym durchgeführte Poll thematisierte dabei die vier Aspekte:

A) «Meine 3 Lieblings-Schach-Programme sind…»
B) «Ich benütze meine Schach-Software hauptsächlich für…»
C) «Meine 3 Lieblings-Schach-Oberflächen sind…»
D) «Ein Schachprogramm darf kosten…»
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«Rybka»- Programmierer Vas Rajlich

Dank einerseits verschiedener nationaler sowie zahlreicher regionaler Schach-Verbände, welche auf diese User-Befragung hinwiesen – wodurch weite Kreise des «Vereins-Schachs» in Deutschland, Österreich und der Schweiz angesprochen werden konnten -, aber auch zweitens aufgrund des hohen Interesses in der einschlägigen (Computer-)Schach-Szene im Internet erreichte diese «Schach-Volksabstimmung» dabei nicht nur internationale Verbreitung weit über den deutschsprachigen Raum hinaus, sondern auch einen recht guten «Profile-Mix» der teilnehmenden Schachspieler. Insofern dürfen die Ergebnisse der Befragung einige Repräsentanz beanspruchen, jedenfalls aber ist sie die zurzeit einzige Anwender-Konsultation mit dieser Thematik, die bislang mit solchem Umfang und in dieser Differenziertheit innerhalb der aktiven Schachwelt organisiert wurde.

«Fritz»- Programmierer Frans Morsch

Die folgenden Infos verstehen sich nicht als detaillierte Analyse, sondern beschränken sich auf ein paar Stichworte und auf die Trends, wie sie sich in den vier «Rankings» zeigen. Darüber hinaus ist wie jede Umfrage auch diese viel zu grob, um ein differenziertes Bild der mittlerweile so unübersehbaren wie buntschillernden Computerschach-Welt zu zeichnen – ganz abgesehen von den veralteten und hier ausgeklammerten, aber in Nischen noch immer nostalgisch gepflegten Urahnen der Szene, nämlich den eigentlichen Schachcomputern.

Shredder-Programmierer Stefan Meyer-Kahlen

«Shredder»- Programmierer Stefan Meyer-Kahlen

Darüber hinaus ist sich der Autor natürlich bewusst, dass neben den zahlreichen gestellten Fragen noch viele andere Aspekte des Themas – Internet-Schach-Clients, Pocket-Programme, Anzahl Prozessoren u.a. – hätten integriert werden können, doch es galt, einigermaßen die Balance zwischen der Geduld der Votierenden einerseits und dem Anspruch auf Vollständigkeit andererseits zu finden…
An dieser Stelle sei nochmals ausdrücklich allen Schachspielern gedankt, die sich die Zeit nahmen, durch die vier Poll-Rubriken zu klicken!.

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A) — «Rybka» das Lieblingsprogramm der Schachspieler

«Hiarcs»- Programmierer Mark Uniacke

Ein Viertel aller Voten entfiel bei der Frage nach den drei Lieblings-Schachprogrammen auf die Engine «Rybka». Damit verdrängte, allerdings nur hauchdünn, diese zurzeit spielstärkste Software überraschend den jahrelang unumstrittenen Liebling der internationalen Schachszene, nämlich «Fritz», auf den zweiten Rang. Ziemlich beliebt ist aber auch bzw. nach wie vor der Drittplatzierte «Shredder».
Hinter diesem mittlerweile schon lange etablierten Triumvirat bereits deutlich abgeschlagen rangiert mit «Hiarcs» das vierte kommerziell vertriebene Programm.

«Stockfish»- Programmierer Tord Romstad

An der Spitze aller Freeware-Programme steht «Glaurung/Stockfish», das sich sogar vor die beiden in der Computerschach-Szene seit Jahren bekannten und eher im englischsprachigen Raum verbreiteten, seinerzeit aber auch hierzulande  vielgesehenen kommerziellen Engines «Zappa» und «Chessmaster» schieben konnte.
Keine Rolle mehr im sich schnell drehenden Engine-Zirkus spielen offenbar solche einst klangvollen Namen wie «Spike», «Pro Deo», «Loop», «Sjeng» oder «Chess Tiger». Andererseits kann sich ein Winboard-Dinosaurier wie «Crafty» noch immer recht gut halten in der Gunst der schachspielenden Anwenderschaft.

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Programm/Engine                      Votes1  Prozent2
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01. Rybka                            406       25%
02. Fritz                            403       24%
03. Shredder                         322       19%
04. Hiarcs                            78        5%
05. Glaurung/Stockfish                69        4%
06. Zappa                             59        4%
07. Fruit/Toga                        51        3%
08. Chessmaster/TheKing               46        3%
09. Junior                            35        2%
10. Naum                              35        2%
11. Crafty                            30        2%
12. Bright                            18        1%
13. ProDeo                            18        1%
14. Thinker                           13        1%
15. Sjeng                             12        1%
16  Spike                             10        1%
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(Weitere Nennungen: Loop, Genius, Hermann, Jonny, Goliath u.a.)
1(mindestens 10)        2(auf-/abgerundet)

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B)Hauptzweck: «Analyse der eigenen Partien»

«Fruit»- Programmierer Fabien Letouzey

Die Analyse von eigenen Partien als wichtigster Verwendungszweck von Schachsoftware wurde von der überwältigenden Mehrheit (fast einem Drittel der insgesamt 1’505 Votes in dieser Rubrik) genannt – ein Umfrage-Ergebnis, das nicht erstaunt. Weit weniger häufig werden «Rybka»&Co. zur Begutachtung fremder Games eingesetzt (13%). Am dritthäufigsten trifft man das Spiel im Internet mittels Schachsoftware an.
Erstaunlich ist, dass zahlreiche Schachspieler noch immer persönlich gegen die 3000-Elo-Taktik-Aliens antreten (10%), während die relativ häufige Zuhilfenahme von Software beim Fernschach-Spielen nicht überrascht (9%).

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Verwendungszweck                     Votes     Prozent
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01. Analyse eigener Partien          450       30%
02. Analyse fremder Partien          199       13%
03. Spielen im Internet              195       13%
04. Spielen gegen den Computer       143       10%
05. Fernschach-Spielen               140        9%
06. Lösen von Schachproblemen         91        6%
07. Schachturniere unter Programmen   79        5%
08. Schachlernen oder -lehren         78        5%
09. Schachwissenschaftliche Zwecke    38        3%
10. Spielen auf dem Handy             33        2%
11. Schachhistorische Zwecke          26        2%
12. Schachturniere unter Menschen     20        1%
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(Weitere Nennungen: Schachprogrammierung, Eröffnungstheorie u.a.)

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C)Lieblings-Oberfläche: «Fritz»

Das «Arena»-Interface von Martin Blume

Mit deutlichem Vorsprung erkürten die Abstimmer «Fritz» zu ihrem Lieblings-Interface; über ein Drittel aller Votes hier vereinte das Chessbase-Flaggschiff auf sich. Am zweithäufigsten mit immer noch stattlichem Anteil von fast 20% wurde «Shredder» gewählt, den dritten Rang nimmt die Freeware-Oberfläche «Arena» ein.

Beachtlich ist, dass sich das noch relativ junge Schach-GUI «Aquarium» von Convekta noch vor dem langjährigen und kostenlosen «Scid» platziert, während der ebenso traditions- wie Feature-reiche «ChessAssistant» offenbar nur eine marginale Rolle spielt; kaum mehr benutzt werden auch die kostenlos downloadbaren Interfaces «José» und «Winboard». Endgültig von der Bildfläche der Praxis verschwunden sind inzwischen GUIs wie «Chesspartner»/Lokasoft oder «ChessGenius».

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Programm/GUI                         Votes     Prozent
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01. Chessbase/Fritz                  454       35%
02. Shredder                         242       19%
03. Arena                            157       12%
04. Chessbase/Datenbank              154       12%
05. Aquarium                          90        7%
06. Scid                              64        5%
07. Chessmaster                       41        3%
08. Winboard                          38        3%
09. ChessAssistant                    26        2%
10. Jose                              16        1%
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(Weitere Nennungen: Chesspartner, ChessGenius u.a.)

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Das «Scid»-Interface von Shane Hudson/Pascal Georges

D)Wie teuer darf Schach-Software sein?

Auf die Frage, wie viel ein Schachprogramm kosten darf, ergab sich überraschenderweise ein recht hoher Anteil von Schachspielern, die relativ viel für solche Software zu investieren bereit sind, und etwa jedem siebten User ist der Preis egal, solange das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Als ungefährer Richtwert kann aber offenbar wohl von einem breit akzeptierten Preis eines Schachprogrammes von ca. 50 Euro ausgegangen werden. Nicht berücksichtigt wurde dabei die Frage des Preisunterschiedes von Single- und Multi-Prozessoren-Software.

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Preis                                Votes     Prozent
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01. 40-70 Euro                       227       36%
02. 20-40 Euro                       165       26%
03. Egal (bei gutem Preis-
    Leistungs-Verhältnis)             86       14%
04. 70-120 Euro                       52        8%
05. 10-20 Euro                        43        7%
06. 0 Euro                            36        6%
07. Über 120 Euro                     12        2%
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(Weitere Nennungen: Bis 50 Euro, 1CPU=50 Euro, u.a.)

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Interview mit dem Rybka-Programmierer Vasik Rajlich

Posted in Computer-Schach, Interviews, Peter Martan, Schach, Schach-Programme, Schach-Software, Vasik Rajlich by Walter Eigenmann on 18. Oktober 2009

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Rybka 4 kommt mit neuer Suche, neuer Bewertung
und neuen Analyse-Funktionen

Dr. Peter Martan

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Iweta_und_Vasik_Rajlich

Zwei Internationale Schachmeister: Das «Rybka-Ehepaar» Iweta und Vasik Rajlich

we/Die Welt des Computerschachs hat schon seit langem ein allmächtiges Triumvirat, das da heißt: Rybka, Shredder, Fritz. Und für gewöhnlich pflegt dieses omnipräsente (und -potente) Trio alljährlich so gegen den Spätherbst hin mit neuen Versionen auf sich aufmerksam zu machen – das Weihnachtsgeschäft lässt grüßen.
Vor kurzem erschien nun bereits Fritz 12 (siehe hier), seit einigen Tagen ist auch Shredder 12 auf dem Markt (wir haben darüber berichtet) – doch wo bleibt Rybka 4 ?
Wo ist der absolute Generalissimus der Szene – jenes kleine blaue «Fischchen», das als gefräßiger Killer-Hai hinsichtlich Spielstärke jedes Engine-Turnier so dominant beherrscht wie kaum ein anderes Programm in der bisherigen Computerschach-Geschichte?
Das «Glarean Magazin» hielt die Spannung vor dem neuen Release nicht mehr länger aus, und Peter Martan gelangte mit ein paar ungeduldigen Fragen an den Rybka-Erfinder und -Chefdenker Vasik Rajlich.

Glarean Magazin: Was ist Ihre zurzeit wichtigste Arbeit an Rybka?

Vasik Rajlich: Ich befinde mich gerade im «Release-Modus»; da gibt es eine Menge  kleinerer Dinge zu tun.

GM: Welche Innovationen können wir von Rybka 4 erwarten?

VR: Die Evaluation und die Suche sind neu gestaltet, beides habe ich letztes Jahr mehrfach geändert. Es werden zudem ein paar neue Analyse-Funktionen hinzukommen.

GM: Wann etwa dürfen wir Rybka 4 erwarten?

VR: Das ist noch offen…

GM: Wird es in der gleichen Weise verkauft bzw. vertrieben wie bisher?

VR: Ja, Convekta und ChessBase werden wieder die publizierenden Firmen sein.

GM: Gab es im Entwickler-Team etwelche Veränderungen?

VR: Die eigentliche Entwicklungsarbeit wird immer noch ausschließlich von mir gemacht. Aber wir haben ein tolles Team: Lukas Cimiotti hat beim «Clustering» sehr viel beigetragen, ebenso auch in Sachen Turnier-Vorbereitungen, und seine Mitarbeit im vergangenen Jahr war enorm. Unser «Book»-Team hat sich ein wenig verändert, wir haben nun zusätzlich Jiri Dufek ins Team geholt, aber Jeroen Noomen bleibt nach wie vor dabei. Nicht unerwähnt lassen will ich Felix Kling und seinen Bruder Christoph, welche für unsere Website verantwortlich sind. Weiters sind da noch Hans van der Zijden, der als PC-Operator auf Computer-Turnieren fungiert, meine Frau Iweta als die Verantwortliche für die Tests, Larry Kaufman für die Leitung der Mensch-vs-Maschine-Matches sowie der ganzen Parameter-Tunings, und schließlich Nick Carlin, der ebenfalls bei den «Book»-Arbeiten und Turnier-Vorbereitungen beteiligt ist.

Rybka3-Aquarium_Screenshot

Die aktuelle Oberfläche der (noch) aktuellen Rybka-Version: Das «Aquarium» des «Fischleins» (russ.)

GM: Wird es – früher oder später – eine öffentliche Cluster-Version von Rybka geben?

VR: Nein, jedenfalls nicht als Bestandteil der kommenden Rybka-4-Version. Aber wir haben Pläne, dies zusätzlich für den spezifischen Einsatz in Turnieren weiter zu entwickeln. Es wird gegenüber dem Bisherigen kleine Unterschiede geben, aber lassen Sie sich überraschen…

GM: Bereits im Rybka-Forum wurde mal danach gefragt, ob eine automatische «Backward Analysis» («Rückwärtsanalyse») im Multi-Varianten-Modus implentiert werden könnte, worauf geantwortet wurde, dass dies eine Frage des Interfaces, nicht der Engine sei. Aber würden Sie es als nützlich unterstützen, so etwas auch optional sogar im «normalen» Spiel-Modus, zumal für Cluster-Versionen, möglich zu machen?

VR: Der Output einer Cluster-Version ist ein schwieriges Thema, das noch einiges Nachdenken erfordert. Grundsätzlich könnte der «Cluster» sicher eine Art von Multi-PV-Analyse liefern, auch in seinem «Play»-Modus. Bisher haben wir aber überhaupt Cluster-Technik nur für Turniere angewandt, so dass dieses «Problem» noch nicht gelöst wurde.

GM: Wird Rybka 4 einen spezifischen «Finde-Gewinn-»Modus haben bzw. wird wieder eine zusätzliche «Winfinder»-Engine mitgeliefert?

VR: Die Entwicklung besonders «interessanter» Derivate (einschließlich «WinFinder»-Versionen) ist auf meiner To-Do-Liste, aber zurzeit noch nicht in Angriff genommen, ebenso wenig wie ein spezieller «Win-Finder»-Modus. Fest steht aber, dass Rybka 4 auch taktisch viel stärker als jetzt Rybka 3 sein wird.

GM: Wird die neue Engine auch die Option enthalten, den sog. «Nullmove» ein- oder ausschalten zu können?

VR: Dieses Feature ist wohl nicht so wichtig, dass es in die Parameter-Liste der Engine integriert werden müsste.

GM: Haben Sie schon News betreffend «Shared Analysis» und «Persistent Hash»?

VR: Noch nicht, bisher sind diesbezüglich nur ein paar Bugfixes zu melden. Das sind aber weitere Themen, die wohl noch eine ganze Menge Arbeit machen werden… ■

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Interview in english:

GM: What is your main work to be done with Rybka right now?

VR: Right now I am in «release mode», there are a ton of little things to do now.

GM: What innovations may we expect from Rybka 4?

VR: The eval and search are revamped, I changed it completely three times last year. There will also be a few new analysis features.

GM: When approximately may we expect Rybka 4?

VR: This is still TBD.

GM: Will it be sold and distributed in the same ways as formerly?

VR: Yes, Convekta and ChessBase will be the publishers.

GM: Has there been any change in the team of developers?

VR: The development work is still done only by me, but we have a great team. Lukas Cimiotti has helped tremendously with the clustering and with tournament preparations, his contribution over the past year has been enormous. Our book team has changed a bit, we have added Jiri Dufek, while Jeroen Noomen remains involved. We will give more details later. I also should mention Felix Kling and his brother Christoph for their work on our web site, Hans van der Zijden as the Rybka operator, my wife Iweta for testing, Larry Kaufman for man-vs-machine matches and parameter tuning, and Nick Carlin for book work and tournament preparations.

GM: Will we have a public Rybka cluster-version sooner or later?

VR: This won’t be a part of the Rybka 4 release, but we do have plans for this in addition to competing in tournaments. It will be something a little different, you’ll have to stay tuned.

GM: Maybe you remember me asking you once at Rybka forum about multi-variant-mode of analysis. My special wish of automatic backward analysis in mv- mode was answered by you then as a matter of GUI, which it is, of course. But would you support it as useful, even sometimes in normal game mode, especially as for cluster version?

VR: Can you say what you mean by “backward analysis”?

GM: I just meant the feature of some GUIs to step back automatically in the game analyzed.

VR: The output of our cluster is a tricky issue which needs some thinking. Outputting a single PV is a poor fit to how the cluster searches. In principle, the cluster could provide a sort of multi-pv analysis even in its more efficient “game-play” mode. So far we have only used the cluster for competitions, so this issue has not been resolved.

GM: Will the “find win” mode be new too in Rybka 4 or will even a new WinFinder come up again?

VR: Making more interesting versions (including some WinFinders) is on my to-do list, but I haven’t touched it since Rybka 3. Ditto for “find win” mode – it could be improved, but so far hasn’t been. Rybka herself is much stronger tactically now than Rybka 3.

GM: Or do you think nullmove to be switched off as an option of the engine would also be a feature worth adding?

VR: This feature probably doesn’t have enough value to add to the parameter list.

GM: Any news to be expected as for shared analysis and persistent hash?

VR: Not yet, so far there are only some bug fixes. This is another topic which will eventually get a lot of work.

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Neue Version des Schachprogramms «Shredder»

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Technische Stabilität und optische Balance

Walter Eigenmann & Peter Martan

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Für Kenner und Insider der internationalen Computerschach-Szene gehört die Software «Shredder» des deutschen Programmierers Stefan Meyer-Kahlen seit langem zum festen Bestandteil des Engine-Parkes. Denn jahrelang dominierte Meyer-Kahlen die Computerschach-Turniere weltweit fast nach Belieben, und zwar in allen Disziplinen. Nun präsentiert der 41-jährige Düsseldorfer Informatiker eine neue Version seines Shredders – mittlerweile bereits als zwölfte Generation.

Shredder 12_Standard

Seit Jahren im Computerschach ein Vorbild für Stabilität und klassisches Outfit: Das betont aufgeräumte, schlicht konzipierte Shredder-Interface in seiner 12. Version

Shredders «Graphical User Interface» (GUI), also seine «Benutzeroberfläche» – nicht zu verwechseln mit seiner «Engine», dem eigentlich rechnenden «Motor» – gilt seit langem als eine besonders ausgereifte Sache. Denn Stabilität und Ausgewogenheit waren schon immer die speziellen Markenzeichen dieses Schach-Paketes. «Programm-Absturz» ist für die Shredder-Gemeinde (übrigens auch im Linux- und im MacIntosh-Segment) ein Fremdwort, und die funktionale Ausgewogenheit, die «klassische» Aufgeräumtheit seiner Oberfläche war für eingefleischte Shredder-Fans schon immer ein Grund, dieses GUI den anderen, teils verspielt-überladenen User-Schnittstellen vorzuziehen.

Üppig ausgestatteter Werkzeugkasten

Nichtsdestoweniger verbirgt sich unter dem eher schlichten Outfit der üppig ausgestattete Menü-Werkzeugkasten aller modernen Schach-Software. Das Shredder-GUI lässt kaum Wünsche offen, was die Vielfalt der technischen Ansprüche angeht, die heutzutage an ein Schachprogramm gestellt werden müssen: Analyse eigener und/oder fremder Partien, Engine-Engine-Turniere, individuell angepasstes Spiel gegen den Computer, Datenbank-Funktionen, Endspiel-Untersuchungen u.v.a.
Zwei Highlights zeichnen dabei Meyer-Kahlens Programm gegenüber der Konkurrenz ganz besonders aus: Seine enge Zusammenarbeit mit der eigenen Homepage, welche in Form direkter Abfragen eigener Datenbanken als integrativer GUI-Bestandteil fungiert, sowie das Feature «Triple Brain», eine spezielle Analyse-Technik, bei der zwei (möglichst gleichstarke, aber möglichst unterschiedliche) zugeladene «Gehirne» rechnen, während ein drittes «Gehirn» über diese zwei Analyse-Ergebnisse mittels ausgeklügeltem Statistik-Verfahren entscheidet.

Shredder 12_Triple Brain_Analyse

Zwei starke, aber unterschiedliche Engines unterbreiten einem Entscheider-Modul ihre Analyse: Das berühmte, aber immer noch zu wenig genutzte Shredder-Feature «Triple Brain»

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Qualitätsvolles Eröffnungsbuch

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist Shredders Eröffnungsbuch, das erneut der aktuellen Großmeister-Praxis angepasst wurde und schon länger von Sandro Necchi editiert wird. Immer mehr kommen dabei auch weniger gespielte Openings zu ihrem Recht. Zwei Beispiele: 1. e4 b6 2. d4 e6 3. c4 Lb7 4. Sc3 Lb4 5. f3 f5 6. exf5 Sh6 7. fxe6 Sf5 8. Ld3 – welches Programm (außer vielleicht «Fritz») weiß hier noch weiter? Eines der aktuell besten Bücher überhaupt in der Szene, das «R3.ctg» von J. Noomen, jedenfalls nicht. Oder auch nach: 1. b3 d5 2. Lb2 c5 3. e3 Sf6 4. Sf3 e6 5. Se5 Le7 6. f4 O-O 7. Ld3 – hier halten ebenfalls höchstens die Books von «Fritz» und «Rybka» mit. Und sollte auch bei Shredder das auf Festplatte installierte Buch nicht mehr weiter wissen, kommt bei Meyer-Kahlens Programm sofort der schon positiv erwähnte Zugriff auf die noch größere Online-Eröffnungsdatenbank zum Zuge.

Stefan Meyer-Kahlen

Programmierer Stefan Meyer-Kahlen bei der Arbeit

Endspiel-Performance dank Datenbanken

Selbstverständlich glänzt auch der neueste Shredder nach wie vor in der quasi entgegengesetzten Ecke der Schachpartie, dem Endspiel. Hier hebt sich das Programm schon seit Jahren mit seinen von Meyer-Kahlen hauseigen adaptierten «Shredderbases» hervor, einer 6-Steiner-Datenbank, welche ebenfalls GUI-integrativ den sofortigen Online-Zugriff erlaubt. (Demnächst soll es auch alle 6-Steiner als Shredderbases im Shredder-eigenen, platzsparenden Format geben, wobei nicht die Wege zum Matt aus der jeweiligen Stellung, sondern nur Gewinn, Verlust oder Remis gespeichert werden, womit der Abruf um ein vielfaches schneller als bei herkömmlichen Verfahren sein wird). Die Shredderbases für die 3-, 4- und 5-Steiner sind bei Shredder 12 bereits im Kaufpreis inbegriffen und stehen auf der Homepage zum Download bereit.

Lese-Hilfe via Mauszeiger

Shredder 12_Diagramm-Feature

Sofort-Diagramm nach Maus-Bewegung: Das attraktive neue Feature in Shredder 12

Was fällt sonst noch auf am Outfit des aktuellsten Shredders? Am augenfälligsten ist sicher ein brandneues Feature: Erstmals zeigt das Interface auf jeder Zug-Notation am Bildschirm ein kleines Stellungs-Fenster, ausgelöst durch bloßes Mit-der-Maus-darauf-zeigen. Man kann also erstmals auch als in der Schachschrift ungeübter Anfänger dem Großmeister Shredder beim «Denken» zusehen, nicht nur abstrakt mitlesen. Das funktioniert sogar im «Partie-Profil», Shredders graphischer Darstellung des Partie-Verlaufes. Hier mit der Maus entlangfahren lässt das ganze Game im Tipp-Tools-Fenster gleich Revue passieren. Ein innovatives Shredder-Feature, das mit einiger Sicherheit früher oder später bei den Konkurrenz-GUIs ebenfalls erscheinen wird…

Deutliche Steigerung der Spielstärke

Und was hat denn Shredder 12 nun in Sachen Spielstärke zu bieten? Bis jetzt verzeichnete diesbezüglich noch jede neue Shredder-Version eine (teils massive) Steigerung – grundlos ist das Programm nicht vielfacher Computerschach-Weltmeister. Und die jüngste Ausgabe macht da keine Ausnahme, auch wenn heutzutage, bei dem extrem hohen Stärke-Niveau der modernen Schachprogrammierung die einzelnen Performance-Sprünge nicht mehr wie früher im 150-Elo-Bereich realisiert werden können.

Für ein definitives Urteil über Shredder 12 hinsichtlich seiner «Kampfkraft» ist es momentan, ein paar Tage nach Erscheinen, noch zu früh. (Die weltweite User-Gemeinde arbeitet daran wie gewohnt auf Hochdruck – siehe hierzu die einschlägigen Testergebnisse). Der erste Trend im Engine-Engine-Turnierbetrieb ist aber mehr als vielversprechend: Die neue Version dürfte sich unter die Top-Drei der aktuellen Programm-Rankings spielen.

Vorgänger hinter sich gelassen

Wir haben außerdem die neue UCI-Engine auf ein paar besonders anspruchsvolle Schachstellungen angesetzt, welche weder von Shredders Vorgänger noch von den meisten anderen Engines kapiert werden:

Beispiel 1 (Zugzwang)

Shredder 12_Stellung1_Zugzwang

Während sehr viele Programme wie der sprichwörtliche Esel am Berg gerade vor dem berühmt-berüchtigten Problem «Zugzwang» stehen, leitet hier der neue Shredder in nullkommanix Sekunden das 14-zügige Matt ein:
1. Kf7!! Kd3 2. Lf5+ Kc3 3. Lc8 Kd3 4. Lxa6+ Kc3 5. Lc8 Kd3 6. Lf5+ Kc3 7. Ld7 Kd3 8. Lb5+ Kc3 9. Lxa4 Kd3 10. Lb5+ Kc3 11. Ke6 a4 12. Kd5 axb3 13. Lc4 bxc2 14. Se2 matt (Studie: Knudsen 1924)

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Beispiel 2 (Patt)

Shredder 12_Stellung2_Patt

Der elfte Shredder sah hier noch keinerlei Land, sein jüngerer Bruder hingegen beweist (auf schnellen Rechnern) schon nach rund einer halben Minute seinen Durchblick (auch dank seiner «Bases») in diesem für Schachprogramme sehr anspruchsvollen Turmendspiel:
1… Tf3+!! 2. Txf3 Tb5+ 3. Ke4 Te5+ 4. Kd4 Te4+ 5. Kd3 Te3+ remis (Studie: N.N.)

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Beispiel 3 (Initiative)

Shredder 12_Stellung3_Turmmanoever

Auch in Sachen Initiative dürfte Meyer-Kahlens aktuellstes Opus zugelegt haben. Botterills effizientes Turmmanöver (in einer FS-Partie gegen Prizant) stellt jedenfalls für Shredder kein Problem dar:
17. Ta2!! De7 18. Td2 Lb8 19. Dc2 Dc7 20. Lb2 Se7 21. Lc4 mit Angriff (Botterill-Prizant, CorrGame 1993)

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Beispiel 4 (Endspiel)

Shredder 12_Stellung4_Endspiel

Im Endspiel war und ist Shredder bekanntlich durchaus auch ohne Datenbanken sehr kompetent, und in dieser Turm&Läufer-Stellung hat der «Zwölfer» bald den Dreh raus:

50. Txd7+!! Kxd7 51. Lxb7 Txf2+ 52. Ke3 Ta2 53. Lxa6 Kc7 54. Lc4 (Binham-Rüfenacht, CorrGame 1991)

In manchen computerschachlichen Problemzonen ist Shredder 12 also deutlich besser geworden, in spezifischen Stellungen sogar stärker als fast die gesamte Konkurrenz. Und wer noch Shredders seit jeher beeindruckende Fähigkeit des «Memorierens», will heißen seine ausgeprägte Lernfähigkeit mittels ausgeklügeltem Hash-Management (Stichwort «Retroanalyse»), aber auch sein (leider noch zu wenig bekanntes) exklusives Feature «Endspiel-Orakel» (schon seit Version 5 dabei) auf die Plus-Waage legt, der kriegt auch mit dem neuesten Meyer-Kahlen-Produkt ein bewährt effizientes Analyse-Werkzeug in die Hände.

Fazit: Empfehlenswert

Shredder 12_Impressum

Das Impressum des neuen Programms

Kurzum, Shredder 12 ist vielleicht (zumal in seiner Graphik) nicht der ultimativ-unwiderstehliche Überflieger der gesamten Computerschach-Szene, und auch die Anzahl seiner Novitäten mag auf den ersten Blick nicht gar so beeindrucken.  Aber das brandneue Opus aus der Meyer-Kahlen-Werkstatt wird mit seiner technischen Stabilität, seinen durchdachten «Accessoires», seiner neuerlich gesteigerten Spielstärke und seiner umfangreichen Online-Integration definitiv die Herzen der «Könner und Kenner» höher schlagen lassen; der neue Shredder ist nicht nur für Sammler, sondern auch für Experten eine klare Kaufüberlegung wert. Nicht zufällig zählt das Produkt des Düsseldorfers zu den beliebtesten Schachprogrammen der ganzen Szene.

Nachfolgend eine schöne Angriffspartie des «Zwölfers» gegen die aktuelle Nummer Eins des Engine-Zirkus’ Rybka (5-moves-Book/DualCore-PC/PGN-Format):

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[Event “15Min/Engine”]
[Site “DualCore”]
[Date “2009.10.12”]
[Round “?”]
[White “Deep Shredder 12”]
[Black “Rybka 3”]
[Result “1-0”]
[ECO “D18”]
[PlyCount “77”]

1. c4 Nf6 2. d4 c6 3. Nc3 d5 4. Nf3 dxc4 5. a4 Bf5 6. e3 e6 7. Bxc4 Nbd7 8. O-O  Bb4 9. Nh4 Bg4 10. f3 Bh5 11. g4 Nd5 12. Ng2 Bg6 13. Qb3 Qb6 14. Ne2 Qa5 15. h4  h5 16. e4 Ne7 17. g5 O-O-O 18. Bf4 Bh7 19. Rfd1 Ng6 20. Bg3 Nb6 21. Ne3 Nd7 22. Bd3 Bf8 23. Nc4 Qb4 24. Qc2 e5 25. a5 Nb8 26. dxe5 Na6 27. Kg2 Nc5 28. Nd6+  Bxd6 29. exd6 Nxd3 30. Qxd3 Rd7 31. a6 f6 32. Ra3 Bg8 33. axb7+ Qxb7 34. Rda1  Qb8 35. Qc3 Ne5 36. Bxe5 fxe5 37. Ra6 Bf7 38. Qxc6+ Kd8 39. Qc5 1-0

Stefan Meyer-Kahlen, Shredder 12, Schachprogramm, Download/Lizenz: www.shredderchess.de

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Die große Schach-Umfrage

Posted in Computer-Schach, Schach, Schach-Software, Umfragen by Walter Eigenmann on 4. Oktober 2009

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Schachspieler benützen welche Programme wie und wann?

Walter Eigenmann

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Computer-Schach-Geschichte

Von Konrad Zuses «Z3»-Maschine über den Tischcomputer-Veteran «ChessChallenger» und den Kasparow-Bezwinger «Deep Blue» bis hin zur modern-handlichen Spitzen-Software: Die Computerschach-Geschichte ist ebenso wechselhaft wie faszinierend.

Die Geschichte der Schachcomputer bzw. des Computerschachs ist eine ebenso wechselhafte wie faszinierende. Am Anfang, im Jahre 1941, stand eine primitive, aber doch erste einsatzfähige, programmgesteuerte Rechenanlage von Konrad Zuse, und heute, fast 60 Jahre später, nennen die privaten Haushalte leistungsfähigste Multiprozessor-Rechner ihr eigen, deren Schach-Software jeden Meisterspieler der Welt schlagen kann.
Seinen Traum vom «eigenen Großmeister zuhause», der sowohl als Sparringpartner als auch als Kommentator eigener Partien Tag und Nacht verfügbar ist, kann sich also heutzutage grundsätzlich jeder (und durchaus erschwinglich) erfüllen, und jüngere Vereinsspieler ohne mindestens ein Schachprogramm auf dem heimischen Rechner dürften – zumal in der westlichen Hemisphäre – überhaupt nicht mehr anzutreffen sein.
Doch mittlerweile haben die Anhänger des Königlichen Spiels die Qual der riesigen Auswahl. Ein ganzes Heer von Freeware- und kommerziellen Schachprogrammen («Programm» hier in der Bedeutung der sog. «Engine» verwendet, dem eigentlich rechnenden Herzstück von Schachsoftware) bzw. von entsprechenden grafischen Benutzeroberflächen (GUI) steht dem interessierten Schachfreund zur Verfügung.

Höchste Zeit also, mal genauer nachzufragen, welche Programme denn eigentlich aktuell so die Lieblinge auf den Rechnern der Caissa-Jünger weltweit sind, und zu welchen Zwecken diese Programme hauptsächlich genützt werden.

Je drei Antworten

Die nachfolgende einfache Umfrage richtet sich an jede/n Schachspieler/in, die/der sporadisch, regelmäßig oder ständig im privaten Rahmen mindestens ein Schachprogramm benützt. Es können in den ersten drei Rubriken jeweils max. drei Antworten angekreuzt werden, in der vierten eine. Selbstverständlich ist alles völlig anonym, es interessiert ausschließlich der statistische Aspekt, und das Ergebnis ist jederzeit einsehbar.
Da nicht nur in der internationalen Computerschach-Szene des Internets abgestimmt werden kann, sondern auch bei zahlreichen Schachvereinen direkt nachgefragt wird, darf schließlich das Endergebnis dieser Umfrage einige Repräsentanz für sich beanspruchen. Um ein möglichst umfangreiches Voting zu erreichen, würde es uns in diesem Zusammenhang natürlich freuen, wenn Sie die Abstimmung auch in Ihrem privaten Schachkreis bekanntmachten.

Abgstimmt werden kann zwei Monate lang (Oktober&November), eine Zusammenfassung der Ergebnisse wird hier veröffentlicht werden. –  Herzlichen Dank für Ihr Mitmachen! / Thanks for your voting!

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Die neue Schach-Studie (Urdruck)

Posted in Computer-Schach, Mihai Neghina, Peter Martan, Schach, Schach-Programme, Schach-Software, Schach-Studien by Walter Eigenmann on 1. Oktober 2009

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Dame im goldenen Käfig

Dr. Peter Martan

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Mihai Neghina

Studien-Autor Mihai Neghina

Am Anfang stand eine höchst verzwickte Schach-Aufgabe, erschienen in der Zeitschrift «Matplus», dann zitiert und analysiert in diversen einschlägigen Internet-Foren. Autor des interessanten Figuren-Werkes: der rumänische Software-Ingenieur Mihai Neghina.

Zwar war die Motivik seiner Studie einleuchtend: Damenblockade mit zwei Springern & Bauern sowie anschließendem Gewinn mittels Zugzwang. Doch je länger sich der Schreibende gemeinsam mit einer Schar weiterer Analysierenden und unter kräftigster Mithilfe von moderner Schach-Software in das wuchernde Variantengestrüpp vertiefte, umso deutlicher wurde, dass die ursprüngliche Fassung fehlerhaft war; sie enthielt eine ungewollte, wenngleich tiefverborgene Remis-Verteidigung. (Eine solche Studie wird in der Problem-Schach-Szene als «kaputt» bezeichnet.)

Die untenstehend publizierte Version ist eine minim geänderte, aber nun korrekte Fassung und darf darum füglich als eigentlicher Urdruck dieser Studie von Mihai Neghina angesehen werden.
Bemerkenswert ist, dass auch den zurzeit stärksten Computerprogrammen der «Durchblick» in dieser Stellung hoffnungslos versagt bleibt. Denn maßgeblicher Bestandteil der Stellung ist der «Zugzwang», an dem die ansonsten omnipotenten Schach-Engines noch immer schwächeln aufgrund ihrer sog. Forward-Pruning-Programmiertechniken mittels Nullmove, auf die sie einerseits angewiesen sind, um die (ihre enorme Spielstärke wesentlich ausmachenden) großen Zugtiefen zu erreichen, die andererseits aber in Ausnahmestellungen wie dieser immer wieder ihre entspr. Schwäche erbarmungslos aufdecken.
Es dürften also noch zwei oder drei Programm-Generationen ins Computer-Land ziehen, bevor solche Studien wie diese «Dame im goldenen Käfig» von Schachprogrammen zweifelsfrei reproduziert werden können. ■

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Weiß zieht und gewinnt

Neghina_Schachstudie

.© Mihai Neghina, Studie 2009, Urdruck Glarean Magazin
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1. Sd4!! Dg7+ 2. Kh3 Dxh6 3. Sf4 Kc8 [ 3…Kd7 4.Sde6 Dxe6+ 5.Sxe6 Kxe6 6.Kg4 Kxe5 7.Kg5+-]
4. Sde6 Kb7 5. h5 c5 [ 5…c6 6.Kg4 Kc8 7.Kf3 Kb7 8.Ke4 Kc8 9.b4 Kb8 10.Kd4 Kb7 11.a5;
5…Kc6 6.Kg4 b5 7.a5 b4 8.c4 Kb7 9.Kf3 c5 10.Ke4 Kc6 11.b3 Kd7 12.Kd5+-;
5…a5 6.Kg4 Kc6 7.c4 Kb7 8.Kf3 c6 9.Ke4 b5 10.cxb5 cxb5 11.b3 b4 12.Kd5 Kb6
13.Kd6 Kb7 14.Kc5 Ka6 15.Kc6 Ka7 16.Kb5+-] 6. Kg4 c4 [ 6…Kc6 7.Kf3 b5
8.a5 c4 ( 8…b4 9.c4+-) 9.Ke4 b4 10.Kd4 Kb5 11.Kd5 bxc3 12.bxc3 Kxa5
13.Kxc4 Kb6 ( 13…Ka4 14.Kd5+-) 14.Kb4 a5+ 15.Ka4 Ka6 16.c4 Kb6
17.c5+ Ka6 18.c6 Kb6 19.c7 Kb7 20.Kxa5+-] 7. Kf3 Kc6 8. Ke4 b5
9. axb5+ axb5
[ 9…Kxb5 10.Kd4 a5 11.Kd5 a4 12.Kd4 Kc6 13.Kxc4+-]
10.Kd4 Kb6 11.Kd5 Ka5 12.Kc5 Ka4 13.Kc6 Ka5 14.Kb7 b4 15.Kc6 bxc3
16.bxc3 Ka4 17.Kc5 Kb3 18.Kd4 Ka4 19.Kxc4 1-0

.(Analysen: Mihai Neghina & Peter Martan)

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PGN-File (Copy&Paste):

[Event “Studie (Glarean Magazin)”]
[Site “?”]
[Date “2009.10.01”]
[Round “?”]
[White “Weiss zieht und gewinnt”]
[Black “Copyright N.Mihai&P.Martan”]
[Result “1-0”]
[SetUp “1”]
[FEN “3k4/2pq3p/pp5R/4P3/P6P/2PN4/1PN3K1/8 w – -“]

1. Nd4 Qg7+ 2. Kh3 Qxh6 3. Nf4 Kc8 (3… Kd7 4. Nde6 Kc6
(4… Qxe6+ 5. Nxe6 Kxe6 6. Kg4 Kxe5 7. Kg5) (4… b5 5. a5
Kc6 6. h5 b4 7. c4 Kb7 8. Kg4 Kb8 9. Kf5 Kb7 10. Ke4 Kc6
11. b3 Kd7 12. Kd5) (4… c5 5. Kg3 Kc6 6. h5 a5 7. c4 Kd7
8. Kf3 Kc6 9. Ke4 Kb7 10. Kd5 Ka7 11. Kc6 Ka6 12. Kd6 Kb7
13. Kd7 Ka7 14. Kc7 Ka6 15. Kb8) (4… a5 5. h5 c6 6. Kg3
Kc8 7. Kf3 Kd7 8. Ke4 Kc8 9. c4 Kb8 10. Kd4 Ka7 11. c5 Ka6
12. Kc4 Ka7 13. cxb6+ Kxb6 14. Kd4 c5+ 15. Kd5 c4 16. Kxc4
Kc6 17. b4 axb4 18. Kxb4) 5. h5 b5 6. a5 Kd7 7. Kg3 c6
8. Kf3 Kc8 9. Ke4) 4. Nde6 Kb7 5. h5 c5 (5… c6 6. Kg3 Kc8
7. Kf3 Kb8 8. Ke4 a5 (8… Kb7 9. c4 Kb8 10. b4 Kc8 11. Kd4
Kb8 12. b5 Kb7 13. Ke4 a5 14. Kd4 cxb5 15. cxb5 Kc8 16. Ke4
Kb8 17. Kd5 Kb7 18. Kd6) 9. c4 Kc8 (9… Ka7 10. c5 bxc5
11. Kd3 Kb8 12. Kc4 Kc8 13. Kxc5) 10. Kd4 Kb7 11. c5 Ka7
12. Kc4 Ka6 13. cxb6 Kxb6 14. Kd4 c5+ 15. Kd5) (5… Kc6
6. Kg3 b5 7. a5 b4 8. c4 b3 9. Kf3 Kb7 10. Ke4 Kc8 11. Kd4)
(5… a5 6. Kg4 Kc6 7. c4 Kb7 8. Kf5 c6 9. Ke4 b5 10. axb5
cxb5 11. c5 Kc6 12. Kd4 a4 13. Kc3) 6. Kg4 c4 (6… Kc6
7. Kf3 b5 (7… a5 8. c4) (7… Kd7 8. Ke3 Kc6 9. Ke4)
8. a5 c4 9. Ke4 b4 10. Kd4 Kb5 11. Kd5 bxc3 12. bxc3 Kxa5
13. Kxc4) (6… Kc6 7. Kf3) 7. Kf5 Kc6 8. Ke4 b5 9. axb5+
axb5 (9… Kxb5 10. Kd4 a5 11. Kd5 a4 12. Kd4 Kc6 13. Kxc4)
10. Kd4 Kb6 11. Kd5 Ka5 12. Kc5 Ka6 13. Kc6 Ka5 14. Kb7 b4
15. Kc6 bxc3 16. bxc3 Ka4 17. Kc5 Kb3 18. Kd4 Kc2 19. Kxc4
1-0

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Neue «Opening Encyclopaedia» von Chessbase

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Fachmännische Betreuung eines riesigen Partien-Materials

Dr. Peter Martan

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Chessbase_Opening Encyclopaedia 2009_CoverErneut präsentiert Deutschlands bekanntester Schachsoftware-Produzent Chessbase eine aktuelle Ausgabe seiner traditionellen «Opening Encyclopaedia». Die mit knapp 100 Euro nicht eben billige DVD kommt wie gewohnt mit einer fulminanten Fülle (neuen) Materials daher.

Vorneweg ein kleiner Hinweis für User wie mich, die vor längerer Zeit die letzte Version des «ChessBase Readers» installiert haben: Die Datenbank lässt sich zwar ggf. mit einer alten Version starten, funktioniert aber evtl. trotzdem nicht fehlerfrei. Bei mir war es so, dass die Links zur Info und zu den alten Datenbanken Fehlermeldungen erzeugten; Erst nach Neuinstallation lief die Sache. Und noch ein Tip: Dass die Gebrauchsanleitung (abgesehen von den ersten Schritten der Installation, im Cover beschrieben) lediglich auf der DVD im Stammverzeichnis als «cb9readerGER.pdf» vorliegt, findet man auch nicht gleich heraus… Andererseits ist es natürlich komfortabel, die Datenbank auch von «Fritz» bzw. dem «ChessBase»-Datenbankprogramm aus starten zu können; dort hat man auch die volle Online-Hilfe-Unterstützung, welche im Reader nicht aktiv ist. Dessen Hauptvorteil gegenüber dem reinen Datenbankprogramm ist der Titel- und Informationstext, der gleichzeitig als Menüführung durch das gesamte Partienmaterial dient.

Imposante Geschwindigkeit der Suche

Das Blättern in dem nach Text, Partien, Spielern, Turnieren, Kommentatoren, Quellen, Mannschaften und Eröffnungen geordneten Material ist einem Browser ähnlich und intuitiv erfassbar. Mit entsprechenden «Schlüsseln» kann man dann noch nach Themen, taktischen und strategischen Motiven sowie nach Endspielen suchen. Dabei imponiert die Geschwindigkeit, mit der das riesige Material z.B. nach bestimmten Brettstellungen durchforstet wird – auf einem modernen Rechner nur wenige Minuten -, um nach bestimmten Brettstellungen zu suchen. Auf der DVD sind 4,4 GB, über 3,35 Millionen Partien, auf Festplatte installiert werden davon nur 30 MB. Dazu kommt, dass Statistiken blitzschnell erstellt werden, z.B. die Performance zweier beliebiger Kontrahenten.

Chessbase_Opening Encyclopaedia 2009_Rueckseite«Erfinder des modernen Schachs»

Um, was den Inhalt anbelangt, mit dem Ende anzufangen, weil es mir historisch so besonders gut gefallen hat: Unter dem Titel «Erfinder des modernen Schachs» geht Großmeister Curt Hansen, gleichsam als Anhang des Verzeichnisses, in zwei Teilen Fragen der Urheberschaft von Zügen in Eröffnungssystemen nach. Erstes Beispiel: Schwarzer Bauernvorstoß h7-h5 der Scheveninger/Paulsen-Variante im Sizilianer, wie ihn heutzutage z.B. Igor Miladinivoc verficht. Hansen bringt als für ihn erste Partie, «in welcher der Nachziehende in diesem modernen Aufbau offenbar recht genau wußte was er tat», aus der Schachgeschichte die Partie Yates-Bogoljubow (Moskau 1925), in der Schwarz 13… h5!? zog. Das Beispiel gefällt mir auch so, weil es Isaac Lipnitzky in seinem Buch «Fragen der modernen Schachtheorie» ebenfalls bringt. Offenbar war die Partie damals wirklich ebenso beachtet wie folgenreich, und so etwas ist natürlich schachhistorisch immer spannend zurückzuverfolgen. In nicht weniger als 80 Partiebeispielen wird die Entwicklung der Idee dann historisch weiterverfolgt und kommentiert. Im zweiten Teil erörtert Hansen dann noch umfangreicher und strategisch vielschichtig das Problem, wie sich das Motiv des Abtausches des Königs-Fianchettoläufers (Lg2/Lg7) gegen den Sc3/Sc6 entwickelt hat. Von den Anfängen des Läufer-Fianchettos, das ja um 1900 noch etwas Neues war und noch z.B von Richard Teichmann als «diese dumme Doppelloch-Eröffnung» bezeichnet wurde, bis hin zu der modernen Idee, diesen Läufer auch noch abzutauschen, ein weiter Weg… Ihm geht Hansen in 255 Partien nach – für schachistorisch Interessierte ein besonderer Leckerbissen.

Fachspezifische Betreuung aller Kapitel

Jedes Eröffnungssystem hat eine einleitende Beschreibung von einem anerkannten Fachmann des entsprechenden Themas, der das Material dem Kapitel zuordnet und kommentiert. Von Lubomir Ftacnik werden einige Kapitel besprochen. Willkürlich greife ich den Englischen Angriff des Sizilianers heraus. Ftacnik nennt eine Variante daraus nach Veselin Topalov, weil er nach seiner Partie gegen Peter Leko in San Luis 2005 «die theoretische Diskussion als amtierender Weltmeister eröffnete». (Anmerkung der Redaktion: zwar kam der Zug 9… Sd7 schon einmal in einer Fernpartie zwischen Vladimir Stancl und Jan Schwarz 2003 vor, fand aber damals offenbar nicht sonderlich Beachtung.) Ftacnik zeigt in 24 Partien, gespielt zwischen 2000 und 2006, dass in diesen Partien die Statistik von 55% für Schwarz in dieser Variante zu der Schlussfolgerung am Ende des Kapitels berechtigt: «Die Topalov-Variante ist hier um zu bleiben.» (Anmerkung d.Red.: Tatsächlich habe ich die fragliche Variante nach 2006 nur noch 10 mal in der Internationalen Meisterpraxis gefunden, alle 2007, davon ging allerdings nur noch eine für Schwarz aus,  vier mal gewann Weiß bei 5 Remis. Nach 2007 fand ich kein Beispiel mehr, offenbar ist es doch wieder etwas stiller geworden darum.)

Lubomir FtacnikHochkarätige Kommentatoren

Erst recht kann man in wenig gespielten Eröffnungssystemen keine Vollständigkeit des Variantenbaumes erwarten. Z.B. erörtern Alexander Bangiev und Peter Leisebein sehr schön meine geliebte Larsen-Eröffnung anhand von 107 Partien, von denen zehn kommentiert sind. Dass sie alle aber nur ein einziges Abspiel bis zum 5.Zug dokumentieren, tut dem System zuviel Abbruch. Man muss sich dabei allerdings vor Augen halten, dass selbst eine derartig große Sammlung von Partien unmöglich ein wirklich komplettes Nachschlagewerk der gesamten Schachtheorie sein kann, sondern immer nur einen mehr oder weniger repräsentativen Querschnitt bieten kann. Außerdem kann man natürlich mit «Fritz» oder «ChessBase» die Datenbank von der DVD auf Festplatte installieren, um dort dann Partien hinzufügen. Dass die ganze Datenbank sowohl im «Reader» als auch in «Fritz» als Eröffnungsbuch im Chessbase-eigenen ctg-Format verwendbar ist, muss gar nicht eigens erwähnt werden für Fans, ist aber natürlich ein mächtiges Feature, das die Vielseitigkeit der Formate ausmacht: Eröffnungsbücher zu erstellen und zu editieren hat ebenso große Nützlichkeit für die meisten Hobby- und Profi-Spieler wie die Möglichkeit, kommentierte Partien platzsparend abzuspeichern.

Fazit: In dieser Schach-Enzyklopädie findet sich nicht nur eine sehr große und relevante Partiensammlung, sondern auch deren historisch exakte Aufbereitung – notabene von hochklassigen Kommentatoren: Anand (262 Partien), Bangiev (1614!), Marin (457), Kasparov (48)oder Kramnik (59) sind nur einige besonders klingende Namen. Was diese Autoren als Schachspieler zu sagen haben, findet man wohl in keinem einzelnen Lehrbuch derart umfangreich und schon gar nicht in dieser Funktionalität eines elektronischen Nachschlagwerkes.

Chessbase: Opening Encyclopaedia 2009, DVD-ROM (inklusive deutsche Version des Eröffnungslexikons 2009)

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Screenshots: «Opening Encyclopaedia» 2009 (Chessbase)

Screenshot1

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Screenshot2

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Screenshot3

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