Drei Gedichte von Susanne Rasser
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Richtungsweisend
Atem schöpfen, die Schultern
ausrichten. Den Kopf, den Blick
nicht senken.
Die schlechten Karten
wie Trümpfe auf den Tisch
legen. Abstoßen.
Aufstehen. Die Sohlen vom Boden
lösen, den Schritt
abfedern. Und dann,
immer den eigenen Füßen
nach, sie zeigen unverwandt
nach vorn.
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Erstes Abendmahl
Nimm dir ein Herz,
gern auch meins,
fasse Fuß
im Mut.
Gib dem Zweifel
keinen Brösel
von dem Brot,
das ich buk,
das du nun
für uns brichst.
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Bankrotterklärung, abgerissen
Kein Haus. Kein Baum. Kein Kind.
Keinem Staat und auch der Kirche nicht.
Null Dienstbarkeitsgefühl. Kaum Machtgelüste.
Zig Träume in den Sand der Welt gesetzt.
Mal da, mal dort, mal schwer vermittelbar.
Gelebt: geliebt. Gelacht. Genossen.
Manch‘ Scherbe in den Fuß getreten,
somit aus dem Weg geräumt.
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Geb. 1965, lebt als Autorin von Lyrik, Erzählungen und Drehbüchern in Rauris/A
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Klaus Merz: «Unerwarteter Verlauf» (Gedichte)
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Lyrik vom Feinsten
Susanne Rasser
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In wenigen Worten alles sagen, aufs Wesentliche konzentriert. Fokussiert. Unaufgeregt. Nah bei sich. Nah an den Menschen. Doch dabei immer auf jenen Abstand bedacht, der Freiraum bietet, der ein Miteinander erst möglich macht.
Dem Schweizer Autor Klaus Merz gelingt genau das. Seit vielen Jahren schon. Und er stellt es mit seinem Lyrikband «Unerwarteter Verlauf» erneut unter Beweis, dass er ein Meister der punktgenauen Schnörkellosigkeit ist.
Der aus dem schweizerische Aarau stammende und in Unterkulm lebende Lyriker und Prosaschriftsteller gehört zu den Längst-Etablierten, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Basler Lyrikpreis und den Friedrich-Hölderlin-Preis (beide 2012). Zudem ehrt der Innsbrucker Haymon Verlag seinen Hausautor mit einer Werkausgabe, die seit 2011 im Halbjahresrhythmus erscheint und insgesamt sieben Bände umfassen soll.

Der Schweizer Autor Klaus Merz stellt es mit seinem Lyrikband «Unerwarteter Verlauf» erneut unter Beweis, dass er ein Meister der punktgenauen Schnörkellosigkeit ist.
Klaus Merz gehört zu den bedächtigen, sehr gesetzten Autoren. Das Laute, Aufgebauschte ist seine Sache nicht. Und weil das Sich-Vergewissern etwas mit Gewissen zu tun hat, schaut er sehr genau hin, sortiert mit Bedacht und setzt auf ein menschliches Maß.
Merz gewährt uns mit seiner Lyrik Einblick in eine Welt, die frei ist von Trubel, Kraftmeierei und Trendgeschrei:
Wir drücken die Stirn / ans Fensterglas und / spenden leise Applaus. ■
Klaus Merz: Unerwarteter Verlauf – Gedichte, mit Vignetten von Heinz Egger, 80 Seiten, Haymon Verlag, ISBN 978-3-7099-7093-5
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Geb. 1965, lebt als Autorin von Lyrik, Erzählungen und Drehbüchern in Rauris/A
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