Glarean Magazin

Tania Schlie: «Frauen am Meer»

Posted in Buch-Rezension, Literatur, Rezensionen, Sigrid Grün, Tania Schlie by Walter Eigenmann on 22. April 2010

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Sinnlich-fröhlich-nüchtern-düster-verträumte Impressionen

Sigrid Grün

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Das Umschlagsbild (Frank Weston Bensons «Sommer» von 1909) und der Entstehungszeitraum der meisten Bilder in Tania Schlies «Frauen am Meer» legen es nahe: Dieser schöne Bildband enthält vor allem Werke des Impressionismus. Die Farben sind das primäre Gestaltungsmittel, die Künstler malten <pleinair> – unter freiem Himmel –, das natürliche Licht spielte eine wichtige Rolle. Neben Werken von bekannten Impressionisten wie Auguste Renoir und natürlich auch Claude Monet findet man allerdings auch unbekanntere Künstler, wie z.B. Benson. Aber auch andere Stile und Epochen spielen eine Rolle. Picasso, Munch und Beckmann sind ebenso vertreten wie Salvador Dali, Frida Kahlo oder Henri Matisse. Unbekanntere Maler, wie z.B. der US-amerikanische Realist Winslow Homer oder William Henry Margetson werden entsprechend gewürdigt. Die Autorin Tania Schlie hat eine abwechslungsreiche und ausgesprochen gelungene Mischung zusammengestellt, die das Thema in sämtlichen Facetten ausleuchtet.

Die Bilder sind sinnlich, fröhlich, nüchtern, düster oder verträumt. Darin spiegeln sich auch die vielfältigen Betrachtungsweisen des Meeres. Im Mittelpunkt steht hier stets die besondere Beziehung zwischen Frauen und dem Meer. Dieses Verhältnis ist nämlich ein gänzlich anderes, als das zwischen Männern und dem Meer. Während das Meer bei Männern eher mit Macht und Kampf assoziiert wird, schätzen Frauen die Stille und die Weite. Sie halten sich gerne alleine oder gemeinsam mit anderen Frauen am Meeressaum auf, während Männer eher auf hoher See zu finden sind. Diese besondere Beziehung wird bereits im Vorwort von Elke Heidenreich aufgegriffen.

Franz Marc: «Frau im Wind am Meer»

«Frauen am Meer» ist auch ein sehr persönliches Buch. Die Autorin ist selbst eine große Liebhaberin des Meeres – und das spürt man als Leser und Betrachter auch. Elke Heidenreich erläutert im Vorwort ebenfalls ihre persönliche Beziehung zum Meer. Bei beiden Frauen, Schlie und Heidenreich, spielen Kindheitserinnerungen ans Meer eine entscheidende Rolle.

Die Autorin gliedert das Buch in verschiedene Kapitel, in denen die unterschiedlichen Facetten des Meeres zum Ausdruck kommen. So geht es zum Beispiel um den «Meeressaum als Ort der Besinnung» oder um die «Verheißungen des Meeres». Es geht um die «heilende Kraft des Meeres» und um die Wehmut, um das «Meer als Beruf» (auch für Frauen!) und um das Meer als «Ort der Mythologie. Bald wird klar, dass mit dem Meer die unterschiedlichsten Emotionen verknüpft sind. Dies wird auch durch die Texte betont. Tania Schlies Band enthält nämlich nicht nur Bildbeschreibungen, sondern auch zahlreiche Zitate. In Gedichten, Romanen, Briefen u.v.m. spielt das Thema «Frauen am Meer» eine wichtige Rolle.
Die sorgfältig ausgewählten Zitate und die herrlich unverkopften, eher intuitiven Bildbeschreibungen ergänzen die zahlreichen Abbildungen hervorragend. Auch die Druckqualität und Aufmachung des Buches lassen keine Wünsche offen.

Tania Schlie (*1961)

Das Buch richtet sich nicht an den vornehmlich kunsthistorisch Interessierten, sondern eher an den passionierten Laien, der in der Betrachtung inspirierender Bilder schwelgen und poetische Texte lesen möchte. Es ist ein klassischer Geschenkband, der die Sehnsucht nach dem Meer vorübergehend stillen oder auch erst recht entfachen kann. Auf alle Fälle vermag es dem/r lesenden Betrachter/in viele schöne Stunden zu schenken. ■

Tania Schlie, Frauen am Meer, Bildband (Mit einem Vorwort von Elke Heidenreich), Thiele Verlag, 160 Seiten, ISBN 978-3851790986

Leseproben

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