Sommer-Tanka (7)
.
Als ich mich erhob,
Staatsgeschäfte zu versehn,
weil die Pflicht mich rief,
spürte ich des Tages Glut
und des Sommers Schwüle kaum.
.
.
.
.
Sommer-Tanka (6)
.
Sieh, mein Garten ist
ganz in Mondenglanz getaucht –
Kuckuck, komm herbei,
wenn ein fühlend Herz du hast,
komm und singe mir ein Lied!
.
Otomo no Fumimochi (8. Jh.)
.
.
.
Sommer-Tanka (5)
.
In den Bäumen weht
kühl der Wind; der Sonne Licht
durch die Bäume blinkt;
plötzlich fühl’ ich selbst den Wunsch,
auch ein grüner Baum zu sein!
.
Maeda Yugure (1883-1951)
.
Sommer-Tanka (4)
.
Dass ich immer noch
läse bei der Lampe Schein,
hatte ich gemeint,
als das fahle Morgenlicht
schon mein Buch erbleichen ließ.
.
Kagawa Kageki (1768-1843)
.
.
.
Themen-Links
Gedichte über den Sommer – Sommer, Sonne – Juni-Gedicht – Japanische Lyrik – Morgenlicht und Sternenwächter – Hildegard von Bingen – Salon Litteraire – Melancholie im Sommer – Sommer in Japan – An Li-Tai-Bo
.
.
.
Sommer-Tanka (3)
.
Als ich von dem Berg
heimging, da geleitet’ mich
heim der volle Mond;
als ich dann, mein Tor im Zaun
öffnend, in den Garten trat,
trat der Mond mit mir herein!
.
Okuma Kotomichi (1798-1848)
.
.
.
.
.
.
Sommer-Tanka (2)
.
Tiefes Dunkel liegt
auf dem abendlichen Teich.
Nur an einem Fleck,
wo ein Karpfen sich bewegt,
glänzt das Wasser silberhell.
.
Ota Mizuho (1876-1955)
.
.
.
.
Sommer-Tanka (1)
.
O wie wunderbar
spannt der blaue Himmel sich
über Land und Meer –
Ach, ich wollt’, es wär mein Herz
auch so groß und weit und rein!
.
Kaiser Meiji (1852-1912)
.
.
.
Frühlings-Tanka (6)
.
Ja, nun ist sie mein,
Yasumiko wurde mein,
die für jeden Mann
stets als unerreichbar galt –
Yasumiko wurde mein!.
.
Fujiwara no Kamatari (614-669)
.
.
.
Frühlings-Tanka (5)
.
Dass sie an die Welt,
die so unbeständig ist,
nicht gefesselt sei’n,
bläst der güt’ge Frühlingswind
alle Kirschblüten fort!
.
Saigyō Hōshi (1118-1190)
.
.
Frühlings-Tanka (04)
.
Auch in diesem Jahr
hab’ ich’s wiederum erlebt,
wie die Kirschen blühn –
Es ist doch ein rechtes Glück,
lebend auf der Welt zu sein!
.
Motoori Norinaga (1730-1801)
.
.
Frühlings-Tanka (03)
.
Frei und sorgenlos
fliegen sie von Ast zu Ast
und von Baum zu Baum –
Meines Gartens Vögel sind
glücklicher, als ich es bin!
.
Onoe Shibafune (19. Jh.)
.
.
Frühlings-Tanka (02)
.
Weil die Nachtigall
eine süße Stimme hat
und so gerne singt,
sitzt sie jetzt im Käfig fest –
Ja, so geht es auf der Welt!
.
Nomura Bôtô (1806-67)
(Ü: Coudenhove)
.
.
Frühlings-Tanka (01)
.
Selbst die Nachtigall,
die am Frühlingsberge irrt
durch den Nebeldunst,
ist verwirrter nicht als ich,
den die Liebe ganz verstört!
.
Kakinomoto no Hitomaro / 8. Jh.
(Ü: Coudenhove)
.
.
Berg-Gedichte (9)
Wie das Bambusgras
auf dem Berg im Winde rauscht!
Ach, wie wird mir bang,
denk’ ich an die Liebste mein,
die zu Hause meiner harrt –
_____________________
Hitomaro (8.Jh.)
(Ü: Coudenhove)
.
.
Berg-Gedichte (8)
.
Als im Frühling ich
abends in das stille Dorf
in den Bergen kam,
klang der Abendglocken Ton,
fielen Kirschenblüten dicht.
____________________________
Nô-in (10. Jh.)
.
.
Berg-Gedichte (7)
.
Unversehens hat
nun der Regen aufgehört;
überm Feld von Raps,
in der Abensonne Glanz,
türmt sich hoch der Fuji-Berg!
_____________________
Yoda Shûhô (1885-1943)
(Ü: Coudenhove)
Tanka & Haiku von Wolfgang Luley
.
.
Spurlos verschwunden –
Geschenke zu Weihnachten
füllen kein Schweigen.
In der Luft liegt Zimthauch und
auf dem Tisch dein Abschiedsbrief.
.
.
.
Federballgefühl –
die erschöpfte Partnerin
lauscht am Kopfkissen.
.
.
Ach, Eisprinzessin,
du verziehst keine Miene,
trotz verpatzter Kür.
Du Vollprofi! Selbst im Bett
gibt`s nur noch Vorstellungen.
.
.
..
________________________
Geb. 1975 in Mannheim; Japanische Lyrik; Ernste und heitere Kurzprosa; Mitglied des Bundesverbandes junger Autorinnen und Autoren
.
.
.
leave a comment