Glarean Magazin

Gedicht des Tages

Posted in Gedicht des Tages, Literatur, Lyrik, Torquato Tasso by Walter Eigenmann on 2. Dezember 2007

 

Sonett 

Im Winter meines Lebens, wenn schon weiß
Von Reif und Schnee mein Haar ist, wenn die Tage,
Die leuchtenden, getrübt von grauer Plage
Mir fliehn im oft erneuten Jahreskreis:

Beredt wird immer noch mein Rühmen, heiß
Die Liebe bleiben, die zu dir ich trage,
Daß nie ein Frost den Brand zu tilgen wage,
Den ich im Herzen ewig lodern weiß.

Im Sumpf ein Kreischen – hörst du so mein Lied? …
An deines Flusses Ufern will ich stehen,
Ein Schwan, der singt, weil seine Stunde droht.

Und wie man Flammen, die zur Neige gehen,
Ein letztesmal noch höher flackern sieht,
So glüht mein Herz noch auf – dann kommt der Tod.
                                                                                    (Thun-Hohenstein)

Torquato Tasso (1544-1595)

torquato-tasso.jpg

Folgen

Erhalte jeden neuen Beitrag in deinen Posteingang.

Schließe dich 102 Followern an