Guido Rohms gestammelte Notizen

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Möbiusschleife

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Wortdemonstration

Sitze. Starre. Blinzle. So kann man nicht arbeiten. SO NICHT! Da lärmt einer, ein Arbeiter, der sich auf unserem Dachboden an etwas zu schaffen macht. Steine fallen. Es poltert. Es holpert. Da stolpert der Arbeiter, während ich hier schreiben soll. Mich konzentrieren. Auf das Selbst soll man sich richten. Einen Gedanken fassen. Am Schwanz packen, den Gedanken durch den Raum, dann auf das Papier schleudern. Ich schreibe nicht auf Papier. Ich tippe. Direkt ins Gerät hinein. Bin ein Maschinendichter, ein Hau-rein-Texter, der nun, bei dem Lärm über seinem Kopf, nicht arbeiten kann. Keinen klaren Gedanken kann ich fassen. So kann ich nicht arbeiten. Der dort oben arbeitet am Dach, am Himmel, der reißt Steine aus einer Wand, die den Dachboden so uneinsehbar machte. Es geht um eine klare Sicht, die mir fehlt, weil in meinem Kopf eine Mauer thront. Mein Kopf wird von einer Mauer durchzogen. Die Mauer müsste eingerissen werden. Jetzt. Sofort. Ich könnte den Arbeiter bitten, mir beim Abtragen der Kopfmauer behilflich zu sein. Der könnte in meinen Kopf steigen, die Steine aus dem Kopf reißen, sie aus meinem Ohr werfen. Aber der Arbeiter wütet noch immer über mir, lässt keine Gedanken zu, nur Worte, die ich nun tippe, die ich hier in das virtuelle Papier packe; in Watte wird hier nichts gepackt, dies soll nur dem Abtrag meiner Wut hilfreich sein. Meine Wut will ich abtragen, will sie schichten Stein für Stein. Meine ganze Wut auf einen großen Haufen packen. Ein Wuthaufen. Ein Kothaufen. So ein Wuthaufen erinnert an einen Kothaufen. Aber das interessiert den Arbeiter droben auf dem Dachboden nicht, der Stein für Stein die Mauer abträgt, der keine Ahnung hat, nicht von mir und nicht von meinem Wuthaufen, nicht von meinen Wortsteinen, die ich nehme, die ich Ihnen hiermit um die Ohren schlage. Weh tun sollen die. Schmerzen sollen die. Wutsteine, die ich werfe, weil ich mich hier und jetzt auf meiner eigenen Demonstration befinde, die allmählich außer Kontrolle gerät, die ich auflösen muss, damit nichts Schlimmeres geschieht, ich muss Übergriffe verhindern. Ich will nicht übergreifen, nicht nach oben greifen, dem Arbeiter an die Gurgel gehen, auch will ich nicht von meinen Lesern bedroht werden. Der dort oben tut doch nur seine Arbeit, denke ich. Er arbeitet. Ich versuche es auch. Ich demonstriere. Ich demontiere. Die Worte. Die Zeit. Einfach alles. Ich entsende ein paar Streifenwagen. So geht das nicht weiter. Die Mannschaftswagen der Polizei tauchen auf. Mit quietschenden Reifen. Sie lösen mich auf. Sie lösen die Menge in meinem Kopf auf. Sie schicken die Wortmenge in meinem Kopf nach Hause. Wie? Wo? Was? Die Worte sind entrüstet. Sie beschweren sich. Wir sind doch hier zuhause, wir bleiben hier, wir wohnen hier. Ach, was für ein Unsinn, ruft einer der Polizisten, schon verhaftet er das erste Worte. Das Wort wird in Gewahrsam genommen. Das Wort muss ins Gefängnis. Das Wort, so erklärt der Polizist, kann sich hiermit als verhaftet begreifen. Nicht doch. Ich mache die Polizei auf die Arbeiten auf dem Dachboden aufmerksam. Da sei eine andere Polizei zuständig, erklärt man mir. Die Polizei setzt Tränengas ein. Ich muss weinen. Ich muss schließen. Die Worte versiegen. Die Worte rinnen die Straße hinab. Ich kann sie gar nicht mehr sehen. Sie sind fort. Ich werde auf sie warten. Hier. Sie werden kommen. Sie werden mich überfallen. Bestimmt. Die Hoffnung muss sein. Die Hoffnung muss bleiben. Der Lärm auf dem Dachboden endet. Stille.

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Scherbengesichter. Zersplittert.

Nur eine Tasche. Noch diese. Keine andere. Diese Marke. Die besitzt sie. Noch nicht. Sie atmet. Tief. Tiefer. Sie saugt die Luft ein. Leder. Waren. Sie spürt sich nicht. Das Geschäft. Das schon. Ihre Hand fährt. Sanft wie über einen Männerrücken. Jörg. Manuel. Andreas. Hatte sie noch nicht. Sie erschreckt. Ein solcher Name. Den man häufig antrifft. Das Leder ist glatt. Gespannt. Poliert. Sie könnte sich darin spiegeln. Ein wenig. Licht. Die Hand verharrt. Andreas. Es muss einen gegeben haben. Kann ich Ihnen helfen? Sie blickt auf. Der Verkäufer. Sie will den Kopf schütteln. Nein. Mir ist nicht zu helfen. Das sagt sie nicht. Sie überlegt. Wirkt verwirrt. Reiß dich zusammen. Denkt sie. Die Hand noch auf der Tasche. Diese eine Tasche. Die müsste es schon noch sein. Dann ginge es besser. Eine Weile. Eine kleine Weile. Das Leben ist ein zerbrochener Spiegel. Sie will sich in den Einzelteilen sehen. Entdecken. Das Leben besteht aus kleinen Augenblicken. Eine kleine Weile. Noch eine kleine Weile. Jedes Stück will mit Leben gefüllt sein. Mit einer Bewegung. Mit einer Hand. Mit einem Fuß. Mit einem Blinzeln. Einer Träne. Einem Kuss. Sie will nicht. Jetzt nicht. Nicht an Küsse denken. Doch nicht hier. In einem Laden. Die Hand auf einer Tasche. Leder. Der Rücken eines Mannes. Kein Mann. Der Verkäufer ist ein Mann. Ohne Geld. Der kann die kleinen Augenblicke nicht füllen. Doch. Dummes Kind. Mit einem Kuss. Einer Schuppe, die aus dem Haar fällt. Und dann? Fällt das Haar. Haar für Haar. Kein Haar mehr. Ein Mann mit Glatze. Beate. Die findet das sexy. Bruce Willis. Sie nicht. Sie sieht sich keine Filme an. Keine Filme. Doch manchmal. Walt Disney. Eine Prinzessin. Das ist sie. Eine Prinzessin. Steht hier. Ist alles in Ordnung? War sie das? War das der Verkäufer? Sollte sie verwirrt sein? Aufblicken. Den Blick weg von der Tasche. Dem Verkäufer ins Gesicht blicken. Tief ins Gesicht. Nein. Das Gesicht kann nicht glatt sein. Nicht so glatt wie das Leder. Sie wird sich im Gesicht nicht spiegeln können. Das konnte sie noch nie. Darum geht es doch. Sich entdecken. Sich spiegeln können. Sich entdecken. Also bleibt sie stehen. Ruhig. Saugt die Luft ein. Leder. Gemischt nun mit einem Parfüm. Kenne ich doch! Habe ich Vater geschickt. Weihnachten. Letztes Jahr. Das Jahr davor. Sie weiß das Jahr nicht. Es ist von. Sie formt einen Namen. Klein. Nein. Der Verkäufer. Das war er. Warum? Wie kann er? Einfach so. Doch. Das Parfüm ist von Klein. Vater. Sie hat es nie an ihm gerochen. Nie. Nie. Wie Vater jetzt aussieht? Ob er eine Glatze hat? Ob die Haare gefallen sind? Sie atmet die Gedanken fort. Sie streicht die Gedanken aus ihrem Kopf. Sie streicht über das Leder. Diese eine noch. Keine andere mehr. Für die reicht mein Geld. Ohne die muss ich sterben. Der Preis. Sie sieht das Schild. Teuer. Zu teuer. Die Welt ist nicht für arme Teufel. Für die Reichen. Sie ist nicht reich. Sie ist hier, weil sie spürt, dass diese Tasche ihr zusteht. Die da. Sie möchten die Tasche kaufen? Ja. Sie hat es gesagt. Sie kann das Lächeln spüren. Diese Verzerrung im Gesicht des Verkäufers. Breit, breiter. Bald schon wird das Gesicht reißen. Die Haut wird fallen. Ein Totenkopf. Der ist es. Der lächelt sie an. Sie atmet schneller. Sie will sich nicht aufregen. Sie spürt das Zittern. Eine Welle. Sie rollt. Unaufhaltsam. Die Welle wird ihren Körper erfassen. Nicht hier. Nicht jetzt. Schweiß. Nicht schwitzen. Keinen Tropfen verlieren. Bleib stark. Raus. Sie muss raus. Kann sich die Tasche nicht leisten. Mir ist. Was ist mit Ihnen? Mir ist. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser? Nein. Ich muss. Sie stürmt. Seltsam ausladende Schritte. Sie springt über einen Fluss. Von Stein zu Stein. Das sind die Scherben ihres Lebens. Teile davon. Sie muss vorsichtig sein. Sie darf nicht fallen. Nicht stürzen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nie! Sie ist draußen. Steht in der Passage. Geschäft an Geschäft. Scherbe an Scherbe. Gesichter hetzen vorüber. Scherbengesichter. Zersplittert. Nasen. Ohren. Münder. Eine Durchsage. Oder die Stimme Gottes. Gott spricht. Von einem Sonderangebot im Untergeschoss. Gurken. Gott verstummt. Sie taumelt ans Geländer. Hält sich fest. Ganz fest. Nicht nachlassen. Umklammern. Das Metall spüren. Rund. Groß. Kalt. Ein Männerschwanz. Sie muss sich erinnern. Da gab es einen. Vater. Nein. Den sah sie nie. Auch nicht nackt. Ich habe meine Eltern nie nackt gesehen. Meine Eltern haben keine Haut. Ihre Haut besteht aus Kleidern. Aus Hosen und Socken und Pullovern und Jacken. Meine Eltern. Sie hält sich am Metallschwanz fest. Sie hängt mit der Hand an einem Schwanz. Denkt an ihre Eltern. Die Welle. Das Wasser in ihr hat sich beruhigt. Sie könnte lachen, weil das alles hier lächerlich ist. Ihr Leben. Sie lebt in einer Passage. Geschäft an Geschäft. Gesicht an Gesicht. Alle wollen verkaufen. Also könnte sie springen. Nein. Man stirbt nicht. Höher. Sie müsste höher steigen. Auf einen Wolkenkratzer. Gott ist zurück. Gott meldet sich. Wieder preist Gott ein Sonderangebot an. Gehet hin und kaufet. Frieden. Es gibt ihn. Sie hat ihn gespürt. Oft schon. An der Oberfläche einer Tasche. Im Glanz, den solche Taschen verströmen. Das Licht spiegelt sich darin. Weich. So weich. Man möchte mit einer solchen Tasche schlafen. Sie in sich spüren. Sie. Die Tasche. Das Geländer. Das Einkaufszentrum ist aufgeladen. Sexuelle Energien. Überall. Glück. So fühlt sich das Glück an. Sie schwitzt. Auf ihrer Oberlippe perlen Tropfen. Schweißtropfen. Sie wischt sich den Bart fort. Wie ein Kind. Ein Schokoladenbart. Wie ein kleines Kind, also kichert sie. Kichert. Hält den Schwanz des Obergeschosses. Atmet alles fort. Schließt die Augen. Konzentriert sich. Sieht sich. Am Tisch. An diesem Tisch im Wohnzimmer. Mutter und Vater sind nicht da. Sind im Schlafzimmer. Streiten. Sie kann sie hören. Schleicht sich nicht bis an die Tür. Bleibt sitzen. Ein gehorsames Kind. Sie öffnet die Augen. Besser. Es geht ihr besser. Ein kleiner Schwächeanfall. Sie geht. Schlendert. Spiegelt sich in den Scheiben. Sie spaziert durch die Auslagen. Sie ist eine Tote. Dort im Glas kann sie es sehen. Jetzt versteht sie. Jetzt begreift sie. Sie geht in den nächsten Laden. Taschen. Schon wieder Taschen. Leder. Sie atmet die Gerüche ein. Atmet das Leben ein. Sie hält die Luft an. Berührt eine Tasche. Eine nächste Tasche. Sie streicht über das Leder wie über einen Männerrücken. Sie spürt Hitze. Fieber. Sie lebt. Jetzt. Diesen einen kleinen Augenblick lang. Sie sitzt auf einer Scherbe. Niemand ist eine Insel. Jeder ist eine Scherbe. Nicht rühren. Nicht bewegen. Nicht fallen. Es kann funktionieren, wenn man das Gleichgewicht behält. Die Luft. Sie hält sie in ihren Backen. Sie dehnt die Zeit. Sie ist ganz bei sich. Hier. Jetzt. Diese eine Tasche. Nur diese. Keine andere. Diese Marke. Die besitzt sie. Noch nicht.

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Der perfekte Schriftsteller

Alle seien sie Lügner. Das erklärt er. Grinst in die Runde. Streicht sich eine goldene Haarsträhne aus der Stirn. Niemand hört ihn. Er kann mit seinen Gedanken sprechen. Das hat ihn ein tibetischer Mönch gelehrt. Das wissen die hier nicht. Die wissen eh nichts von ihm, von seinen Geheimaufträgen, von seinem Privatjet, seinem Segelboot, kein Segelboot, lacht er in Gedanken auf, es ist eine Yacht, wie man noch keine gesehen hat. Ausgestattet mit bekannten wie auch mit unbekannten (noch geheimen) Navigationssystemen.
Wenn er Urlaub hat, dann fliegt er nicht einfach in den Süden, wie all die anderen hier in dieser Runde, sondern dann rettet er ein bisschen die Welt. So wie Indiana Jones im Kino, würde er jetzt gerne laut sagen, lässt es aber, dampft es nur mit seinen Gedanken in den Raum hinein.
Ein Lügner sei er, sagen die Leute, er würde sich nicht waschen, er würde stehlen; auch betrunken wäre er oft. Darüber kann er nur lachen.
Er zündet sich eine Zigarette an, die hat er von einem Scheich bekommen, teure Zigaretten, die er in eine billige Packung quetschte, damit der Neid die Neider nicht völlig um den Verstand bringt.
Früher sei er anders gewesen, aber dann irgendwann, so erzählen die Leute, die für ihn nur Narren sind, da sei er aus dem Ruder gelaufen.
Er kann über all die Verdächtigungen, die Falschaussagen, nur lächeln, denn er hat alles, was man sich ersinnen kann. Seine neue Freundin ist ein Topmodel, er hat in seinem Keller das so lange vermisste Bernsteinzimmer, Wein trinkt er aus dem Heiligen Gral, warum sollte er sich, bei seinen Beziehungen, mit weniger zufrieden geben.
Und natürlich sind sie hinter ihm her, denn einer wie er, der hat stets Gegner. Sie stellen ihm Fallen. Behaupten, er würde stehlen, und dies nur, weil sie ihn einmal an der Jacke eines Kollegen erwischten, an der er sich festhielt, stürzte er doch unglücklich gegen die Schranktür, die sich dann öffnete; seine Hand hielt sich am Sakko, denn sonst wäre er ja gestürzt. Anschließend log der Sakkobesitzer, warf ihm vor, Geld gestohlen zu haben. Eine dreiste Unterstellung, die er empört von sich wies.
Denn einer wie er, der hat es nicht nötig zu stehlen, der verfüge über mehr Geldkoffer, so erklärte er stumm seiner erzürnten Gemeinde, als es Koffer überhaupt auf der Welt gäbe.

Ich sehe ihn an. Ich betrachte ihn. Er ist es. Der Messias. Der perfekte Schriftsteller, einer, der in seinen Fantasien, die für andere Lügen sind, verschwunden ist. Als könne er meine Gedanken lesen (und bestimmt glaubt er auch daran), hebt er den Kopf und lächelt mich an.
Jetzt muss er dies alles nur noch zu Papier bringen, muss es mit Worten bändigen. Die Worte müssen ihm zu einer Peitsche werden, die er den erstaunten Ideen präsentiert.
Aber für ihn sind es keine Ideen, er schwimmt in einem Reich aus abertausend Realitäten.
Was denkt der da, denkt er jetzt über mich. Und Schriftsteller, so sinnt er weiter, bin ich eh. Schrieb unter vielen Namen, da ich ein Unsterblicher bin.
Wieder einmal rückt die Menge von ihm ab. Sie könnten ihn nicht riechen. Er könnte sich jetzt unsichtbar machen. Das macht er aber nicht. Er sitzt das aus. In diesem Augenblick steht er es aus.
Das, was sie als Gestank bezeichnen, ist der Duft der großen weiten Welt. Einer wie er, der war immer gerade unterwegs. Tiger zähmen, Wale reiten. Irgendetwas gibt es stets zu tun.
Wissend nicke ich ihm zu, ihm, dem perfekten Schriftsteller, der alle Eitelkeiten hinter sich gelassen hat, der nicht einmal mehr schreiben muss, um sich als Dichter zu betrachten. Seine Romane, die schreibt er im Kopf. Ganze Bände hat er inzwischen schon gefüllt. Ein solches Werk wird niemals mehr geschrieben werden.
Einsamkeit unterstellen sie ihm. Dabei unterhält er ein Harem in den eigenen vier Wänden, die, so böse Zungen, von Schimmel befallen wären.
Er kann darüber nur lachen. Ich lache mit ihm, denn ich weiß um seine Kraft, um seine poetische Begabung, die ihn heute Nacht wieder einmal bis nach Moskau tragen wird.
Ja, denkt er mir zu, du weißt es.
Schreib weiter an deinen Büchern der Stille, denke ich zurück. Ich verlasse den Raum. Nicht wirklich natürlich, denn so etwas wie Füße benötigen wir nicht.

(Erschienen bei Faust-Kultur)

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Mit Gesang geht alles leichter

10 Stunden Freude und Gesang!

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Sonntag, 10. Juni: Überlegungen zu Japan und zur Realität

Ich bin noch nie in Japan gewesen, anderswo ja auch nicht. Aber ausgerechnet Bilder von Japan – auch wenn man das nicht so sagen kann, weil das keine Bilder von Japan waren, denn dann wäre Japan eine Person, die sie mir übergeben hätte -, mit denen konnte ich am Sonntagmorgen gar nichts anfangen.
Die Bilder, die ja nur Ausschnitte irgendwelcher Gegenden in Japan darstellen, überforderten mich. Ganz betäubt saß ich da, und dachte, da werde ich nie hinkommen, bestimmt nicht zu dieser Hütte hier; und dann ließ ich meinen Finger über das Bild von der Hütte fahren, um so wenigstens mal in Kontakt mit einem Bild von Japan gekommen zu sein.
Die japanische Hütte hat sich wie die Oberfläche eines Bildschirms angefühlt, weil es ja die Oberfläche meines Bildschirms war.
Wenn man die Realität mit seinen Fingern berührt, dann kann es sein, dass man sich einen Schieber holt, oder man rennt sich eine Beule in den Kopf, oder schlimmer noch, man bekommt Herpes.
Alles möglich. Die Realität ist nicht ohne, und man muss davor warnen, denn schließlich kommt einer zu Tode und dann heißt es, hätte ihn ja mal einer warnen können.
Also: REALITÄT kann tödlich sein.
Ich denke, jetzt ist es klar und deutlich ausgesprochen.

DAS IST KEIN FOTO VON JAPAN, SONDERN VON MEINEM ASCHENBECHER, DER UNBEDINGT AUSGELEERT WERDEN MÜSSTE

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Die Sorgen der Killer

Die Sorgen der Killer und die Faust-Kultur!

»Verstörung ist das Wort schlechthin bei dieser Sammlung von Miniaturen, die nicht einfach zu lesen sind – und doch faszinierend.«

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Ende

PROLOG

– Womit würdest du beginnen wollen?
– Mit dem Ende.
– Warum mit dem Ende?
– Weil dort alles begann.
– War es dein Ende? Oder war es das Ende von …
– Nicht mein Ende, sonst könnte ich jetzt nicht erzählen. Mein Ende kam später und zieht sich so lange, dass es noch währt.
– Es war also sein Ende?
– Wen meinst du?
– Den, der unter deinen Händen starb.
– Ja, mit seinem Ende beginnt es.
– Was beginnt?
– Mit seinem Ende begann mein Ende.
– Du bist am Ende?
– Nein, eher im Ende, es dauer ja noch an.
– Und wenn es endet?
– Dann ist es zu Ende.
– Das Ende könnte ein neuer Anfang sein.
– Ja, der Anfang vom Ende, weil alles irgendwann endet.
– Und das Ende?
– Das Ende endet nicht. Es ist der Anfang eines gedehnten gleichförmigen Nichts.
– Das Ende kann kein Nichts sein. Das Ende ist etwas.
– Und was?
– Das Ende von etwas.
– Wir drehen uns im Kreis.
– Tun wir das nicht immer?
– Ja, und wenn wir uns glücklich fühlen, dann nennen wir es Tanz.
– Wie nennen wir es heute?
– Kreis.
– Und was bleibt?
– Nichts.
– Geht nicht. Das Nichts kann nicht bleiben, denn dann ist etwas da.
– Kreis. Wir drehen uns im Kreis.
– Drücken wir es anders aus: Wir tanzen.
– Ja, damit könnte es beginnen, mit einem Tanz.

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Juli Zeh

„Die Vorstellung, einen Satz gleich ins Netz zu schreiben, also mit einem Knall an unendlich viele Menschen zu adressieren, finde ich zugleich erschreckend und befreiend.“ Juli Zeh

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