Sie streicht sich eine fettige Haarsträhne aus dem Gesicht. Zündet sich die nächste Selbstgedrehte an. Sie greift nach der Flasche. Trinkt. Flucht. Sie redet unaufhörlich vor sich hin.
„Ficken, sie wollen immer nur ficken, als ob ich eine verfluchte Riesenmöse für ihre ganzen Schwänze wäre, ich will das nicht mehr, aber ich will doch auch nicht alleine sein, ich will das nicht mehr, aber sie wollen immer nur ficken, ficken, ficken …“
Sie rülpst. Zieht verzweifelt an der Zigarette. Das Bier. Die Zigarette. Dann wieder das Bier.
Sie greift unbeholfen nach der Fernbedienung. Schaltet den Fernseher ein. Eine Talkshow. Das lenkt sie ab. Sie hört den Sorgen fremder Menschen zu.
Was für ein Pack, denkt sie. Was für Assos.
Die Zigarette fällt zu Boden. Sie greift danach. Stößt sich mit dem Kopf am Tisch. Flucht. Hebt die Zigarette auf. Drückt sie im Aschenbacher aus. Greift nach dem Tabakbeutel. Es klingelt. Sie schreckt zusammen.
„Das wird wieder einer von diesen Arschlöchern sein“, murmelt sie.
Sie drückt sich umständlich nach oben. Sie geht an der Küche vorüber. Denkt darüber nach, sich ein Messer zu greifen.
„Man sollte diese Schweine einfach abstechen.“
Sie kommt an der Tür an. Lehnt sich seitlich an die Wand. Verschnauft. Sie ringt nach Atem. Drückt den Türöffner. Öffnet die Türe. Lauscht in den Flur hinein. Versucht den Kerl, der sie heute ficken will, an seinen Schritten zu erkennen. Wer ist es? Adrian? Fred? Conrad? Sammy? Vielleicht dieser verfluchte Araber, der sich dann mit traurigen Augen nach Hause zu seiner Frau stiehlt.
Sie hört nichts. Sie ist irritiert. Tritt in den Hausflur hinaus. Lehnt sich über das Geländer.
Nichts! Das ist niemand.
Das kann doch nicht sein, denkt sie.
Sie ruft.
„Hallo!“
Keine Antwort. Keine Schritte.
„Diese beschissenen Kinder“, schimpft sie.
Sie geht in die Wohnung zurück. Versetzt der Tür einen Tritt. Schlurft ins Wohnzimmer zurück. Setzt sich vor den Fernseher. Sie dreht sich eine Zigarette.
„Die wollen immer nur ficken …“, murmelt sie.
Sie fühlt sich müde. Erschöpft. Alleine. Sie lehnt sich für einen kurzen Moment nach hinten. Sie wischt sich eine Träne aus dem Auge.
Es klingelt wieder. Sie lächelt. Sie steht auf. Rasch. Ohne zu zögern.
Endlich, denkt sie.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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