16. Juli 2010, Der Autor als Unruhestifter, 5.48 Uhr

Kaffee, Zigarette, im Hintergrund lamentierende Vögel, die sich über irgendetwas nicht einig werden können; neben mir ein Becher Kaffee, überhaupt, vielleicht sollte ich einmal meinen Arbeitsplatz beschreiben, diesen Eckschreibtisch, der sich in die Ecke des Raumes quetscht, als hätte er vor etwas angst, der aber (da frage man nur Seraphe) voll und ganz Kommandozentrale und Mittelpunkt des täglichen Lebens ist. Rechts neben dem Bildschirm eine schlanke, hochgewachsene Lampe, ein Designersahnestück, einst von meiner Mutter geschenkt, die uns gestern auch einen Besuch abstattete, die ich aber, vertieft in Geschriebenes, kaum beachtete, was sie mir mit dem Satz verzieh: „Ich kenne ihn doch.“ Links von der Lampe Bilder von Kind 4 und mir, da war sie noch um einiges kleiner, und ja, jetzt höre ich mich auch schon solche Sätze sagen wie: „Gott, wie die Zeit vergeht.“ Dann liegen da noch diverse Bücher, auch die eigenen, da fällt mir ein, gestern traf der neue Paul Auster ein, ich bin schon gespannt. Neben den Büchern ruht der Drucker im Halbschlaf, immer nur im Halbschlaf, so ein Druckerleben ist nicht einfach. Und dann liegt da noch Krimskrams, lauter Kleinigkeiten, die sich so angesammelt haben, die man irgendwann wegräumen will, aber noch behaupten sie sich.

Textem hat „Fleisch“ nun auf der Hauptseite verlinkt, das erste Kapitel, wird Gustav doch auch die anderen Kapitel einzeln annoncieren; ein spannendes Unternehmen.

Schrieb im Krimiblog einen Kommentar, den ich bereits in der Pathologie veröffentlichte. Mehr gibt es da eigentlich nicht zu sagen. Seraphe war sich unsicher, riet mir ab, weil der Autor sich da nicht einmischen sollte; ich sehe dies anders, ganz und gar, weil ich meinen Mund erst halten werde, wenn genügend frisch aufgeworfener Erde über mir thront. Der Autor sollte sich einmischen, die meisten mischen sich viel zu wenig ein, sie sollten die Literatur wieder an sich reißen. Ich sehe es vor mir, eine Revolution, die Autoren stürmen die Verlagshäuser, die Buchhandelsketten, sie … Dies ist nur eine Phantasie, vielleicht guter Stoff für eine Miniatur.

Seraphe ist aufgestanden, sie sitzt in der Küche und liest, ich werde mir noch Kaffee holen, eine Zigarette rauchen und dann …

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