Taschenlampe

Weil Seraphe ein Geräusch gehört hat, packt ihre linke Hand mich am rechten Arm, sie rüttelt mich aus einem Traum, der sich mit einer Taschenlampe beschäftige, die ich nicht hatte, aber so dringend benötigt hätte, um den Geheimnissen in einem Keller auf die Spur zu kommen, so aber kroch ich auf allen Vieren durch den Keller, ohne sagen zu können, warum ich dort unten die Dunkelheit wie ein Hund durchschnüffelte, aber, so beruhige ich mich, nachdem Seraphe mich geweckt hat, es ist ja nur ein Traum, da kommen die seltsamsten Dinge drin vor, auch Autoren im dunklen Keller auf allen Vieren,

da ist etwas, sagt sie zu mir, ich hebe den Kopf, wo, was, ich stammele die Worte, spucke sie aus, hebe den Kopf, starre durch die offene Balkontür ins Halbdunkel der Nacht, unten im Keller, sagt Seraphe, ich habe etwas gehört, ein Geräusch, und was soll ich jetzt machen, du sollst nachsehen, klar, klar, murmele ich und schiebe mich aus der Decke, die wie ein Kokon um mich herum gewickelt war, stehe da und strecke mich, nimm die Taschenlampe, sagt Seraphe, und wo ist die, keine Ahnung, antwortet sie, du müsstest sie haben, ich habe sie aber nicht, ich muss an meinen Traum denken, wie seltsam, wie beunruhigend, sich plötzlich so nah am eigenen Traum zu sehen,

also greife ich nach dem Morgenmantel, streife ihn mir über und gehe durch die Wohnung, die ich im Dunkel belasse, damit meine Augen sich daran gewöhnen, damit ich vielleicht doch etwas im Keller entdecken kann, aber besser wäre es natürlich, ich würde nichts entdecken, höchstens ein Tier, eine Ratte, die sich verirrt hat, ich öffne die Tür, leite mich am Geländer nach unten, dort sind schon die letzten Stufen, Hallo, ist da wer, ich lausche, nichts zu hören, kein Geräusch, du musst dich geirrt haben, rufe ich nach oben, ohne sicher zu sein, ob Seraphe mich gehört hat, sie muss mich gehört haben, denn ihre Ohren haben ja auch die vermeintlichen Geräusche hier unten wahrgenommen,

also laufe ich weiter, öffne die Tür zur Waschküche, ich könnte Licht machen, aber das würde mich nur blenden, daher lasse ich es aus, wenn ich doch nur eine Taschenlampe hätte, denke ich, schließe die Tür wieder, gehe zur nächsten, öffne sie, der Heizungskeller, das vertraute Brummen der Anlage, da ist nichts denke ich, noch den letzten Raum, den eigentlichen Kellerraum, der vollgestopft ist mit Dosen, Fahrrädern, einem alten Fernseher,

ich öffne, rufe ein Hallo hinein, da tönt es zurück,

hier,

ich zucke zusammen, so bekommt man Herzanfälle, das denke ich nicht, ich zittere einfach nur, ich renne die Treppen nach oben, hin zu Seraphe, mit einem Satz ins Bett, was war, fragt sie, nichts, nichts, ich schlage die Decke über meinen Kopf, schließe die Augen, um zu schlafen, einzig Seraphe lässt mich nicht, sie zupft mir die Decke vom Gesicht, sieht mich an, was war dort, fragt sie,

nur eine Stimme, sage ich, nur eine Stimme, nichts weiter.

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