29. Juli 2010, Den Schleier durchbrechen, 7.35 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Kam gerade vom Balkon. Mein Blick schweifte über die Dächer, die sich im Dunst behaupten wollen, die gefangen sind in einem Schleier aus Nebel und Regen, einem Schleier, der trotzig eine gewisse Beständigkeit an den Tag legen will. Ich hoffe, sein Wille wird in den nächsten Stunden durch die Verhöre der Sonne gebrochen.

Seraphe, noch schlafend, sich vergrabend unter der Decke, beugte sich für einen Moment zu mir.
„Schlaf doch noch“, flüsterte sie.
Ich winkte ab.
„Bin wach“, flüsterte ich zurück.
Schlüpfte rasch in Hose und T-Shirt, drüber eine Jacke, weil es kühl ist. Schlich auf Zehenspitzen in die Küche, schaltete die Kaffeemaschine ein, die stets und immer schon am Abend zuvor von mir gefüllt wird, wäre ich in den ersten Minuten des neuen Tages doch überhaupt nicht fähig, mich auf Kaffeepulver und Filtertüte zu konzentrieren.
Ich fuhr den Rechner hoch, tappte auf den Balkon, die erste Zigarette im Schnabel, die Augen noch halb geschlossen und den Gedanken nachhängend, die zu denken wären, aber noch unbedacht im Nebel des Morgens kleben.
Dann rief ich die Mails ab, da, da, da, nichts. Allerlei Unsinnigkeiten. Facebook. Dies und das.
Also öffnete ich eine Datei, weil mich Seraphe gestern durch den Zuruf des Wortes Polaroid auf die Idee zu einigen Texten brachte, die nun wie am Fließband entstehen, mal besser, mal schlechter, die aber in den Fertigungshallen meines Kopfes ihr Daseinsrecht lauthals behaupten.

Und noch während ich dies schreibe, steht plötzlich mein Feenwesen, die Muse Seraphe zu meiner Linken, mir einen Kuss auf den Mund hauchend. Sie weist mich darauf hin, ich würde doch keine Weste tragen, denn dies Wort stand noch vor einigen Sekunden statt der Jacke an obiger Stelle.
„Weste klingt nach einem alten Mann“, erklärte sie.
Also tauschte ich die Worte aus und nun steht statt Weste Jacke dort.
Ich bin doch kein alter Mann.
Wo war ich …?
Polaroid.
Erledigt!

Meine Kinder sind wieder fort, die Erbsenprinzessin und die zwei Prinzen. Wir waren in einer Art Freizeitpark, eher eine Halle mit allerlei Gerätschaften, die die Kinder mit hochroten Köpfen erkundeten. Seraphe und ich lasen, so gut es eben ging, die Kinder tauchten kurz auf, tranken und aßen etwas, dann trollten sie sich und tobten weiter in den Mäulern gigantischer Affen.

Zuhause stand plötzlich einer der Prinzen neben mir. Er streckte die Arme aus, ich nahm ihn, er drückte mich, stumm und voller Liebe. Wunderschöne, bittere Momente, die den Atem zum Stillstand bringen können.

Abends dann noch ein Film, der keine Worte verdient.

Leszek Skurski hat sich für heute Nachmittag angekündigt. Ihn treibe da eine Idee um, es gehe um eine Hexe, er bräuchte vielleicht den einen oder anderen Text von mir. Ich werde darüber berichten.

Trinke jetzt, die Freunde der Pathologie ahnen es bereits, noch eine Tasse Kaffee, rauche eine Zigarette und werde dann …

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