Der Widerstand (1)

Der Maler sei verschwunden, erklärten sie mir; sie schlugen mir umständlich auf die Schulter, lächelten mich unbeholfen an, ließen mir ein Zugticket kaufen und verfrachteten mich zum Bahnhof.
Dort stand ich dann, verloren inmitten meiner drei Koffer, die sie mir hatten packen lassen, weil ich viel zu sehr mit Erklärungen beschäftigt war, warum ich nicht reisen konnte. „Da wartet noch die eine oder andere Geschichte. Auch ein Roman.“
„Die können warten“, sagten sie und gaben der Sekretärin ein Zeichen und die Schlüssel zu meiner Wohnung.
Ich hätte mir gerne noch eine Zeitschrift gekauft, aber weil der Zug in wenigen Minuten abfahren sollte, mühte ich mich auf den Bahnsteig, zwischen den Lippen eine Zigarette, die ich noch im Raucherbereich entzünden wollte.
Schon brauste der Zug heran, viel zu früh, wie ich dachte, selbst auf die Bahn war kein Verlass mehr. Der Wind, den der Zug zur Seite schob, stob mir ins Gesicht, die Kippe fiel mir aus dem Mund, ich fluchte und wurde von einer älteren Dame zur Seite gedrängt, die mich böse musterte. Schon kreischten die Bremsen. Der Zug ruckte, kam zum Stehen. Ich schleppte meine Koffer zur nächsten Tür. Eine Gruppe grölender Fußballfans schob sich auf den Bahnsteig, die alte Dame von eben tauchte neben mir auf, drängte sich vor mich und nahm dann, nachdem die Fans sich ergossen hatten, die erste Stufe. Weil sie das Gleichgewicht zu verlieren drohte, drückte ich ihr meine Hand in den Rücken. Sie drehte den Kopf. „Ferkel“, zischte sie. Dann quälte sie sich in das Abteil, ging in den rechten Wagen, was mir Aufforderung war, mich in den zu meiner linken Seite zu verziehen. Die meisten Plätze waren zum Glück frei. Ich suchte mir einen Fensterplatz, verstaute die Koffer auf den umliegenden Sitzen, damit keine alten Frauen und auch sonst niemand auf die abwegige Idee kam, mir Gesellschaft leisten zu müssen. Dann saß ich endlich. Ich schnaufte wie eine altertümliche Dampflok, sehnte mich nach der verlorenen Zigarette und schloss die Augen, um ein wenig zu dösen, mindestens aber tagzuträumen.

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