Er war, sagt Simmenthal, ein Lügner, sagt Bach, einer, dem wir nicht trauen konnten, erklärt Feyerabend, weil er uns, sagt Simmenthal, ständig betrog, sagt Bach, aber natürlich wollten wir nicht, sagt Simmenthal, dass er sich umbringt, sagt Bach, denn schließlich sind wir ja keine Monster, erklärt Feyerabend, er hätte doch nur ein wenig ehrlicher sein müssen, sagt Simmenthal, er hätte uns von seinen Schulden erzählen sollen, sagt Bach, wir wussten doch eh davon, erklärt Feyerabend, aber was tat er, sagt Simmenthal, schwätzte uns die Ohren von seinem Reichtum voll, sagt Bach, dabei wusste doch jeder, wie es um den steht, erklärt Feyerabend, wir hätten ihn nicht ausgestoßen, sagt Simmenthal, wenn er nur mal die Wahrheit gesagt hätte, sagt Bach, seinen Tod wollte keiner, erklärt Feyerabend, aber tot ist, sagt Simmenthal, tot, sagt Bach, da kann man nichts mehr machen, erklärt Feyerabend, alles an ihm, sagt Simmenthal, war eine Lüge, sagt Bach, nicht mal seine Haarfarbe war echt, erklärt Feyerabend, der sich eine Zigarette anzündet und Bach und Simmenthal die offene Schachtel unter die Nasen hält, die das Angebot mit einem Blick nach rechts und links ablehnen, dann sehen sie alle für einen kurzen Augenblick zu dem Platz hin, an dem er immer stand, immer der gleiche Platz, sagt Simmenthal, wie ein Hund, sagt Bach, er war halt ein Gewohnheitstier, erklärt Feyerabend, und dann, sagt Bach, habt ihr das Spiel gestern Abend gesehen, ja, ja, sagt Simmenthal, nein, nein, sagt Feyerabend, während Bach an seiner Zigarette zieht und von dem Spiel erzählt und von dem Foul, das gar kein Foul war, es war eine dreckige Schwalbe, sagt Bach, keine Schwalbe, sagt Simmenthal, also diskutieren Bach und Simmenthal darüber, ob es nun ein Foul war oder nicht, sie haben den Toten bereits vergessen, nicht mal Feyerabend denkt noch an ihn, erst als ein Mercedes auf den Parkplatz biegt, denken sie wieder an ihn, das hat er ja, sagt Simmenthal, auch immer behauptet, sagt Bach, er hätte einen Mercedes, erklärt Feyerabend, dabei, sagt Simmenthal, fuhr er immer mit dem Bus, sagt Bach, verschuldet bis über beide Ohren, besaß aber laut eigener Aussage einen Mercedes und eine Yacht, erklärt Feyerabend, sie schütteln die Köpfe und schweigen und stellen sich seinen Körper vor, seinen Hals in der Schlinge, das ist doch, sagt Simmenthal, eine Zumutung, sagt Bach, sich einfach auf dem Dachboden zu erhängen, erklärt Feyerabend, der konnte nicht mal Rücksicht beim Sterben nehmen, sagt Simmenthal, die armen Kinder, die ihn gefunden haben, sagt Bach, Schweinerei, erklärt Feyerabend und zieht wieder an seiner Zigarette, sie schweigen, denken an das Spiel, an die Leiche auf dem Dachboden, wie wohl so ein Gehenkter aussieht, fragt Simmenthal, die anderen beiden heben die Schultern, das wissen wir auch nicht, sagen sie im Chor, dann sehen sie auf die Uhr, es ist, sagt Simmenthal, Zeit, sagt Bach, ja, die Arbeit ruft, erklärt Feyerabend, also setzen sie sich in Bewegung, aber natürlich wollten wir nicht, sagt Simmenthal, dass er sich umbringt, sagt Bach, denn schließlich sind wir ja keine Monster, erklärt Feyerabend, er hätte doch nur ein wenig ehrlicher sein müssen, sagt Simmenthal, ja, sagt Bach, ja, sagt Feyerabend, dann würde er jetzt vielleicht noch leben, sagt Simmenthal, sie gehen hinein, fahren mit dem Aufzug nach oben, Simmenthal und Bach denken an das Spiel, an das Foul, daran, ob es eine Schwalbe war oder keine, Simmenthal, Bach und Feyerabend treten aus dem Aufzug heraus, gehen zurück in ihre Büros, setzen sich an ihre Schreibtische, während es draußen zu regnen beginnt, sie erledigen ihre Arbeit, Simmenthal und Bach denken nicht mehr an das Spiel, nicht mehr an das Foul, nicht mehr daran, ob es eine Schwalbe war oder keine, nur Feyerabend denkt an das Spiel, weil er sich ärgert, es verpasst zu haben, weil er das Foul, das eine Schwalbe gewesen sein soll, nicht gesehen hat.
(Erschienen bei Die Veranda)