Kaffee, Zigarette, da sitze ich wieder, einen Kaffee, eine Zigarette, lustlos, ausgebrannt, frage mich, warum schreibe ich überhaupt noch, warum mache ich das, wo ist da die Freude, Kaffee, Zigarette, ich schlürfe einen Schluck von der heißen Brühe, denke in den Tag hinein, der vor mir liegt, ich müsste endlich wieder mal alles abschütteln, die Gedanken an die Verkäufe und an die Verlage und all die Dinge, die so notwendig beim Schreiben liegen, die aber einem, der es ernsthaft mit dem Schreiben meint, am Arsch vorbei gehen, Kaffee, Zigarette, und noch eine Lüge, denke ich, denn die Verlage und die Verkäufe interessieren dich schon, denn sonst würdest du ja nur für die Schublade schreiben, aber das machst du nicht, du schreibst gegen den Tod an, du willst was übrig lassen, da soll etwas weiter existieren, also nimmst du einen Schluck von deinem Kaffee und einen Zug von deiner Zigarette und schreibst weiter, ackerst dich weiter in Figuren ein, weil alles eine Erfindung ist, selbst du, der Autor ist eine Erfindung, was aber nicht weiter schlimm ist, denn um all die Lügen und all die Erfindungen geht es doch in der Literatur, die dich inzwischen krank macht, weil du nichts mehr findest, kein einziges Buch bereitet dir eine echte Freude, na, sagen wir, zwei drei Bücher gibt es schon, aber beim großen Rest wird dir schlecht, wird mir schlecht, haben Sie es bemerkt, wie ich langsam vom Ich zum Du gekommen bin, wie aus dem Text eine Erzählung wurde, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, aber ich wollte es doch einmal so nebenbei bemerken.
Das ist die kleine Morgendepression, die dann in die große Tagesdepression übergeht, die dann in Selbstzerfleischungen endet, in dem Gedanken, alles hinzuschmeißen, die Pathologie eh, aber auch die ganze Schreiberei, um einfach am Roman des eigenen Lebens weiter zu schreiben, wer weiß, die Seraphe würde sich freuen, vielleicht auch nicht, denn ohne die Schreiberei bin ich auch wieder unausstehlich.
Nehmen Sie doch nur mal einen Roman aus dem Regal. Lesen Sie ihn. Belanglos. Austauschbar. Scheiße. Die meisten Krimis kann man eh in die Toilettenschüssel feuern. Da ist der Held, der hat ein paar Probleme, aber die hat eh jeder, die werden angeschnitten wie ein Sahnekuchen, dann serviert und man soll noch glücklich dabei aussehen. Zum Kotzen! Die Literatur bleibt immer draußen, als hätte es die ganze Moderne nie gegeben, schreibt sie langweiliger denn je, sie feiert Beschreibungsorgien, da wird alles zu Tode beschrieben, weil die Verlage das wollen, fragen Sie nur mal bei Heyne nach, die prüfen einen Roman mit 130 Seiten gar nicht mehr, weil die nur noch die Schinken verkaufen, die entscheiden wie Metzger über die Literatur, je dicker der Brocken umso besser, weil die wissen, die Leser entscheiden so: Acht Euro für vierhundert Seiten, ja, das nehme ich.
Am Ende ist alles nur Lüge, nur Erfindung, also sollten Sie diesen Tageseintrag abtun als die Selbstinszenierung eines zornigen Irren, der sich bald wieder beruhigt.
Amen.