23. September, FEUER, 5.45 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Ich bin noch nicht ganz wach, zugegeben, aber ich muss etwas schreiben, will etwas für die Pathologie schreiben, obwohl ich gar keine Lust habe, obwohl ich gar nicht weiß, über was ich schreiben soll, aber ich will mir auch keinen Tag der Unterbrechung erlauben, denn die Pathologie soll ja ALLES aufzeigen, auch die Schwächen, meine Müdigkeit, das Kranke, die Pathologie soll keine Pause einlegen, denke ich mir, was für ein Schwachsinn, flüstere ich, die Pathologie hat gar keinen eigenen Willen, doch den hat sie, sagt eine fremde Stimme, denn da mischen sich immer mehr Stimmen ein, die Pathologie gehört dir nicht alleine, aber natürlich ist sie mir und wenn ich sie schließe, dann schließe ich sie eben, aber das will ich überhaupt nicht, das ist nur so ein Gedanke, der aus einem Moment der Müdigkeit und der Schwäche kommt, also überlege ich, was könnte ich schreiben, vielleicht über das FEUER, das es gestern dann doch nicht gab, zum Glück, würde Seraphe sagen, denn die Seraphe regte sich schrecklich auf, Rauch zog nämlich hinauf in die Trutzburg, schlich sich in die Wohnung, in unsere Nase, was ist das, fragte Seraphe, wir folgten der gelegten Rauchspur, tappten die Treppen nach unten, denn da war noch mehr Rauch, Massen an Rauch, wir hätten ein Geschäft mit Rauch aufmachen können, das kommt aus der Wohnung des Herrn P, sagte Seraphe, klopfte eine Nachbarin des Herrn P aus der Wohnung, Rauch, Rauch, riefen wir alle, klopften dann beim Herrn P, der uns lachend begrüßte, ja, ja, ich habe meinen Toast vergessen, der ist verbrannt, er kam gar nicht mehr aus dem Lachen heraus, der Herr P, der vergnügte sich, vielleicht war es auch nur die Unsicherheit, bestimmt sogar, vielleicht aber auch der Irrsinn, der Herr P ist alt und einsam und läuft den ganzen Tag in seinem Bademantel durch die Gegend, nicht schlimm, dachte ich, das machen manche Autoren auch, die Damen waren aufgeregt, der Herr P schloss lachend die Tür, drinnen lachte er sich noch von Zimmer zu Zimmer, dann war Ruhe, wir stiegen also wieder in die Trutzburg hinauf, malten uns kommende Ereignisse aus, einen Brand, der die Trutzburg zerstörte, sahen unseren Film weiter, während der Rauch sich einfach nicht verflüchtigen wollte, der mochte uns, dieser Rauch, der Rauch des Herrn P, ja, darüber könnte ich berichten, könnte es in die Pathologie stellen, und wenn Sie das nun lesen, dann wissen Sie, ich habe es auch getan, dann wissen Sie, wie gefährlich mein Leben manchmal ist, denn da gibt es die Müdigkeit und die Unlust und den Rauch.

Ich werde jetzt noch einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …

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