Kaffee, Zigarette, ich kränkel, da braut sich hinter der Schläfe ein Tornado zusammen, also gab mir die Seraphe zwei Schmerztabletten, die ich freudlos schluckte, um mich dann ins Bett zu packen, jetzt habe ich geschlafen, tief, fest, traumlos, und sitz schon wieder hier, manchmal habe ich das Gefühl allmählich an die Tastatur zu wachsen, da bilden sich bereits diese klebrigen Fäden an den Fingern, Mutationen, warum nicht, flanierte durchs Netz, traf auf diesen Schauspieler, das Gesicht kam mir bekannt vor, Walter Sittler, Oberpfeife der Gegner des Bauprojekts Stuttgart 21, ist nicht von mir, stand irgendwie, wenn auch anders formuliert, im Spiegelonlinebericht, da können Sie also gerne nachlesen, der Sittler musste sich vom CDU-Generalsekretär Thomas Strobl nun in Verbindung bringen lassen mit der Nazivergangenheit seines Vaters, das nenne ich mal eine richtig durchdachte Verunglimpfung, aber was will man von einem CDU-Generalsekretär auch schon erwarten, ganz bestimmt keine durchdachten Sätze, da fällt mir der Grass ein, der sich auch mal von seinem CDU-Prachtkerlchen hat angreifen lassen müssen, wie war das damals nur, da müsste mal jemand für mich recherchieren, Grass schämte sich irgendwie, hat er ja auch Grund für, dieses Mal schämte er sich für sein zum reinen Wirtschaftsstandort verkommenen Heimatland, worauf ein CDU-Herzchen etwas in der Art sagte, Grass habe sich mit einem solchen Satz endgültig aus den Reihen der Intellektuellen verbschiedet, fand ich lustig, vor allem, weil das CDU-Herzchen ihn aus einem Kreis verdammte, zu dem das CDU-Herzchen nie gehört hatte, man kennt diese Leute, die verstehen sich aufs Lautschreien und Ich-forder-noch-mehr-Geld-für-meine-eh-schon-schweinereichen-Kumpels, was soll man da erwarten, nix, Sie haben es erraten, kurze Pause, ich muss Kaffee holen, wo waren wir, beim Grass und beim Schämen, der sollte sich eher dafür schämen, einen solch GROSSARTIGEN Roman wie die „Blechtrommel“ zu schreiben, so macht man Leser süchtig, ich wurde süchtig, kaufte mir Roman auf Roman, die wurden immer schlechter, Gott, das nenne ich wirklich mal ein Drama, Baby, die waren nämlich KACKA, so, jetzt ist es draußen, liegt vielleicht am Tornado hinter der Schläfe, schieben Sie es auf die Krankheit, die sich unaufhaltsam wie ein ungebremster Güterzug durch meinen Körper bewegt, was hält die Welt der Deutschen eigentlich zusammen, gute Frage, die Politiker haben zumindest keine Ahnung davon, die sprechen noch immer von Einwanderung und Integration, dabei muss man sich mal bei Timothy Garden Ash klug lesen, dann weiß man, wir können kein Europa auf den Werten des Christentums aufbauen, wir müssen Kosmopoliten werden, ob wir nun wollen oder nicht, der Pakistani soll sich als Pakistani fühlen, aber auch als Teil eines weltoffenen Europa, das sich eben nicht vor seinen Sitten verschließt, zumindest wenn sie mit den Grundsätzen unserer Menschensicht konform gehen, heißt, Ehrenmorde und andere Unsitten müssen in der Wüste bleiben, nein, nicht einmal dort, denn solche Unsitten, die sich dem Jenseits zuneigen, haben in einer lebensbejahenden Gesellschaft einfach nichts verloren, jetzt schreibe ich mich tatsächlich um den Verstand, muss also doch krank sein, also rasch noch ein Kaffee, eine Zigarette und dann …
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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