Kaffee, Zigarette. Substanzen. In denen könnte was drin sein. Koffein! Nikotin! Einbalsamierungssubstanzen!? Wein? Eher nicht! Schneeflocken!
Hammett sah erschrocken auf. Ich erzählte es ihm. Zeigte ihm die Einträge der Blutgräfin und dann den Zettel von einem Typ namens A23H. Der hatte den Ploog ins Spiel gebracht. Also hatten wir einen elektrischen Reiter zu Ploog gesandt. Keine Ahnung, ob der bis zur Haustür kam. Draußen war eine Menge los. Ablenkungstiger! Die stampften den International Times Square auf und ab, patrollierten wie eine Brut geiler Engel auf der Suche nach einer heißen Nacht im Inferno-Tal. Ist eine alte Bruchbude, die auf Edelbordell macht.
Hammett knickte seinen Hut. Er bat mich noch um eine der fiesen Mega-Therion-Zigaretten. Ich wühlte eine aus meiner Tasche, die sich unergründlich anfühlte.
„Und jetzt?“, fragte ich ihn.
„Fahr ich rüber nach Seoul und check diesen A23H!“
„Aha!“
Hammett stampfte zweimal mit dem Fuß auf, ist eine Riesennummer, wenn man noch nicht dabei war. Im nächsten Augenblick war er fort. Ich schloss die Augen und hackte mich in sein Rechenzentrum.
Hammett tauchte in einer alten U-Bahn-Station im Süden der Stadt auf. Er sah sich um. Nicht viel los um diese Uhrzeit! Todeszeit! Die Spinner hängen jetzt alle in den Quatschbuden für die Perversen. Dürfen aber immer nur 23 in so eine Quatschbude.
23!
Da war die Zahl wieder.
Hammett dachte sich zu den 23ern rüber. Las sich das ALLES kurz durch.
Unsinn, sagte er.
Er nahm Anlauf, sprang über das Drehkreuz. Kam lächelnd und sicher mit beiden Füßen auf.
Ich saß als Penner in einer der Ecken. Hammett erkannte mich natürlich sofort!
„Was ist jetzt mit der 23?“, fragte ich ihn.
„Siehst du das Drehkreuz?“
„Die Welt ist voller Kreuze. Sie nagelten den First-User an ein Kreuz. Vielleicht sollten wir uns mehr um die Kreuze kümmern.“
Ein Windschuss feuerte durch die Tunnel. Erfasste uns. Hammett hielt sich den Hut. Dann kam die Bahn.
„Ich komme mit dir!“, sagte ich.
„Nix da!“
Hammett lächelte. Warf mich mit einer geübten Bewegung aus seinem Zentrum.
Da war ich dann wieder. Linste auf die Stadt runter. Blinke-Blinke-Lichter bis zum Horizont.
Kaffee, Zigarette. Mit denen beginnt jede Traumphase. Kaffee, Zigarette. Ich dachte kurz an Hammett. Dann schrieb ich über ihn.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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Guido Rohm, 36100 Petersberg E-Mail: HIERMeta
Drehkreuz ist ein schönes Wort. Shiasholl auch. So heisst Ubahn auf koreanisch.Arthur Fellig besuchte uns am Han river. Shiasholl-Drehkreuze suchte er vergebens. Die mussten aus einem älteren Film in seiner Grosshirnrinde vernarbt sein.Stattdessen schob er sein Ticket wie bei der Metro inen Schlitz & die zwei grossen roten Plastikwuerfel fielen wie von Zauberhand nach links & rechts in blinkende Edelstahlboxen.Sein Weg war frei. Doch er schreckte zurueck. Er fand augenblicklich keine Orientierung: alle Wegweiser sind in Hangeul verfasst.Er stand angewurzelt, drehte sich einen dieser fiesen Mega-Theriontabake in 23-Papier (6+6+6+2+3), rauchte, wo es illegal war. Damn, was heisst Kaffee auf koreanisch…
Ich sehe mich leider gezwungen, ein weiteres gelbes post-it anzuheften:
Dass Sie sich, Herr Rohm, mit Ihren zwei Sätzen „Linste auf die Stadt runter. Blinke-Blinke-Lichter bis zum Horizont.“ in Ploog hineinversetzen, der Zeit seines Lebens Lufthansapilot gewesen war, wird fuer Nichteingeweihte prima vista nicht ersichtlich. Ich sehe aber vorerst von einer einstweiligen Verfügung aus den bar gefällten Akten ab, da auch Ihre Gäste (Mister Fon) sich der Angelegenheit nur Unschuldigkeit mimend & ahnungslos mit Praejudiz naehern wollen ( und sie muessen sich nicht noch der Tora bemuehen, denn sie wissen nicht, was sie tun!)