Die Stadt ist durchtränkt vom Regen. Sie stinkt. Fault vor sich hin. Der Schimmel ist kaum noch aufzuhalten. Die Menschen husten sich über die Straße. Träumen wieder vom Schnee. Vom Sonnenlicht zu träumen, das wagt keiner. Zu lange war da nichts.
Endzeitprediger an allen Ecken.
„Wir kommen in die Hölle“ steht auf einem Stück Pappe. Noch kann man es lesen. Nicht mehr lange. Der Regen hat die Schrift abgewaschen.
Der Regen hat etwas gegen Botschaften.
Also ziehen sich die meisten Endzeitprediger unter Vordächer zurück. Sie stehen in den Einkaufspassagen. Ziehen von Geschoss zu Geschoss.
Junge Polizisten sind ständig auf der Suche nach ihnen.
Die älteren Kollegen haben aufgegeben. Sie stehen in Rudeln vor dem Kaffeeautomat.
„Was wollt ihr von denen. Lasst sie!“
„Sie wiegeln die Leute auf.“
„Die machen gar nichts. Idioten, denen langweilig ist.“
Sie beobachten den Regen, lauschen auf Schüsse aus der Spielzeugabteilung. Lächeln und schütteln die Köpfe.
„Wieder ein Prediger“, sagen sie.
Die Leichen werden im Hinterhof entsorgt. Man wirft sie auf den Müll zu den anderen Dingen. Da liegen sie. Mit aufgerissenen Mäulern. Zwischen verdorbenen Salatköpfen und einem von Maden übersäten Stück Fleisch.
Die Müllautos kommen vielleicht. Niemand weiß es genau.
Und dann entdeckt wieder mal ein verirrter Käufer die Leichen. Übergibt sich. Rennt schreiend durch das Einkaufszentrum.
Den muss man dann auch erschießen. Man könnte ihn auch beruhigen. Aber was soll der Geiz! Sie sparen Worte. Patronen haben sie genug.
Wenn einer von den Schreihälsen entkommt, taucht er meist einige Wochen später als Endzeitprediger auf. Die Zeiten sind gut für diesen Berufsstand.
Sie hatten noch nie so recht wie heute!
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
-
Kategorien
- Alfred Harth
- Anmerkungen
- Anzeigen
- Bücher
- Comic
- Deutsche Ikonen
- Die Beunruhigten
- Die Irrfahrten des Otto Seuse
- Filme
- Fleisch
- Fototagebuch
- Fremde Federn
- Fundbüro Clemens Setz
- Fundstücke
- Galerie
- Gastautoren
- Gedichte
- Kameraauge
- Kriminelles Tagebuch
- Kritik
- Kurzmeldungen
- Lesestoff
- Listen
- Logbuch
- Markus Michalek
- Miniaturen
- Narrenturm
- Noir
- Parallelpathologie
- Pathologie
- Poetische Essays
- Projekte
- Rückblicke
- Satiren
- Sätze
- Spielereien
- Veranstaltungen
- Vermischtes
- Wahnsinnsjournal
Archive
HAFTUNGSAUSSCHLUSS
Der Autor diese Weblogs erklärt hiermit ausdrücklich, dass zum Zeitpunkt der Linksetzung keine illegalen Inhalte auf den zu verlinkenden Seiten erkennbar waren. Auf die aktuelle und zukünftige Gestaltung, die Inhalte oder die Urheberschaft der gelinkten/verknüpften Seiten hat der Autor keinerlei Einfluss. Deshalb distanziert er sich hiermit ausdrücklich von allen Inhalten aller gelinkten /verknüpften Seiten, die nach der Linksetzung verändert wurden. Diese Feststellung gilt für alle innerhalb des eigenen Internetangebotes gesetzten Links und Verweise sowie für Fremdeinträge in vom Autor eingerichteten Gästebüchern, Diskussionsforen und Mailinglisten, insbesondere für Fremdeinträge innerhalb dieses Weblogs. Für illegale, fehlerhafte oder unvollständige Inhalte und insbesondere für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcherart dargebotener Informationen entstehen, haftet allein der Anbieter der Seite, auf welche verwiesen wurde, nicht derjenige, der über Links auf die jeweilige Veröffentlichung lediglich verweist.Impressum
Guido Rohm, 36100 Petersberg E-Mail: HIERMeta