Georg poltert, ja, was soll denn das, was stellst du dich denn so an, er sitzt am Tisch, er sitzt seiner Frau gegenüber, die sich erhebt, langsam und mit graziösen Bewegungen, als wolle sie nun ganz am Ende keinen Fehler mehr begehen, nur keinen Fehler machen, scheint ihr Haar zu sagen, das sie sich am Morgen hat frisieren lassen, Rot hat sie es sich färben lassen, der Georg war ja stets gegen die Färberei, nur keinen Fehler machen, scheinen ihre manikürten Fingernägel zu flüstern, die nun sacht über den kurzen Rock streichen, und Georg sieht hinter ihr her, Gott und Scheißdreck, das ist doch sein Weib, die ist ihm doch vom Herrgott und vom Schwiegervater an die Hand gegeben worden, über so einen kleinen Fehltritt, ruft der Georg, spricht man doch gar nicht, der mit seinem dicken Hintern den Stuhl nach hinten schiebt, um dem Weib zu folgen, die bisher doch so folgsam war, Miststück, entweicht es seinem Mund, groß und aufgerissen, schon steigt er die Treppen nach oben, er folgt seiner Frau, die bereits den Koffer packt, ja was soll denn das, sie sagt nichts, sie müht sich mit dem Koffer zur Treppe, sie sieht kurz auf, jetzt sagt sie doch etwas, die Karin, ruf doch die Karin an, die kann sich dein Gemecker anhören, die kann sich um deine Wäsche und schlechte Laune kümmern, ich will nicht mehr, aber, aber, stottert Georg, aber, aber das geht doch nicht, das hat doch nichts zu heißen, die Frau hat den Koffer vor der Treppe abgestellt, der Georg steht hinter ihr, er schäumt vor Wut, er brodelt, er kann es nicht glauben, kann nicht glauben, dass er ihr einen Schlag verpasst, der Koffer bleibt hier, schreit der Georg, während der Frauenkörper die Treppe hinab purzelt, hier, hier, hier, sagt der Georg, die Frau kommt irgendwie unten an, sie rührt sich nicht mehr, steh auf, sagt der Georg, er betrachtet seine Hand, die Frau, den Koffer, die Treppe, steh auf und pack den Koffer wieder aus, du gehst nirgendwo hin, der Georg steht am Treppengeländer, er hält sich fest, ihm wird übel, und alles nur wegen so einem kleinen Fehltritt, da verstehe mal einer die Welt, denkt der Georg, da verstehe mal einer die Frauen, und wer räumt die Frau nun weg, ich nicht, denkt Georg, ich nicht, er geht ins Schlafzimmer hinüber, er ruft die Karin an, er sagt ihr, sie müsse mal kommen, mal eben kommen, denn Arbeit warte hier auf sie, da läge etwas im Flur, das müssten sie fort räumen, der Georg legt auf, er schüttelt den Kopf, er fühlt sich müde, erschöpft, also legt er sich auf das Bett, der Georg, er ruht und wartet auf Karin, die den Flur dort unten reinigen muss, muss, denkt Georg und schließt die Augen.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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