Die Füße, die bringen mich irgendwann noch um, sagt die Bedienung, sie saugt eilig an ihrer Zigarette, sie legt die Zigarette in den Aschenbecher, sie wird die Zigarette dort vergessen, sie schlägt die Beine übereinander, sie lächelt hilflos in unser Kameraauge, ich mach das hier doch nur vorrübergehend, sagt sie, ich will nach London, ich will Schauspielerin werden, vielleicht auch eine Dichterin, ich mag Sylvia Plath, die kennen Sie doch, oder, das Kameraauge nickt leicht, die betrachtete Welt aber erschüttert ein Beben, ein Herr tritt an die Bedienung heran, würden Sie uns bitte die Karte bringen, die Bedienung lächelt ihn an, ja, mein Herr, sofort, sagt sie, ihr seht ja, sagt sie, ich muss arbeiten, ich habe keine Zeit, besucht mich doch mal später in London, jetzt muss ich für den Flug und die ersten Monate dort ackern, man braucht Geld, viel Geld, wieder tritt ein Herr heran, ein anderer Herr, der sich als Chef des Restaurants zu erkennen gibt, wir haben Sie nicht zum Rumsitzen eingestellt, ich komme ja schon, sagt die Bedienung, der Chef erblickt unser Kameraauge, was soll das überhaupt, fragt er, was tun Sie da, Sie können hier doch nicht einfach filmen, kennen sie diese Leute, fragt der Chef die Bedienung, die sind vom Fernsehen, erklärt die Bedienung, ach, lächelt der Chef, er bittet uns nach hinten in sein Büro, vom Fernsehen also, flötet er, wir gehen mit ihm, das Kameraauge blickt noch einmal kurz zurück, die Bedienung hoppst um einen Tisch herum, wir werden sie besuchen, wir werden nach ihr sehen, wie wird es ihr wohl in London ergehen, wir folgen dem Chef in sein Büro, setzen Sie sich doch, sagt er, könnten wir vielleicht, der Chef räuspert sich, die Kamera kurz, Sie wissen schon, ich würde da gerne etwas mit Ihnen unter, äh, sechs Augen besprechen, wir lassen das Kameraauge erblinden, wir sprechen mit dem Chef über sein Restaurant, das Fernsehen ist groß, das Fernsehen ist mächtig, der Chef zahlt einen kleinen Betrag, wir werden ihn filmen, sein Restaurant, Kamera ein, los, aus dem Hintergrund blickt die Bedienung, der Chef zieht uns zu sich heran, nicht die, flüstert er, mich.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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