01.06.12 (2)

Viel geschrieben, mehr ging schon lange nicht mehr, zehn Seiten in kurzer Zeit, es lief aus mir raus, aus allen Ecken und Enden kam es und tropfte auf das Papier, das in den heutigen Tagen kein Papier mehr ist, sondern eine Fälschung, die Darstellung von Papier, die Nachahmung von Papier, die Fiktion davon, eine wirkliche Fiktion, die im Nichtraum, im Nebelraum zu existieren scheint; einem Nebelraum, auf den alle zugreifen, denn sende ich das Typoskript an den Verlag, dann kommt es an, dann durchschreitet es den Nebelraum, der kein Traum ist, oder vielleicht doch einer, aber zumindest einer, der mit weit ausholenden Armbewegungen um sich greift, der die Wasser des Realen wegstreicht und weghebt.
Mehr, mehr müsste man notieren, so wie es Falko Hennig tut, der alles aufschreibt, der jede Fernsehsendung in seinen Nebelraum schleppt, vielleicht um all den Nebel darin zu vertreiben, um endlich einmal klarer sehen zu können.
Ein Nebelraum voller Gegenstände ist bald kein Raum mehr, sondern ein Behältnis, ein beengtes Behältnis, mit dem vollgestellt, was wir unser Leben nennen.
Schlepp dein Leben in die Texte, schlepp es rein.
Zehn Seiten geschrieben, jetzt kommt das, was man Feierabend nennt, den es aber nie geben kann, weil es um das Leben geht. Das Leben ist der Stoff, aus dem wir schöpfen.
Leben heißt also arbeiten, unentwegt, ohne Unterlass, ohne Pause.

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Ein wirklich wichtiges Gespräch über die essentiellen Dinge des Lebens …

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01.06.12

Zurück aus der Videothek. (Läden, die an billigen Sex in Abstellkammern erinnern, oder das, was wir uns darunter vorstellen; man könnte es auch in einem Film gesehen haben, und baut es nun geschickt in den eigenen Kopf, packt es in eines der Regale, die weit oben liegen, vergessen, von Spinnweben umwickelt, eingepackt vom Staub der Jahre. Irgendwann wird es dann zur Wahrheit dessen, was man erlebt zu haben meint.)
Billige Auslegware, von einem Teppich sollte man da nicht sprechen, schreiben noch weniger, grün oder blau: ich habe es tatsächlich bereits vergessen. Es riecht nach Schweiß, der an allem haftet, und wenn man lange genug bleibt, dann wird man bald auch wie ein toter Sportler stinken.
Wir griffen uns rasch drei Filme ab, allemal besser, als etwas zu lesen.
Die Mädchen und Jungen (die seltsamerweise wie Mädchen aussehen, sodass man sie alle kaum unterscheiden kann), die dort arbeiten, wirken wie Zombies, die aus einem Romero entsprungen sind. Lethargisch packen sie die DVDs in die Hüllen, murmeln wie Roboter: „Kratzer sind vermerkt.“
Zugreifen. Raus da.
Jetzt einen Kaffee, dann ein wenig am Roman arbeiten, später die Filme.
Das Leben kann so wunderbar höllisch sein, man verhöllt sich unter einem Erdreich aus Leichen, Filmen, Wörtern.
Und wenn man stirbt?
Nichts. Das muss das Paradies sein.

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1. Juni 2012, Gute Nacht, 6.04 Uhr

Ein weiterer Tag im Leben des Herrn Rohm bahnt sich seinen Weg durch die ersten Lebensstunden, die geprägt sind von frühkindlichem Gesabber und Spracherwerb. Neugierig wedeln seine Lider über die sich aus der Dämmerung schälenden Gegenstände, die im klaren Licht zu altbekannten Möbelstücken mutieren. Alles befindet sich in einem Zustand der Wandlung.
Hat der Tag sich erst in den Sattel gesetzt, herrschen seine Stunden unbarmherzig über das Dasein Rohms. Aber noch scheint alles fremd, unbekannt, noch könnte es auch Abend sein. Rohm lässt sich von diesem Argument überzeugen und begibt sich rasch wieder ins Bett, will er doch am nächsten Morgen ausgeschlafen und mit allen Kräften, die erforderlich sind, an seinem Roman arbeiten.
Gute Nacht, allerseits!, ruft er in die Menge seiner Bücher, die sprachlos zurückbleiben.

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31. Mai 2012, Gesundheitscheck, 19.29 Uhr

Rohm hat sich an diesem Tag ausgewogen ernährt, verspeiste er doch drei Hamburger, sieben Zeitungsberichte, einen halben Krimi, schlechte und gute Meinungen über sich, schlechte und schlechte Meinungen über den Zustand der Welt.
Der Arzt, so mutmaßt Rohm, müsste sich beim nächsten Gesundheitscheck zufrieden zeigen, konnte er, so wird es Rohm dem erstaunt dreinblickenden Doktor erklären, doch wahrlich nicht mehr für Leib und Seele tun.
Sagt es, wird sich eine Zigarette anzünden, dann den Kittel des Arztes, um erleichtert festzustellen, dass die Reflexe des Medizinmannes noch dieselben sind, die sich im letzten Jahr bereits aus den qualmenden Praxisräumen ins Freie strampelten.

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Zum Weltnichtrauchertag

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31.05.12

Irgendwo habe ich gesehen, vielleicht als Werbeblock – weil so ein Werbeblock zwischen allen Dingen des Lebens hängt, zwischen den Überfällen und Tötungen, den Hinrichtungen und Hochzeiten, den Fußballspielen und Massenerschießungen -, dass auf 3Sat am Freitag ein Film von Fassbinder kommt. Welt am Draht. Ansehen, denn den kenne ich noch nicht; ich werde ihn mir ansehen, in der Hoffnung, nicht wieder mit einem müden Auge im Bett zu liegen, denn dort liege im am liebsten, das Bett ist mir Alles, allein, was man da schon machen kann: Lieben, Liegen, Schlafen, Träumen. Ist das Betttuchgroßsegel erst gesetzt und der Wind scharf, dann heißt es: Ahoi!
Aber auf den Fassbinder möchte ich ungern verzichten, werde mir also Streichhölzer zwischen die Augen klemmen, in die Augen, und wenn keine Streichhölzer da sind, dann etwas anderes, ein Buch, eine Wäscheklammer, eine Reißzwecke, die hält wach, ganz bestimmt sogar.
Notiert. Geheftet. Abgelegt.

Ach, sollte ich nicht endlich auch etwas zum täglichen Wetter schreiben, über das Draußen, weil es da ist und weil man es rasch festhalten könnte?
Scheißkalt, zumindest im Vergleich zu den letzten Tagen. Die Kühle dringt beim Rauchen bis ins Hirn und wirbelt drin. Die Stirn ist feucht, kein Fieber, keine Angst, meine werten Leser.
Notiert. Geheftet. Abgelegt.

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