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Hundertvierzehn | Bericht
175 Fifth Avenue – Unterwegs in New York

Die Lesereise von Jarett Kobek, ein Spiel der New York Yankees oder das »Plündern [der] Regale von Barnes & Noble« – was unser Kollege Max Farr im Flatiron Building oder im Central Park erlebt, hat er für uns festgehalten.

 
Von

Max Farr - Redaktion Hundertvierzehn, S. Fischer Verlag

© Max Farr03.04.2016
Der erste Sonntag im April ist sonnig, ein kalter Wind zieht durch die Straßenschluchten von Midtown Manhattan. Übernächtigt und hungrig betrachte ich das Flatiron. Die Stühle auf dem Madison Square sind alle besetzt, die meisten Bänke auch. Der Rasen im Park ist in bester Ordnung, die Blumen blühen. Drei Wochen später erzählt Denise Benmosche in welch heruntergekommenem Zustand der Madison Square noch Ende der Neunziger war, dreckig, verwahrlost, die Denkmäler beschmiert, der Asphalt aufgebrochen. Ihr Mann, Bob Benmosche, war einer der Mitinitiatoren der Campaign for the New Madison Square Park; heute geht die Schlange vor Shake Shack durch den ganzen Park.

06.04.2016
Jarett Kobek ist auf Lesereise durch die USA mit seinem Buch ›I hate the Internet‹. Seine Tour geht dem Ende zu, er ist etwas erschöpft, trotzdem erzählt er unterhaltsam und lebendig davon, wie er in seinem damaligen Wohnort San Francisco plötzlich und unerwartet mitten im Auge des Gentrifizierungsstrudels steckte, vor dem er schlussendlich flüchtete – in eine andere Stadt und in dieses Buch. Im Herbst erscheint es bei uns.

07.04.2016
In unserer Mittagspause machen wir einen Ausflug zu Random House am Broadway/Ecke 55. Straße. In der Lobby, einer moderneen Kathedrale für Bücher, repräsentativ, beeindruckend, einschüchternd, fragen wir uns durch zum PAMA-Panel. PAMA ist die Vereinigung der Marketing-Professionals in der Buchbranche, die Lunch-Panels finden regelmäßig statt. Heute sprechen fünf Cover-Designer über ihre Arbeit, darunter Henry Sene Yee, Creative Director bei Picador. Sein Columbine-Cover ist beeindruckend, das Buch begegnet mir zwei Wochen später wieder, als ich das Proposal für ein Buch über Charleston lese, das Tim Bartlett gerade für St. Martin's Press lektoriert.

14.04.2016
Miriam Weinberg, Lektorin bei Tor, und ich plündern die Regale von Barnes & Noble. Wir suchen Inspiration für das Cover eines neuen Buches, das im Winter 2017 erscheinen wird. Über 20 Bücher breiten wir auf dem Boden vor uns aus, diskutieren die Cover. Wie in einem Casting fliegen Bücher raus oder kommen in die engere Auswahl, die vier übriggebliebenen wird der Cover-Designer als Vergleichstitel bekommen.

© Max Farr15.04.2016
Drei Kollegen nehmen mich mit zu einem Baseballspiel der New York Yankees, die ich nur von den zahllosen Kappen und Shirts kenne, die sie in der ganzen Welt vermarkten. Alle Spieler tragen während des Aufwärmens und beim Spiel Trikots mit der Nummer 42 auf dem Rücken. Es ist Jackie Robinson Day, der Tag, an dem 1947 Jackie Robinson als erster afro-amerikanischer Spieler in der MLS sein Debüt gab.

17.04.2016
Bei einem Spaziergang im Hudson River Park entdecke ich Pier 40. Dort steht ein dreistöckiges Parkhaus, die Auffahrten steigen so sachte an, dass sie an die Rampen erinnern, die wohl beim Pyramidenbau zum Einsatz kamen. © Max FarrIn der Mitte des Parkhauses ist ein riesiges Sportfeld, auf dem trainiert wird und mehrere Jugendspiele gleichzeitig ausgetragen werden: Baseball, Lacrosse, Fußball. Auf dem Dach sind zwei Fußballkäfige sowie alle Turngeräte, die man sich vorstellen kann. Die Sportler genießen beste Aussicht auf die Skyline von Downtown Manhattan.

18.04.2016

Wir stehen an der Metropolitan Avenue, warten auf die Subway. Am Gleis steht ein Musiker-Duo vor einem Plakat für Snow White and the Huntsman 2, sie spielen Swing mit Kontrabass und Gitarre, dazu singen sie. Am nächsten Tag teilt die französische Huffington Post ein Video der Szenerie, ohne die Künstler zu nennen, knapp 140.000 Leute schauen es an. Eine Woche später spielen sie in einer kleinen Bar in Williamsburg, auf Facebook gibt es zehn Zusagen.

Der M-Train fährt von Queens über Manhattan nach Brooklyn. Dort fährt er als Hochbahn, die Station Seneca Ave ist der höchste Punkt. © Max Farr21.04.2016
Im New Museum ist eine große Anri-Sala-Schau, ein albanischer Künstler der mittlerweile in Berlin lebt. Im zweiten Stock, gegenüber dem Aufzug sind zwei unscheinbare Plastikhände, bezogen mit Putzhandschuhen, auf Brusthöhe an der Wand montiert. Ihr Schatten gleicht der Merkel-Raute; von unten betrachtet ergibt sich das gleiche Bild wie die Erschaffung Adams an der Decke der Sixtinischen Kapelle.

24.04.2016
Die neue Staffel ›Game of Thrones‹ feiert Premiere. Wir gucken im Apartment einer Freundin, halten uns fest an Butter-Popcorn und den Salatresten von unserem Picknick im Central Park. Anschließend erzählt uns die Freundin ihres Mitbewohners ihre Theorie über Lady Melisandre, ihre Kenntnis der Geschichte von Westeros ist beeindruckend. Bevor ich gehe empfiehlt sie mir, die ›History of Game of Thrones‹ auf YouTube zu schauen.

© Max Farr25.04.2016
Im Flatiron kann man zwischen fünf Personenaufzügen (und einem Lastenaufzug) wählen. Schnell ist keiner. Während wir warten, unterhalten wir uns über YouTube, eine Kollegin erzählt von The Diva, einer südkoreanischen Youtuberin. Sie ist deutlich älter als die meisten anderen YouTube-Stars; ihre Videos zeigen sie, wie sie Unmengen koreanischer Delikatessen (?) isst. The Diva ist die unbestrittene Königin der südkoreanischen Food-Binge-Szene.

© S. Fischer Verlag GmbH /
Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH
Frankfurt am Main 2020
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