Direkt zum Inhalt
Feb
24
Startseite
Facebook Twitter Instagram RSS
Logo Mini

Hauptmenü

  • Startseite
  • Rubriken
  • Extras
  • Über uns
  • Newsletter
  • Literatur und Politik
  • Im Gespräch mit...
  • Frisch im Netz
  • Was liest ...?
  • fünf Wörter, ein Roman
  • Feminismen
  • Fahrtenschreiber - Lektoren unterwegs
  • Klassisch Fischer
  • Playlist
  • Fragen wie Fichte
  • Lyrik
  • Der Sommer ihres Lebens
  • Calvino30
  • Kolumne von Yu Hua
  • Zur Buchmesse täglich
Hundertvierzehn | Extra
Teil fremder Gedanken

Ein kleiner Tod – und eine Neugeburt. Der russische Autor Sergej Lebedew ist zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse. In seiner Kolumne auf hundertvierzehn.de berichtet er täglich von Erlebtem und Erlesenem.

 
Sergej Lebedew

Sergej Lebedews Zeitung, für die er in den letzten Jahren schrieb, wurde während des Ukrainekonflikts verboten. Lange Zeit fand sich kein russischer Verlag für ›Menschen im August‹, die deutsche Ausgabe ist die Weltpremiere, nun wird der Roman im Januar 2016 doch in Russland veröffentlicht.
Zuletzt erschien sein Roman ›Der Himmel auf ihren Schultern‹. Sergej Lebedew wurde 1981 in Moskau geboren, wo er zurzeit lebt.

Da steht es im Regal des Verlagsstands, eingeschweißt in Folie. Wenn man es auspackt, steigt einem der Geruch von Büchern in die Nase, die vor einigen Wochen die Druckerei verlassen haben. Papier. Druckerschwärze. Der Geruch ist sowohl lebendig als auch künstlich. Sofort will man darin blättern, das Buch öffnen wie eine reife Frucht.
Das Buch auf dem Regal ist jetzt Materie, es ist zu endgültig, als dass ich mich noch mit ihm in Beziehung bringen kann.
Vorbei. Es gehört mir nicht mehr.
Ein anderer hat es geschrieben, es muss mein Doppelgänger sein. Sein Foto hängt am Messestand, sein Name steht auf dem Cover. Mir fehlt der Bezug zu ihm.
Aber ich war er, natürlich. Solange ich den Roman geschrieben habe.
Zur Buchmesse täglich – lesen Sie mehr:

Alle bisherigen Beiträge finden Sie hier

Wenn man sein Buch das erste Mal an einem Messestand sieht, kehrt man in die Realität zurück. Vorher stand man mit dem Text in einer konspirativen Verbindung, war mit ihm allein. Es gab ein Geheimnis, denn niemand auf der Welt, nicht einmal ich selbst, konnte mit völliger Gewissheit sagen, was es für ein Buch wird.
Und nun ist es fertig, der letzte Punkt gesetzt, die Endredaktion abgeschlossen – wie ein kleiner Tod.
Ein Tod – und eine Neugeburt.
Von nun an werden andere Augen den Text lesen, er wird Teil fremder Gedanken, vielleicht sogar fremder Träume, andere werden ihre Erfahrungen mit ihm machen.
Eine Vielzahl verschiedener Lesarten entsteht, und alle sind reicher als meine allein.
Man löst sich förmlich auf, lässt dem Buch den Vortritt, denn das Buch ist – zumindest in meinem Fall – größer als der Autor.
Und so stehe ich am Messestand und nehme Abschied von meinem Buch, und das ist so schwer als sei es eine Geliebte.
Ein Gefühl der Leere, wie ein Platz am frühen Morgen.
Aber im Nebel zeichnen sich neue Figuren, neue Gefühle ab.
Es ist der nächste Roman, ich kenne ihn noch nicht. Es sind seine ersten Anzeichen.

Aus dem Russischen von Franziska Zwerg

Menschen im August

Russland im August 1991: ein Putsch bringt das Land zum Beben, Gorbatschow wird abgesetzt, Jelzin übernimmt die Macht und Putin kann kaum erwarten, der Nächste zu sein. Das Land zerfällt. Nichts ist mehr, wie es Jahrzehnte lang war. Die einen verscherbeln Bodenschätze und Panzer und werden Multimillionäre, die anderen versinken in bitterer Armut. In dieser Zeit des totalen Umbruchs entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner Großmutter und erkennt, dass das Schweigen über die Vergangenheit gebrochen werden muss, wenn Russland eine Zukunft haben will. Ein hochaktueller, ein spannender Roman über ein Land, das schon lange keine Weltmacht mehr ist.

Mehr Infos auf fischerverlage.de
© S. Fischer Verlag GmbH /
Fischer Kinder- und Jugendbuch Verlag GmbH
Frankfurt am Main 2020
Datenschutzbestimmungen
Impressum