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Hundertvierzehn | Extra
Wie ein Fingerabdruck

Zeugenschaft in einer gewissermaßen theatralisch inszenierten Realität. Der russische Autor Sergej Lebedew ist zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse. In seiner Kolumne auf hundertvierzehn.de berichtet er täglich von Erlebtem und Erlesenem.

 
Sergej Lebedew

Sergej Lebedews Zeitung, für die er in den letzten Jahren schrieb, wurde während des Ukrainekonflikts verboten. Lange Zeit fand sich kein russischer Verlag für ›Menschen im August‹, die deutsche Ausgabe ist die Weltpremiere, nun wird der Roman im Januar 2016 doch in Russland veröffentlicht.
Zuletzt erschien sein Roman ›Der Himmel auf ihren Schultern‹. Sergej Lebedew wurde 1981 in Moskau geboren, wo er zurzeit lebt.

»Früher wurde gekämpft, um einen Feind zu vernichten und sein Territorium zu erobern. Das waren die Voraussetzungen für einen Sieg. Heute kämpft man darum, das passende Bild im Fernsehen zu zeigen. Es ist eine neue Form des Krieges, von der wir bisher nichts wissen.«
An diese Worte eines ehemaligen Offiziers der Russischen Streitkräfte musste ich auf der Buchmesse bei der Autorendiskussion denken, bei der es darum ging, wie die Kunst jeglichem Extremismus die Stirn bieten kann.
Meiner Empfindung nach lassen wir dabei etwas Wichtiges außer Acht. Traditionell setzt man die Kunst in Opposition zu jeder Art von Gewalt – zu militärischer, ideologischer und politischer Gewalt.
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Heute haben sich alle diese miteinander verwobenen Formen von Gewalt dank der medialen Möglichkeiten, die im 20. Jahrhundert noch unbekannt waren, zu einer neuen, monströsen Erscheinungsform von »Kunst« ausgewachsen. Sie übersteigt bei weitem die Grenzen dessen, was wir gewöhnlich als Propaganda bezeichnet haben.
Versuchen wir uns eine militärische Aktion vorzustellen, die in erster Linie die Ziele dieser »Kunst« verfolgt. Sie geht nicht von der Notwendigkeit aus, etwas zu tun, sondern will der eigenen Nation und der Welt etwas zeigen (als solche gestalten sich im Wesentlichen die militärischen Aktionen von Russland in Syrien). Wir müssen uns dabei eingestehen, dass wir uns in einer gewissermaßen theatralisch inszenierten Realität wiederfinden.
In dieser Inszenierung funktioniert die Opposition von Kunst und Gewalt, von Kunst und Krieg nicht mehr, denn die Gewalt und der Krieg selbst arbeiten nun mit denselben Mitteln, die wir gewöhnlich dem Monopol der Kunst zugerechnet haben.
Wo findet der Schriftsteller in dieser neuen Welt seinen Platz?
Wie kann man dieser Herausforderung begegnen? Ist das überhaupt möglich?
Noch können wir lediglich die Konturen des Problems erkennen. Aber ich meine, dass ein Wort, ein Begriff bald in die Literatur zurückkehren muss. Es ist der Begriff des »Zeugens«, der »Zeugenschaft«
In einer Welt, in der jedes Bild, jede Tatsache mit unglaublicher Leichtigkeit gefälscht werden kann, steigt die Verantwortung des Schriftstellers für sein Werk um ein Vielfaches. Und die individuelle Erfahrung, jene »Zeugenschaft«, wird zu einer Erscheinung, die kaum zu fälschen und zu verdrehen ist – so wenig wie ein Fingerabdruck.
Die jüngste Entscheidung des Nobelpreiskomitees scheint diese These zu bestätigen.


Aus dem Russischen von Franziska Zwerg

Menschen im August

Russland im August 1991: ein Putsch bringt das Land zum Beben, Gorbatschow wird abgesetzt, Jelzin übernimmt die Macht und Putin kann kaum erwarten, der Nächste zu sein. Das Land zerfällt. Nichts ist mehr, wie es Jahrzehnte lang war. Die einen verscherbeln Bodenschätze und Panzer und werden Multimillionäre, die anderen versinken in bitterer Armut. In dieser Zeit des totalen Umbruchs entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner Großmutter und erkennt, dass das Schweigen über die Vergangenheit gebrochen werden muss, wenn Russland eine Zukunft haben will. Ein hochaktueller, ein spannender Roman über ein Land, das schon lange keine Weltmacht mehr ist.

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Frankfurt am Main 2020
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